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Wie Banken und Vermögensverwalter mit „Megatrends“ umgehen

Kundenversteher und Kundenverdreher

© FUCHS | RICHTER Prüfinstanz
Tagtäglich „stolpert“ man über den Begriff Megatrends. Banken haben Megatrends als verkaufsträchtiges Produkt erkannt. Doch was können Kunden, die sich dafür interessieren, an Beratung erwarten? Wie spezialisiert und dezidiert setzen sich die Anbieter mit dem Thema auseinander und wie individuell können sie auf diesbezügliche spezifische Kundenwünsche eingehen?

Wie identifizieren Banken im Wealth Management nun relevante Megatrends? Als Messlatte für den Markt darf die umfangreiche Werbebroschüre von Pictet gelten, die sich auf 70 Seiten ausführlich mit Megatrends auseinandersetzt. Nirgends sonst wird so klar, woher die Bank ihre Weisheit in Sachen Megatrends nimmt: Bei Pictet Asset Management habe man „mithilfe von Beratern, darunter das Copenhagen Institute for Futures Studies, 14 Megatrends herausgearbeitet, die unseres Erachtens die Welt prägen.“

Basierend auf diesen Erkenntnissen hat Pictet 13 Einzelthemen-Aktienstrategien und 2 themenübergreifende Strategien entwickelt, deren Ziel in der Auswahl von Unternehmen besteht, die am besten positioniert sind, um von diesen Megatrends zu profitieren. Hier werden nicht nur die einzelnen Trends sorgfältig, gut verständlich und grafisch gut aufbereitet erläutert. Auch die Quellen der Erkenntnis werden stets sorgfältig aufgeführt. Allerdings muss der Kunde schon einiges an Lesezeit aufwenden, um sich Orientierung zu verschaffen.

„Verwechslung“ mit „Nachhaltigkeit“

Häufig jedoch wird der Anlagewunsch Megatrends mit nachhaltig ökologischer Geldanlage gleichgesetzt (Bsp.: Alpen Privatbank). Andere Häuser übergehen in ihren „Proposals“ das Kundenanliegen komplett wie BNP Paribas, die eine Musteranlagelösung schicken, in der sie dem Kunden versprechen, dass sie Markttrends identifizierten und danach systematisch das Portfolio ausrichteten. Mit Megatrends hat das allerdings wenig zu tun.

Die Quirin Privatbank will zwar Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen und baut dem Kunden ein international diversifiziertes Portfolio, verliert aber über Megatrends kein Wort. Treffsicherer ist da schon die Bank Gutmann, die einen speziell nachhaltigen Anlagewunsch beim Kunden erkennt und diesen auch en Detail ausführt, aber ebenfalls nichts zu Megatrends sagt. Ebenso die Bank Hauck Aufhäuser Lampe, die bei Megatrends auch ganz auf Nachhaltigkeitsaspekte fixiert ist, den Kunden allerdings auch argumentativ voll überzeugen. Nicht anders sieht es bei Vontobel Europe aus: auch dort  geht es um Nachhaltigkeit, nicht breiter gefasst um Megatrends. Genauso die Bethmann Bank: Handlungsfelder, um die Zukunft zu gestalten, heißt es zwar im Anlagekonzept, doch auch hier wird die Zukunft entweder nachhaltig gestaltet oder gar nicht. Das Wort Megatrend findet sich nicht einmal im Anlagevorschlag. Beim Bankhaus Carl Spängler ist es ein Mixtum Compositum aus Nachhaltigkeitsanlagen und Zusätzen aus Private Equity und Kryptowährungen.

Nur wenige leiten den Kundenwunsch nach Megatrends sauber ab

Bei der Kathrein Privatbank leiten sich die Megatrends einerseits aus dem eigenen Investmentansatz sowie den Ausschlusskriterien des Kunden ab. So identifiziert die Bank schließlich Urbanisierung, Gesundheit, Ressourcen und Technologie mit einer Reihe an Sub-Trends als relevant für das Kundenportfolio. Die Bank verwendet dazu Studien der Unis in Stanford, des MIT, der Vereinten Nationen, der Weltbank, des Weltwirtschaftsforum und verschiedener Beratungsunternehmen. 

Die Globalance Bank versteht sich per se als „Pionierin zukunftsorientierter Anlagen“, die globale Herausforderungen lösen helfen und positiv die Zukunft gestalten. Die relevanten Megatrends sind hier Automatisierung, Ressourcenverknappung, Gesundheit, Digitalisierung, Konsum, Urbanisierung, neue Mobilität, Wissensgesellschaft sowie Klima & Energie. Auswahlkriterien sind hohe Notwendigkeit, Dringlichkeit, globale Relevanz und Wechselwirkung. Ein Unternehmen muss signifikante Umsatzanteile in Wachstumsbereichen wie Smart Farming, Robotics, Elektromobilität, Cloud Computing, 3D-Druck, Batteriespeicher, etc. erwirtschaften, damit es sich für das Portfolio qualifiziert.  

Der „intuitive Ansatz“

Die Liechtensteinische Landesbank (Österreich) identifiziert ebenfalls ein breites Spektrum an Megatrends und beschreibt diese zusätzlich detailliert. So heißt es beim Megatrend Erneuerbare Energie: „Hier liegt der Fokus auf Unternehmen, die sich mit der Nutzung regenerativer Energiequellen wie Wasserkraft, Windenergie, Sonnenenergie, Erdwärme und Biomasse beschäftigen. Wie kann man intelligent und klimaschonend Energie und Wärme für das Eigenheim und für große Industriebetriebe gewinnen? Photovoltaik und Solaranlagen als Schlüsseltechnologie? Windenergie als ein weiteres Standbein in der Energieversorgung. Unternehmen, die sinnvolle Alternativen zu klassischen Verbrennungsverfahren anbieten. Die Bank kann es allerdings nicht lassen, in Marketingsprech zu verfallen und mit englischen Begriffen wie Smart Buildings, Food etc. zu arbeiten.

Einen intuitiven Ansatz wählen Schelhammer Capital: „Zukunftsthemen, die man nicht „voraussagen” muss. Sie sind schon allgegenwärtig und markieren Herausforderungen und Veränderungen, die uns bereits begleiten und auch noch lange werden.“ Das Ergebnis ist im Grunde das gleiche wie bei der LLB Österreich: Digitalisierung, Gesundheitsinnovation, Software & IT Sicherheit, Smart City, Erneuerbare Energien, Automatisierung & Robotik, Wassermanagement, Innovativer Transport, Bildung & E-Learning, Green Finance.

Fazit: Die Berater neigen dazu, den Kundenwunsch auf ihr eigenes Angebot umzudeuten. Wer eine Spezialisierung bei Megatrends im Portfolio hat wie Pictet, holt die Hausbroschüre aus der Schublade. Wer wie die Bethmann Bank auf Nachhaltigkeit gepolt ist, der versteht auch den Kundenwunsch, in Megatrends anzulegen, als Interesse an Nachhaltigkeit. Am besten zuhören können wohl die österreichischen Privatbanken, denn hier ist das Portfolio in Megatrends am klarsten aus dem Kundenwunsch abgeleitet.
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