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Bankhaus Vertiva Family Office , Vermögensmanagement TOPS 2019: Qualifikation

Mut und Augenmaß: Die richtige Mischung

Vertiva ist ein Beratungserlebnis der etwas anderen Art. Das junge Family Office kommt ein wenig unkonventioneller und moderner daher als die altehrwürdigen Privatbanken. Familiär geht es auch im Unternehmen selbst zu: Gerade einmal neun Mitarbeiter zählt das Haus, das erst 2012 von einem Team erfahrener Vermögensverwalter gegründet wurde. Wer aufgrund der kurzen Unternehmenshistorie Bedenken hat, findet diese schnell zerstreut: Vertiva bietet unabhängige Beratung auf sehr hohem Niveau.

Die Vertiva Family Office GmbH wurde 2012 von einem langjährig erfahrenen Team von Ellwanger & Geiger gegründet. Heute zählt das Family Office neun Mitarbeiter, 95 Mandanten und 500 Mio. verwaltetes Gesamtvermögen. Mit der Südwestbank AG, die 52,5% am Unternehmen hält, verfügt Vertiva über einen kapitalstarken Mehrheitsgesellschafter. Die restlichen 47,5% halten Gründer, Beiräte und Mitarbeiter.

Vertiva bietet vermögenden Privatpersonen, Firmenkunden und Stiftungen eine unabhängige Beratung in allen Bereichen des Vermögensmanagements. Neben der Vermögensberatung und -verwaltung gehört auch das Vermögenscontrolling zum Dienstleistungsangebot.

In der Verwaltung ist das Ziel, ganzheitlich zu agieren und den Kunden in sämtlichen administrativen Belangen zu entlasten. Dazu kooperiert Vertiva mit verschiedenen Depotbanken und arbeitet mit allen involvierten Parteien wie Banken, Verwaltern, Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern usw. zusammen.

Das Angebot in der Vermögensverwaltung

In einer sehr übersichtlichen Darstellung stellt Vertiva Verwaltungsmandat und Anlageberatung nebeneinander. Bei der Beratung fehlt auch der Hinweis auf die Gesprächsaufzeichnungspflicht seit dem 03.01.2018 nicht – gut!

In der Vermögensverwaltung will man eine mit dem Kunden vereinbarte Strategie gemäß der gesetzten Restriktionen umsetzen und ihm dabei die Anlageentscheidung abnehmen. Dabei kann der Kunde zwischen der klassischen und der individuellen Vermögensverwaltung wählen.

In der klassischen Verwaltung übernimmt Vertiva Strategieumsetzung und Transaktionsentscheidungen. Das Anlageuniversum beschränkt sich auf die USA und Europa. In der individuellen Vermögensverwaltung erfolgt die Delegation von Anlageentscheidungen laut Eigenmarketing „mit persönlichem Fingerabdruck": Gemeinsam will man die persönlichen Anlagerichtlinien des Kunden ausarbeiten. Das Anlageuniversum ist hier global und Restriktionen und Vorgaben durch den Kunden sind möglich. Das klingt in der Ära MiFID II nach viel Individualität. Unsere Neugier ist geweckt.

Der Kunde und sein Anliegen

Aus einem Vermächtnis steht uns in naher Zukunft ein Anlagebetrag in Höhe von zwei Millionen Euro zur Verfügung, wobei eine Million bei einem anderen Institut längerfristig angelegt wird. Erfahrung mit Vermögen und Anlagethemen haben wir nicht, unser Vorwissen beschränkt sich auf „Tageszeitungsniveau". Dafür sind unsere Ziele sehr klar definiert.

Erstens haben wir die Möglichkeit, an einer renommierten englischen Universität ein sehr spezialisiertes Masterstudium zu absolvieren. Da die Inhalte sehr anspruchsvoll sind, möchten wir mindestens zwei Jahre lang nicht erwerbstätig sein müssen und uns ganz auf unsere wissenschaftliche Arbeit konzentrieren (ggf. auch länger, da sich eine Promotion anschließen kann).

Durch die uns zugefallene Summe sehen wir die Chance, dieses Ziel zu verwirklichen und möchten eine monatliche Ausschüttung erreichen, die unsere Lebenshaltungskosten während des Studiums möglichst ganz oder so weit wie möglich deckt.

Vom Berater möchten wir deshalb zunächst wissen, ob das Geld so angelegt werden kann, dass dieses Ziel erreicht wird. Das Stammkapital soll soweit es geht erhalten bleiben. Nach Ende des Studiums möchten wir Wohneigentum erwerben, deshalb möchten wir höchstens 20% Verlust vom Stammkapital hinnehmen.

Gefragt, ob es bestimmte Präferenzen gibt, lautet unsere Auskunft, wir hätten mal ein bisschen was zu ETF und nachhaltigen Anlagen gelesen und würden abgesehen von den oben genannten Zielen Wert darauf legen, dass unser Kapital nicht gerade ethisch fragwürdigen Unternehmen zu Gute kommt, wobei wir bestimmte Kriterien haben, was für uns akzeptabel ist und was nicht.

Der telefonische Erstkontakt

Dank einer sehr übersichtlich gehaltenen Website finden wir die Telefonnummer mühelos auf den ersten Blick. Einen Aufzeichnungshinweis gibt es nicht. Beim ersten Versuch erreichen wir niemand, aber beim zweiten Mal meldet sich der Berater selbst und verspricht einen Rückruf, der auch umgehend erfolgt.
Im anschließenden Gespräch lässt er durchblicken, dass der Anlagebetrag eher die untere Schwelle darstelle, ist aber offen und freundlich und bietet uns an, den Termin frei zu wählen. In dem Gespräch unterhalten wir uns kurz über unsere berufliche und familiäre Ausgangssituation, das Ziel der Geldanlage, den Umfang unserer Vorkenntnisse und mögliche Schwerpunktthemen.

Ja, wir interessieren uns für nachhaltige Anlagemöglichkeiten und für ETF, da wir in letzter Zeit einiges über deren Funktionsweise gelesen haben und das in Zeiten niedriger Zinsen für eine spannende Sache halten, um bei vertretbarem Risiko etwas Ertrag zu erzielen.
Der Berater hält das bereits für mehr als durchschnittliches Vorwissen in Anlagedingen, wundert sich aber ein wenig, wie wir als alleinstehender Privatanleger ausgerechnet auf ein Family Office gekommen sind.

Fachgeschäft statt Großmarkt

Am Ende steht der Termin, und das Gespräch war lang genug, um einen ersten persönlichen Eindruck zu bekommen. Wenn man sich bei einigen Private Banking-Abteilungen der großen Geschäftsbanken fühlt wie bei Mediamarkt oder Saturn, dann sind wir hier im HiFi-Fachgeschäft mit persönlicher Kundenansprache.
Terminbestätigung und Anfahrtsskizze mit präziser Erläuterung folgen auf dem Fuß: „Da wir nicht weit vom Bahnhof entfernt sind, benötigen Sie mit dem Taxi ca. fünf Minuten und zu Fuß ca. 15 Minuten um uns zu erreichen." Sollten Fragen oder neue Ideen auftauchen, die man ins Gespräch einbeziehen kann, können wir uns vorher jederzeit noch einmal melden. Wir gehen positiv gestimmt ins Gespräch.

Das Gespräch mit dem Berater/den Beratern vor Ort

Bei einer so präzisen Vorabinformation gehört schon einiges dazu, den Ort des Termins nicht zu finden. Trotzdem unterläuft uns ein Fehler bei der Eintragung in unseren Kalender, und wir übernehmen die Adresse nicht aus der korrekten Anfahrtsbeschreibung (die wir nur überfliegen, da wir ohnehin nicht mit dem Auto anreisen) sondern aus einem veralteten Interneteintrag.

Pech für uns, denn Vertiva ist umgezogen, und wir sind völlig umsonst an einem ungewöhnlich heißen Frühlingstag zwei Kilometer weiter (bergauf!) gelaufen als notwendig. Nun stehen wir vor einer repräsentativen Villa, die hoch über Stuttgart thront, und es sind nur noch fünf Minuten bis zum Termin.

Wir rufen notgedrungen den Berater an, entschuldigen uns und bitten um 15 Minuten Aufschub. Er bietet an, uns mit dem Auto abzuholen. Nach einem unerfreulichen Taxi-Intermezzo früher am Tag nehmen wir dankend an. Peinlich ist es trotzdem: inzwischen sind wir abgehetzt, durchgeschwitzt und zu spät. Unser Berater übergeht das alles sehr professionell.

Der erste Eindruck

Dafür haben wir auf der kurzen Autofahrt schon mal Gelegenheit, uns etwas kennenzulernen. Der Berater erklärt freimütig, dass der alte Standort für den exorbitanten Villenpreis zu unpraktisch war, Kunden könnten da nicht parken. Sehr schade, aber eigentlich sei es eine Wohngegend, er habe, so seine selbstbewusste Aussage, "gut verhandelt" und nun eine geeignetere und sehr gute Lösung.

Stimmt allerdings – auch der neue Sitz ist sehr ansprechend, ebenfalls hoch über Stuttgart gelegen und mit entsprechender Aussicht. Blühende Bäume im Hof unterstreichen die fast mediterrane Atmosphäre.

Innen herrschen dezente Farben vor. Im Besprechungszimmer finden wir den üblichen Konferenztisch und Mineralwasser vor, das im Anschluss an die etwas hektische Anreise sehr willkommen ist. Es gibt Lederstühlen und Kunst an den Wänden (einer seiner Kollegen sei Kunstexperte, erklärt unser Berater als Reaktion auf unser Interesse an den Werken).

Beim Gespräch wird auch die Teamassistentin anwesend sein, sie versorgt uns noch mit Kaffee. Mit halbstündiger Verspätung kann das eigentliche Beratungsgespräch endlich beginnen.
Das Beratungsgespräch

Als erstes wird uns die gedruckte Präsentation ausgehändigt, die auch auf der Website als PDF zu finden ist und unterhalten uns kurz über das Unternehmen, seine Gründung und seine Zukunft. Man würde sich gern vergrößern und auch in Bayern etablieren, aber die Kunden dort fremdelten sehr mit dem Konzept Family Office, erklärt unser Berater, der uns vorab ein paar interessante Einblicke in die Auswirkungen von MiFID II gibt.

Alltag unter MiFID II

Er selbst sei erst seit Mai 2017 im Unternehmen, habe als Geschäftsführer aber klare Vorstellungen über die Ausrichtung des Hauses. Nach 20 Jahren im Private Banking großer und bekannter Häuser habe er sich umorientieren wollen, das Geschäft sei durch MiFID II reizlos und zu standardisiert geworden. Da sei vieles nur noch „von der Stange" aufgrund der ausufernden Dokumentationspflichten in der Beratung, man müsse Gespräche aufzeichnen.
Das sei zwar alles gut gemeint, aber ein viel zu hoher Aufwand, ganz ähnlich wie bei der demnächst anstehenden Umsetzung der DSGVO. Kleinere Anbieter gäben deshalb sogar ihre Lizenz ab. Er gehe davon aus, dass die BaFin das über kurz oder lang korrigieren werde, da es die Arbeit erschwere. Man habe bereits viele wütende Reaktionen gehabt, weil Kunden die Aufzeichnung ablehnten: Gerade im Family Office werde ja viel Privates und auch Sensibles besprochen, etwa bei einer Scheidung oder Nachfolgeplanung.

Die Arbeit des Hauses

Wir gehen noch einmal das Angebot durch, das wir bereits von der Präsentation auf der Website kennen. Aufgrund unserer Vorgaben in Sachen Nachhaltigkeit interessiert uns die Option der individuellen Verwaltung. Erste kleine Enttäuschung: Die beginnt erst ab 5 Mio. Euro. Da liegen wir deutlich drunter.

Nach seinem flammenden Plädoyer gegen die Standardisierung im Private Banking lässt der Berater uns an dieser Stelle wissen, dass wir bei unserem Anlagebetrag nicht mit einer maßgeschneiderten Lösung rechnen können. Ganz so deckungsgleich sind Anspruch und Wirklichkeit also nicht, aber dass wir mit unserem Betrag zu den „kleinen Fischen" gehören, wussten wir ja schon aus dem Telefongespräch.

Vertiva scheint vielseitig aufgestellt: Stiftungen, M&A, Private Equity, Versicherungsmanagement, Edelmetalle, Profisportler-Beratung, Immobilien, Anlageberatung, Nachfolgeplanung, Kunstberatung... Das Haus führt zum Beispiel §Beauty Contests" aus, schreibt anonym Banken und Vermögensverwalter an, wertet deren Angebote für den Kunden aus. Das Unternehmen vertritt den Anspruch, für seine Kunden fast alles und mitunter auch das Unmögliche möglich zu machen.

Die Berater

Unser Berater gibt einiges über sich preis, bevor er versucht, sich ein Bild von uns zu machen – das ist gut und sorgt dafür, dass das Eis gebrochen wird und wir uns weniger verhört fühlen als in manch anderem Gespräch. Er ist in Portugal geboren und dreisprachig, lebt aber seit seiner Kindheit hier und hat Familie. Wir reden ein wenig über Auslandserfahrungen, Mentalitäten in verschiedenen Ländern und wie diese Leben und Arbeitsweise beeinflussen.
Auch die Assistentin stellt sich uns kurz vor. Nach ihrer Bankausbildung war sie zunächst in einem großen Unternehmen, doch das Konzernumfeld sei nicht ihre Welt gewesen. Die Arbeit im kleinen Vertiva-Team gefalle ihr sehr.

Von den beiden kommt viel Begeisterung und Leidenschaft für ihre Arbeit rüber. Das gefällt uns gut und weckt Sympathie, aber halten die Zahlen und Fakten dem positiven persönlichen Eindruck auch Stand?

Stimmen Kosten und Nutzen?

Die direkte Art unseres Beraters kennen wir inzwischen schon: Wichtig für den Schwaben seien ja die Kosten, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Völlig korrekt, die möchten wir gern so früh wie möglich erfahren und nicht erst im Anlagevorschlag.

Das hinge von der gewählten Strategie ab, erfahren wir. Aber: Für eine Depotverwaltung – ab 1 Mio. Euro – riefen die Banken oft 1% auf. Wieso solle der Kunde in aller Welt 1% für ein ausgewogenes Depot zahlen, wenn er nur mit den Aktien überhaupt Rendite mache? Logischerweise sollten die Kosten dann 0,5% betragen, alles andere sei unfair dem Kunden gegenüber. Je defensiver, desto niedriger habe die Gebühr auszufallen. Volle Zustimmung unsererseits, nur dass wir aktuell gern über die Gebührenstruktur DIESES Hauses reden würden und nicht über die der anderen.

Es gebe drei Varianten, erfahren wir. Neben einer typischen festen Gebühr verabrede man zum Beispiel Performance-abhängige Modelle, etwa 0,2% oder 0,3% Basisvergütung zzgl. Provisionen, wenn man vereinbarte Ziele erreiche. Das komme bei schwäbischen Unternehmern sehr gut an. Auch Stundensatz-Modelle seien denkbar, wenn jemand z.B. nur einen Finanzplan wolle. Und wie hoch wäre die feste Gebühr? Da hält er sich mit einer konkreten Zahl dann doch bedeckt...

Ziemlich neugierig

Vertiva geht bereits im Erstgespräch mit uns den Datenaufnahmebogen für Neukunden durch. Hoppla, der hat es in sich. Neben einer Unterlagenliste (Steuererklärung, Versicherungen) werden Wohnverhältnisse, Einkommen, familiäre Verhältnisse, wichtige Ansprechpartner (etwa Steuerberater), Güterstand, Lebenshaltungskosten, Interessen & Hobbies... Moment. Interessen und Hobbies?

Das, so erfahren wir, zählt zum ganzheitlichen Ansatz. Man organisiere Veranstaltungsbesuche, bringe gern Menschen mit gleichen Neigungen zusammen. Aha. Wir fänden es trotzdem zumindest etwas befremdlich, in einen Erfassungsbogen für eine Vermögensverwaltung einzutragen, dass wir Bruce Springsteen lieber mögen als Helene Fischer. Gut gemeint, aber vielleicht nicht jedermanns Sache. Können wir uns stattdessen über Rendite und Risiko unterhalten?

Rendite, Risiko und Anlagemöglichkeiten

Jetzt sind wir endlich beim harten Kern des Gesprächs. Renditeerwartung, Risikoprofil und Steueroptimierung kommen auf den Tisch. An dieser Stelle fühlt der Berater uns noch einmal ein wenig auf den Zahn.

Die Vorkenntnisse im Anlagebereich seien oft katastrophal, erklärt er geradeheraus. Die Ermittlung der Risikoneigung und die Aufklärung über Risiken sei ihm daher wichtig. Vertiva hat in der Übersicht von Strategien und Anlageklassen ein eigenes Ampelsystem.

Die gesamte Erhebung und Beurteilung des Status quo mache Vertiva kostenlos, dann setze man gemeinsam die Ziele fest. Erst, wenn man tatsächlich zusammenkomme, entstünden Kosten. Der Nachteil dabei: Man müsse viele Unterlagen zusammensuchen. Der Vorteil: Man habe dieses Dokument in der Hand und könne es auch in Zukunft nutzen.

Unsere Vorgaben, die Möglichkeiten...

Wir erläutern noch einmal kurz unsere Situation und das Ziel. Unser Berater schlägt vor, sowohl das eigene Angebot vorzustellen als auch fünf mögliche Partner vorzuschlagen. So bekämen wir mehrere Vorschläge zur Auswahl. Prima, wir möchten den Gesamtbetrag ja ohnehin aufteilen. Unsere 20% Verlusttragfähigkeit sieht er mit Vorbehalt. Vorübergehende Schwankungen könnten auch mal 50% betragen, halten wir das aus? Wir zögern etwas. Vorübergehend schon, aber am Ende möchten wir eben von unserer Million mindestens 800.000 übrig haben...
Unser Berater geht kurz auf Anlageklassen ein. Dividendenstarke Unternehmen seien sinnvoll. Mögliche Mandate in der klassischen Vermögensverwaltung: Renten, Defensiv, Ausgewogen, Wachstum, Aktien. Aha, da sind sie wieder, die fünf vorab geschnürten Pakete, die wir inzwischen schon von einigen Anbietern kennen.

...und die Grenzen

Bei einem Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren seien per se NUR Renten geeignet, schon bei einem ausgewogenen Mandat müsse man ein Minimum von 10 Jahren einplanen. Die Zeiträume zwischen Krisen würden kürzer, man könne praktisch die Uhr danach stellen, dass es auch in den nächsten Jahren wieder Einbrüche geben werde, die Aufholzeiten für Verluste müssten eingeplant werden.

Die Notenbanken seien gefragt sehr maßvoll vorzugehen, zu schnelle Zinserhöhungen würden die Aktienmärkte einbrechen lassen. Fazit unseres Beraters: eine sehr ungünstige Situation, um die Bruttorendite zu erzielen, die nach Gebühren, Steuern und möglichst auch Inflationsausgleich netto unsere angestrebten EUR 18.000 pro Jahr über die nächsten zwei Jahre abwerfe. Alles andere sei unseriös.

Durch MiFID II, ergänzt er, müssten die Banken ohnehin zu Jahresende alle Kosten gegenüber ihren Kunden offenlegen. Er wolle von vornherein mit offenen Karten spielen, denn sonst mache man ein Geschäft miteinander und sehe sich dann nie wieder. Das sei nicht sein Ziel. Doch was rät er uns, wenn unsere Zielrendite bei unserem Risikoprofil und unserem Anlagehorizont nicht erzielt werden kann? Sollen wir das benötigte Geld aus dem Kapitalstock entnehmen?

Der Vorschlag

Sein Lösungsvorschlag: Die für den Studienaufenthalt benötigten 36.000 Euro würde er, am besten mit "Puffer", vorab entnehmen und auf ein Tagesgeldkonto legen und den Rest deutlich langfristiger anlegen.

Was wird denn dann aus unserem Immobilienkauf? haken wir nach. Zehn Jahre finden wir zu lang, wenn wir in drei bis fünf Jahren unsere Wunschimmobilie finden, möchten wir auf unsere Mittel zugreifen können, anstatt eine teure Zwischenfinanzierung in Anspruch zu nehmen.

Er schlägt einen Kompromiss vor: In den nächsten zwei Jahren sollten wir uns einen Kauf gut überlegen, gerade City-Lagen seien zu teuer und überbewertet. Die Zinswende komme auf jeden Fall in den nächsten zwei Jahren und werde die Immobilienpreise fallen lassen. Gewagte Aussage – da halten sich die meisten deutlich bedeckter mit Prognosen.
Unser Berater würde folglich eine halbe Million für die Immobilie einplanen und diesen Betrag auf drei oder vier Jahre anlegen, den Rest für zehn Jahre oder länger. Detailliert müsse er uns das in einem schriftlichen Vorschlag aufzeigen, der komme per E-Mail. Wenn wir uns dann noch einmal zusammensetzten – er gehe selbstbewusst davon aus, dass man sich wiedersehe – könne man die Modelle durchsprechen.

Last-Minute-Exkurs: Krypto-Hype

Wir kommen zum Abschluss noch kurz auf Anlagementalitäten zu sprechen. Da die Lebensversicherungen, die entgegen jeder Vernunft noch immer gekauft werden, da der Bitcoin-Hype.

Was er denn von Kryptowährungen halte, fragen wir spontan, da uns das Thema interessiert und wir schon mal ein Gegenüber haben, das offenkundig kein Problem mit klaren Ansagen hat. Richtig, die bekommen wir auch hier. Die Notenbanken würden langfristig keine unabhängigen Währungen zulassen, so seine Einschätzung.
Solche unregulierten Märkte seien allerdings auch hochgefährlich. Als Berater könne man niemals Dinge empfehlen, die man schon selber nicht verstehe und der Klient schon gar nicht.

Gesprächsfazit

Wir freuen uns auf den weiteren Verlauf. Das Gespräch war insgesamt offen und stellenweise unkonventionell, es gab persönliche Anteile und viel Raum zum Kennenlernen. Das braucht Zeit, so dass es im Vergleich ein recht langer Termin war. Die Struktur – Das Unternehmen – Die Berater – Die Angebote war klar zu erkennen, so das einzelne Exkurse dem stringenten Verlauf keinen Abbruch taten. Die Berater wollen uns vor allen Dingen kennenlernen, wo es fachlich wird erklären sie gut und verständlich. Konkreteres hätten wir gern im Kostenbereich erfahren.

Die Betreuung nach dem Gespräch

Unternehmenspräsentation, Datenerfassungsbogen und Gesprächszusammenfassung erhielten wir innerhalb von fünf Werktagen nach dem Gespräch per Mail. Die ersten beiden Dokumente kennen wir schon, das Protokoll ist auf den Punkt und fehlerfrei. Der Anlagevorschlag folgt zeitnah. Also auch hier gute, solide Arbeit von Vertiva.

Der Anlagevorschlag aus der Sicht des Kunden

Den Anlagevorschlag finden wir gut strukturiert und verständlich. Die Zahlen und Fakten, die uns interessieren, finden wir trotz der insgesamt 46 Seiten (von denen die ersten 19 standardisiert sind) alle recht schnell: Brutto- und Nettorenditeerwartung auf Basis einer historischen Wertentwicklung, Risiko, Assetklassen/-allokation. Vertiva bietet ausschließlich Aktien, Renten und ETF an. Geschlossene Fonds, Hedgefonds, Zertifikate und offene Immobilienfonds kommen hier nicht ins Kundenportfolio. Auch das gefällt uns: Wir müssen uns nicht mit komplexen Produkten befassen, die uns abgesehen von ihrem nicht immer guten Ruf (Hedgefonds!) schon deswegen suspekt sind, weil wir sie als Laie nicht wirklich verstehen. Hauseigene Produkte gibt es ebenfalls nicht.

Die Kosten sind hier moderat, sie liegen mit 0,60% zzgl. MwSt. unter den plus minus 1,0%, die viele andere aufrufen. Hier nimmt sich Vertiva mit der Kritik an den Gebühren anderer durchaus selbst beim Wort und beweist einmal mehr, dass es MiFID II konsequent umsetzt: Kickbacks und Provisionen werden zu 100% ausgekehrt.

Die steuerliche Situation ist mit Blick auf unseren Auslandsaufenthalt in England ausführlich auf sieben Seiten zusammengefasst – sehr gut!

Ausgangssituation und Ziele finden wir auf Seite 28 – okay, das hätte vielleicht an eine etwas frühere Stelle gehört. Insgesamt bleibt der gute Eindruck aus dem Gespräch erst einmal erhalten. Was uns sehr fehlt, ist das Thema Nachhaltigkeit. Ein Blick auf die Einzeltitelauswahl zeigt schnell, dass das Thema unter den Tisch gefallen ist. Eine Enttäuschung mit Ansage (im Gespräch wurde ja darauf hingewiesen, dass Restriktionen nur bei einer individuellen Verwaltung ab 5 Mio. Euro möglich sind), für uns aber ein durchaus relevanter Punkt. Wir sehen im Anlagevorschlag zwei mögliche Strategien.

Relativ niedriger Aktienanteil

In beiden Fällen beträgt der Aktienanteil 20,4% bzw. 20,5%, und auch im Einzelnen unterscheiden sich die Aktienportfolios kaum. Titel aus den USA und Frankreich dominieren. Mit Exxon Mobil und McDonald's sehen wir zumindest zwei Unternehmen in der Liste, die unseren persönlichen Nachhaltigkeitskriterien nicht entsprechen. Zu den Aktien gesellt sich ein Genussschein der Roche Holding AG. Alle gewählten Titel zeichnen sich durch stattliche Dividendenrenditen aus.

Risikoprofil geht vor Renditeziel

Die Unterschiede liegen im Anleihebereich. Der liegt in Strategie 1 bei 40,6% und in Strategie 2 bei 79,4%, wobei die Liquidität im ersten Modell mit 39% angesetzt ist und im zweiten auf 0,1% reduziert wird. In beiden Portfolios sehen wir ausschließlich Unternehmensanleihen.

Zusätzlich zu den klar gegliederten Portfoliostrukturen enthält der Vorschlag Stresstest-Simulationen und historische Renditeentwicklungen für beide Strategien. Die Nettorendite ist in beiden Fällen mit 0,48% bzw. 0,78% nicht sehr hoch, aber die Asset-Allokation ist ja auch eher risikoavers. Die dabei bestehenden Risiken sind klar erläutert: Verzinsung geringer als der Geldmarktzins, Unterschreiten der gesetzten Renditeziele, Wertentwicklung geringer als die Benchmark. Auch allgemeine Risiken fehlen nicht: Risiko von deutlichen Kursrückgängen, Währungsrisiken bei Investitionen in Fremdwährungen, Verlust von Vermögensteilen, Inflationsrisiko: Risiko der Entwertung von Geldwerten und Nominalwerten, Deflationsrisiko: Risiko der Entwertung von Sach- und Substanzwerten, Risiko unvorhergesehener politischer Veränderungen.


HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.


 

2018 (TOPS 2019) Vermögensstrategie Vertiva Family Office: Zwei Anlagevorschläge – nur warum? im Shop
2018 (TOPS 2019) Qualifikation Mut und Augenmaß: Die richtige Mischung im Shop
2015 (TOPs 2016) Beratungsgespräch Frisch, unkonventionell, durchdacht im Shop
2015 (TOPs 2016) Vermögensstrategie & Portfolioqualität Vermögensschutz groß geschrieben im Shop

WISSENSWERTES

Die Südwestbank AG ist mit 52,5 % Mehrheitsgesellschafter. Als Family Office berät Vertiva ab 5 Mio. Euro individuell ganzheitlich, bemüht sich jedoch auch bei unserem Anlagevolumen von 1 Mio. Euro um einen möglichst individuellen Vorschlag, in dem freilich nicht alle unsere Anliegen eins zu eins erfasst sind (Stichwort Nachhaltigkeit).

Eine Fondsvermögensverwaltung, mit der „kleine" Fische bei einigen Häusern abgespeist werden, bietet Vertiva jedoch nicht an. Nach eigenen Angaben des Hauses konnte man das Gesamtvolumen der verwalteten Vermögen (AuM) im Jahr 2017 verdoppeln.

Die zentralen Geschäftsfelder von Vertiva sind Vermögensverwaltung, Vermögensberatung, Vermögenscontrolling und Family Office-Dienstleistungen. Über ein eigenes Research verfügt Vertiva nicht, man nutzt stattdessen die DZ Bank sowie die US-amerikanische Investmentbank Jefferies als Informationsquellen.

Adresse der Bankniederlassung / Webseite

Panoramastraße 17, 70174 Stuttgart, Deutschland
https://www.vertiva.de/

MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2019

PERFORMANCE-PROJEKT

Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.

Vertiva nimmt noch nicht am FUCHS PERFORMANCE PROJEKT von Dr. Jörg Richter und Verlag FUCHSBRIEFE teil.


TRUSTED WEALTH MANAGER

Das Vertiva Family Office war innerhalb der letzten 3 Jahre nicht in Rechtsstreitigkeiten mit Private Banking Kunden verwickelt. Sie gibt keine Selbstauskunft füllt jedoch unseren Transparenzfragebogen aus. Unsere Vertrauensampel steht nicht auf Grün.


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Fazit

Dieses Gespräch war deutlich anders als bei den etwas behäbigen schwäbischen Traditionshäusern. Wir erleben bei Vertiva ein sehr angenehmes, in positiver Weise persönliches und entspanntes Gespräch. Nach einem stressigen Beginn (an dem das Haus keinerlei Schuld hatte) war der Beratungstermin locker, informativ und zum Teil unterhaltsam. Er war auch unser offenstes Gespräch zu den Implikationen von MiFID II.

Unserem Berater fehlt es nicht an Selbstsicherheit, wir hören hier ungewöhnlich deutliche Aussagen: „Die Zinswende kommt in den nächsten zwei Jahren", „Krypto wird von den Notenbanken kleingehalten" wo andere eher vorsichtig formulieren: „Es könnte sein, dass... aber auch, dass...". Ob Prognosen eintreffen weiß man nie, aber immerhin wagt hier jemand, welche zu machen, anstatt mit einem entschiedenen „Vielleicht" um die Ecke zu kommen. Das wirkt manchmal fast schon etwas draufgängerisch, gefällt uns aber besser als die angezogene Handbremse manch anderer Häuser.

Und durch die ebenso klare Aussage, dass unser Zielkonflikt nicht seriös aufzulösen ist sowie den sehr risikobewussten Anlagevorschlag, ergibt sich das Bild eines Hauses, das sowohl mit Mut und Herz als auch mit Augenmaß und Umsicht agiert. Eine ungewöhnliche Mischung, die zumindest im Beratungsgespräch überzeugt.


HINWEIS: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2019".

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