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M.M.Warburg & Co. Luxembourg | TOPs 2017 – Beratungsgespräch

M.M. Warburg (Luxembourg): Etwas zu lässig

Knapp auf Rot geschaltet.
Dass die Berater der mehr als 200 Jahre alten M.M.Warburg in Luxemburg etwas unkonventionell agierende Enddreißiger mit viel Selbstbewusstsein sind, muss nichts Negatives sein. Im Gegenteil, etwas frischer Wind täte vielen Banken gut. Und wir sind mit der Beratung im Großen und Ganzen auch zufrieden, wenn da nur die gewissen Kleinigkeiten nicht wären…
Wir sehen uns vor dem Besuch in Luxemburg erst einmal die Internetseite des Traditionshauses an. Was wir hier über das Haus lesen, mutet fast philosophisch an. „Wer darüber nachdenkt“, heißt es da, „uns zum Teil der eigenen Zukunft zu machen, kann diese Überlegungen gerne mit einem Blick in unsere Geschichte beginnen.“ Und die ist wahrlich beeindruckend, denn sie führt zurück bis ins Jahr 1798. In den fast 220 Jahren habe man als inhabergeführte Privatbank stets die eigene Unabhängigkeit gewahrt – allen Turbulenzen zum Trotz. Dass die Bank darauf stolz ist, ist durchaus verständlich. Und dann wird es fast pathetisch, wenn die Bank schlussfolgert, dass die Stellung, die eine Bank einnimmt, weniger wichtig als ihre Einstellung sei. „Deshalb werden wir nie aus den Augen verlieren, was es bedeutet, dass Menschen ihr Geld in unsere Hände legen. Es ist ein Vertrauensbeweis. Und es ist unser Ansporn, diesem Vertrauen jeden Tag aufs Neue gerecht zu werden.“ Große Worte, denen hoffentlich große Taten folgen. Wobei auch wir ein grundsätzlich positives Bild der Traditionsbank haben. Warburg hat halt immer noch einen guten, großen Namen.

Am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe nimmt der Warburg-Bandenkonzern nicht teil. Transparenz und Wettbewerbsorientierung sehen anders aus – zumal die Teilnahme kostenfrei ist. So kann durch die Private Banking Prüfinstanz auch kein Abgleich zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Vermögensverwaltung erfolgen.

Finden, was man sucht

Der Internetauftritt macht auf uns einen ganz ordentlichen Eindruck. Wir finden leicht die Informationen über die Vermögensverwaltung, die für uns interessant sind. Die permanente Marktbeobachtung, lesen wir dort, fundierte Marktkenntnisse und die unverzichtbare Erfahrung sind das Fundament der Entscheidungen, wenn es darum geht, das Vermögen von Kunden zu verwalten. Vier unterschiedliche Anlagestrategien – von ertragsorientiert bis kapitalgewinnorientiert - spiegeln die Investmenterwartungen der Kunden wider und definieren den Rahmen des jeweiligen Investmentprozesses. Auch die Kontaktmöglichkeiten sind einfach zu finden. Zudem können sich Interessenten in einem gesonderten Bereich über die Marktentwicklung informieren. Dazu werden Artikel von renommierten Finanzmagazinen und -analysten zur Verfügung gestellt. Alles in allem nichts, was einen direkt vom Hocker reißt, aber unter pragmatischen Gesichtspunkten durchaus brauchbar.

Luxemburg als DER Fondsstandort

In ihrer Darstellung spielt die Bank auch die Karte ihres Standortes: Luxemburg. Seit 1973 hat die Bank hier ihren Sitz. Wie kein anderer internationaler Bankplatz bietet Luxemburg beste Rahmenbedingungen für ein leistungsfähiges Produktspektrum, ist Warburg überzeugt. Wie an keinem anderen Ort stehen dabei internationale Fonds im Mittelpunkt. Dazu haben nicht zuletzt die gesellschaftsrechtlichen und steuerrechtlichen Möglichkeiten beigetragen, die das Großherzogtum – Mitglied der europäischen Union seit 1958 und wesentlicher Impulsgeber für deren Entstehung – als Finanzplatz auszeichnet. Die hohe Verlässlichkeit der Steuerpolitik, aber auch die vergleichsweise niedrigen Steuersätze - beispielsweise bei den umsatzsteuerpflichtigen Depotgebühren - sind weitere unbestrittene Standortvorteile, lockt die Bank. Ende 2015 verwahrt die Bank 345 Fonds und ein Fondsvolumen von 24,6 Milliarden Euro. Das Kundenvolumen beträgt zu diesem Zeitpunkt 7,2 Milliarden Euro, das von 153 Mitarbeitern gemehrt wird. Sowohl Fondsvolumen als auch Mitarbeiteranzahl sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Geschäftsbericht für 2015 heißt es: „Das zweite Kerngeschäftsfeld ist das internationale Privatkundengeschäft, vom klassischen Beratungsdepot bis hin zur Vermögensverwaltung. Auch dieses Geschäftsfeld konnte im Geschäftsjahr nochmals ausgebaut werden, wobei besonders in der Vermögensverwaltung Zuwächse zu verzeichnen waren. Auch hier schätzen die Kunden unsere Unabhängigkeit, die gute Asset Allokation und das Eingehen auf individuelle Kundenbedürfnisse.“ Ok, das klingt alles recht gut. Wir sind neugierig, was wir in der Praxis erleben.

Das Fairness-Monitoring der Private Banking Prüfinstanz finden bislang nur für Anbieter mit Sitz in Deutschland statt. Für Warburg Deutschland konnte die Vertrauensampel nicht auf Grün gestellt werden.

Der Kunde und sein Anliegen

Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Sie suchen einen neuen Vermögensverwalter für Ihr bestehendes Depot über 2,5 Mio. Euro. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Sie sind in verschiedenen Branchen unternehmerisch oder als leitende Angestellte tätig oder bereits im Ruhestand. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.

Das Beratungserlebnis

Nach unserem Anruf in der Luxemburger Bank werden wir sofort an den zuständigen Berater verwiesen. Wir sprechen nur ganz kurz mit ihm und vereinbaren einen Termin. Das ist alles. Weder will er Details über uns und unseren Anlagewunsch wissen, noch vorher einen Depotauszug sehen. Hoffentlich geht das im eigentlichen Gespräch nicht nach hinten los. Auch nach diesem wirklich sehr minimalistischen Start geht es erst einmal spartanisch weiter: Wir bekommen nicht einmal eine Mail mit einer Terminbestätigung.

Das Gespräch vor Ort

Wir stellen unser Auto auf dem Kundenparkplatz neben dem Bankgebäude ab. Es handelt sich dabei um eine schöne, alte Villa, die allerdings ihre besten Zeiten eindeutig hinter sich hat. Zwar wirkt alles ansprechend und hat Charme, auch der Beratungsraum. Doch im Detail merkt man schon, dass dem alten Gemäuer eine gelegentliche gründliche Renovierung nicht schlecht zu Gesicht stünde. Wir werden sehr freundlich am Empfang begrüßt, die Berater lassen auch nicht lange auf sich warten. Diskretion ist in jeder Situation gewährleistet, auch zu Störungen kommt es nicht.

Anfänglich wirken die Berater etwas desinteressiert

Beide Berater sind nach unserem Augenschein zu urteilen Enddreißiger und bankenmäßig gekleidet, allerdings mit einem gewissen Chic. Sie sind offenbar sehr stolz darauf bei Warburg arbeiten zu können, stellen ihre Bank vor und betonen wiederholt deren lange Tradition. Ihr Auftreten ist zwar freundlich, wirkt aber nicht übermäßig zuvorkommend. Im Unterschied zu vielen anderen Beratern bemühen sie sich nicht vordergründig darum, uns als Kunden zu gewinnen, sondern machen zunächst irgendwie ihr eigenes Ding und agieren ein wenig desinteressiert. Doch dieses Verhalten legt sich mit zunehmender Gesprächsdauer. Sie tauen auf, danken uns für den Besuch, so dass das Gespräch immer besser wird.

Keine Teamarbeit

Obwohl zwei Berater an dem Gespräch teilnehmen, hält sich einer sehr zurück, während der andere das Wort führt. Wir haben den Eindruck, dass der auch der fachlich Versiertere ist, aber Teamwork ist das nicht. Auch wenn der dominierende Berater zunächst nicht sehr empathisch wirkt, versteht er doch sehr genau, worum es uns geht. Allerdings hört er sich gerne selber reden. Doch das stört nicht weiter, da er unseren Argumenten dennoch aufgeschlossen gegenübersteht. Er agiert intelligent und fachlich fit und bringt die Themen schnell und professionell auf den Punkt. Beide Berater haben klare Meinungen und präzise Handlungsalternativen, die sie strukturiert in die Unterhaltung einflechten. Sie verstehen es recht gut, uns mit den richtigen Fragen die Informationen zu entlocken, die sie benötigen. Vor allem unsere Renditevorstellungen und die Risikoneigung hinterfragen sie recht genau. Dabei bleiben sie allerdings strikt beim Depot und beziehen unsere weiteren Vermögensverhältnisse nicht mit ein.

Vor Emerging Markets wird gewarnt

Als wir Markt und Risiken diskutieren, äußern sie sich sehr skeptisch zur Zukunft der Emerging Markets. Bei den Währungen lassen sie nur Dollar und Euro gelten, alle anderen Währungen – vor allem Peso und Rand – sind nach ihrer Überzeugung derzeit nicht kalkulierbar. Unser bestehendes Portfolio, erfahren wir weiter, habe die von uns vorgegebenen Präferenzen in der Vergangenheit fast ausnahmslos erfüllt, lediglich der maximale Jahresverlust war mit 6,9 Prozent höher als gedacht. Allerdings sollte wir jetzt die Fondsbestände mit hohen Durationen reduzieren und den Themenkomplex Emerging Markets aufgrund der wachsenden Risiken eliminieren. Das Zinsänderungsrisiko für Anleihen sei kurzfristig nicht all zu hoch. Doch ein Depot, so ihre Überzeugung, würde bei Warburg etwas anders aussehen als das jetzige. Sie kündigen an, dass sie gern unser Depot analysieren und Optimierungsmöglichkeiten zeigen sowie einen Alternativvorschlag unterbreiten wollen. Dabei haben wir das Gefühl, dass sie unseren Wunsch nicht sonderlich kompliziert finden, da sie relativ schnell zu einer Empfehlung kommen. Wir sollten eine neue Asset-Klasse in unser Portfolio einbauen – konkret Absolute-Return-Produkte – um eine breitere Portfoliodiversifikation zu erreichen. Ob dieses eilige Verhalten voreilig ist, können wir noch nicht einschätzen.

Vorbereitung kann verbessert werden

Bei den Themen Risikoreduktion, Kapitalerhalt und Renditeerwartungen bekommen wir keine Antworten, sondern werden auf den Anlagevorschlag vertröstet. Es gebe einen gewissen Widerspruch zwischen unseren Renditeerwartungen einerseits und unserer gefühlten Risikobereitschaft, lassen sie uns immerhin wissen. Damit haben sie nicht ganz unrecht. Aber es läge an den Beratern, den Versuch zu unternehmen, diesen Widerspruch im Kundensinne aufzulösen. An Gebühren, erfahren wir, müssten wir mit knapp einem Prozent rechnen.

Die Nachbetreuung

Eine Nachbetreuung im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Wir bekommen weder ein Gesprächsprotokoll noch Mails. Offenbar haben es die beiden Banker nicht so mit den Formalitäten. Jedoch ist ein Protokoll – gut gemacht – weit mehr: Es sichert Qualität, es sorgt dafür, dass der Anlagevorschlag auf einem korrekten gemeinsamen Verständnis von Situation und Kundenwünschen aufbaut.Als einziges Lebenszeichen kommt ein Anruf, in dem der Berater uns den Anlagevorschlag avisiert und zugleich mitteilt, dass er danach im Urlaub ist. Der Vorschlag selbst bügelt – zumindest aus Laiensicht – die Formfehler wieder etwas aus. Er ist übersichtlich, klar strukturiert und kommt ohne Umschweife auf den Punkt. Außerdem finden wir ihn insofern originell, als dass er auf feste Assetklassen mit Prozentzahlen verzichtet und auch keine Aktien beinhaltet, sondern lediglich einander ergänzende Fonds. Ob es außer originell auch klug ist, wäre der genauen Analyse durch den Fachmann vorbehalten.

Fazit:
Die beiden Warburg-Berater spulen bei allem gespürten Können etwas zu routiniert ihr Programm ab, besitzen aber Charme und versprühen Selbstbewusstsein. Positiv schlägt zu Buche, dass die Bank im Prinzip der einzige Anbieter ist, der uns nicht partout seine Vermögensverwaltung verkaufen will, sondern uns zeigt, wie wir unser Portfolio selbst optimieren können. Das kann für den Kunden von Vorteil sein, muss aber nicht. Gestört hat uns die etwas lässige Art, mit der unser Anliegen „Zinsangst“ aufgenommen wird und das Gefühl, dass die Bank nicht besonders erpicht darauf ist, uns als Kunden zu gewinnen. Auch der etwas laxe Umgang mit Qualitätsaspekten wie einem Gesprächsprotokoll ist noch verbesserungswürdig. Daher wird die erforderliche Punktzahl für die Qualifikation haarscharf verfehlt und der Daumen geht – fast schweren Herzens und ganz knapp – nach unten.

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2017“.

Fakten

M.M.Warburg & CO Luxembourg S.A.
2, Place Dargent, 2010 Luxembourg
www.mmwarburg.lu

Das Haus macht keine weiteren Angaben.

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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