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REYL & Cie AG, Vermögensmanagement TOPS 2019: Qualifikation

Noch nicht alt und (schon) unmotiviert

Innovativ, personalisiert und verantwortlich sind die Eigenschaften, die sich Reyl & Cie AG auf ihrer Webseite in holprigem deutsch selbst zuschreibt. Die recht junge Bank (gegründet 1973) erweckt bei uns einen anderen Eindruck. Im Beratungsgespräch fehlen wichtige Themen, so dass unklar bleibt, wie die Personalisierung stattfinden soll. Innovativ wirkt der Anlagevorschlag dann auch nicht.

"Innovative Banking". So springt es einem auf der Webseite von Reyl geradezu an. Also, die machen was anders. So, wie man es noch nicht erlebt hat. Die Webseite jedenfalls ist modern aufgemacht, eher kühl, aber frisch im Ton mit großen Bildern, und für jede Information gibt es ein eigenes Kästlein im Sinne gut verdaulicher Informationshappen.

"EIN INNOVATVER, PERSONALISIERTER UND VERANTWORTLICHER BANKENPARTNER" will man sein – und auch hier ist das etwas Marktschreierische, ausgedrückt im durchgehenden Gebrauch von Großbuchstaben, nicht zu übersehen. Ist das damit gemeint? Selbst auf der deutschen Fassung der Seite lesen wir: "FIVE COMPLEMENTARY BUSINESS LINES".

CEO Francois Reyl stellt sein Haus höchstpersönlich vor. Die Bank betont ihre „DNA". Unternehmergeist, Innovation und die Fähigkeit, eine strategische Vision aufzubauen, sollen es der Bank erlauben, die Bedürfnisse einer anspruchsvollen internationalen Kundschaft zu befriedigen, die sich mit herkömmlichen Banklösungen nicht zufrieden gibt. Die Spannung wächst.

Die Bank wurde 1973 gegründet, ist also für eine Bank relativ jung. Sie bietet Finanzberatung und Investmentlösungen für private und institutionelle Kunden. Vermögenswerte von über 15 Mrd. CHF werden verwaltet. Die Eigenkapitalquote ist mit 18% recht hoch.

Im »Wealth-Management« genannten Private Banking betont Reyl & Cie starke langfristige und persönliche Beziehungen mit dem Kunden. Nach der Ermittlung der Kundenbedürfnisse sollen individuelle Anlagestrategien für die Umsetzung sorgen. Ein Portfoliomanagement mit strenger Risikokontrolle und die Portfolioüberwachung runden das Angebot ab.

Keine Transparenz

Mit Transparenzangaben hat man es aber nicht so. Eine eher vormoderne Einstellung. Unsere Bitte an die Genfer Privatbank, unseren Transparenzfragebogen auszufüllen, versandet. Über Geschäftsdetails, zu denen andere Banken bereitwillig Angaben machen, können wir bei Reyl & Cie keine Aussagen treffen.
Nur Basics lassen sich nennen, die allgemein zugänglich sind: Die Bilanzsumme lag 2016 bei 849 Mio. CHF, der Nettogewinn bei 100 Mio. CHF. 2003 wurden erstmals eigene Fonds aufgelegt, die inzwischen ein Volumen von über fünf Mrd. CHF Anlagevermögen aufweisen.

200 Beschäftigte in neun Filialen

Reyl & Cie. beschäftigt 200 Mitarbeiter in neun Filialen in Europa, Asien, den USA und dem mittleren Osten, nämlich in Genf, Zürich, Lugano, Luxemburg, London, Malta, Singapur, Dallas und Dubai.

Der Kunde und sein Anliegen

Der Kunde ist Historiker und inzwischen in Rente. Er hat ein kleines Weingut am Main geerbt. Nach dem Verkauf und der Zahlung der Erbschaftssteuer bleiben 2,1 Mio. Euro zur Anlage übrig. Diesen Betrag will er zu gleichen Teilen bei zwei Banken anlegen.
Der Kunde lebt mit seiner Frau von den Mieteinnahmen zweier Häuser – ein Sechsfamilienhaus in München (Schwabing) sowie ein Studentenwohnhaus mit 16 Parteien und Parterregeschäften in Würzburg. Beide Häuser sind schuldenfrei. Daraus ergeben sich Nettoerträge für die Eheleute von ca. 10.000 Euro. Hinzu kommen Einnahmen aus Pensionen und Lebensversicherung. Beide wohnen in Wiesbaden und haben noch ein kleines Cottage in Südengland. Daher wird aus dem anzulegenden Erbe nichts entnommen. Die Eheleute sind kinderlos. Sie haben sich gegenseitig als Erben eingesetzt, aber über die Nachfolgeregelung noch nicht nachgedacht.

Der telefonische Erstkontakt

Die Zentrale stellt uns gleich zu einem Berater durch. Einen Hinweis auf eine Aufnahme des Gesprächs gibt es nicht. Das Gespräch ist freundlich und verläuft rasch und weitgehend ohne Fragen. Unser Wunschtermin wird sofort akzeptiert.
Innerhalb einer Stunde nach dem Gespräch erhielten wir eine Mail mit der Terminbestätigung und den Kontaktdaten. Ein Protokoll des Telefongesprächs gehörte nicht dazu.

Das Gespräch mit dem Berater/den Beratern vor Ort

Die Züricher Filiale der Bank ist in einem modernen weißen Gebäude. Im ersten Stock befindet sich der Empfang. Die freundliche Sekretärin nimmt uns die Jacke ab und fragt nach unserem Getränkewunsch. Kurz darauf kommt der Berater und führt uns in den Beratungsraum.
Um einen riesigen runden Designertisch aus Holz stehen dort 12 schwarze Stühle. Ein Sideboard an den Wänden und ein paar Bilder lassen den Raum hell und freundlich wirken.

Vorstellung von Berater und Bank

Der Berater stellt sich vor, beschreibt seinen Werdegang. Bei der Beschreibung seines Arbeitgebers betont er die Unabhängigkeit der Bankengruppe. Diese beruhe darauf, dass sich die Bank in Privatbesitz befinde und auf der hohen Eigenkapitalquote. Die Kunden seien international, kämen auch aus den USA, denn Reyl & Cie sei eine der wenigen Banken, die mit ihren steuerkonformen Lösungen bei der SEC registriert und lizensiert sei, so der Berater.
Für den Kunden sei immer ein Berater im Haus. Jeder betreue nur 40 Kunden und sei auch per Handy erreichbar.

Anregendes Gespräch – aber weitgehend ohne Anlagethemen

Das Gespräch ist anregend und interessant. Der Berater nimmt sich Zeit. Er erkundigt sich nach unserem Risikoverhalten. „Sind Sie mit fünf bis sechs Prozent Rendite zufrieden?", fragt er uns. Oho, pro Jahr? In der jetzigen Situation an den Kapitalmärkten? Das erfordert gewiss "Innovation" bei der Anlage. Doch dann wird's wieder dünn, es fließt nichts nach. Er verspricht, umgehend einen aussagekräftigen Anlagevorschlag zu übermitteln. Einzelheiten aus dem Vorschlag erwähnt er keine.

Der Berater scheint uns als Kunden von Anlagethemen verschonen zu wollen. Eine weitere Bank, die auf Marktdiskussion, Diskussion des Anlagemix, Empfehlungen oder Erklärungen von Anlagen und Aktien verzichtet.

Wenig Informationen über unsere Ansprüche eingeholt

Unklar auch, wie die Bank ihrem eigenen Anspruch, die anspruchsvollen Bedürfnisse des Kunden zu befriedigen, einhalten will. Schließlich kennt sie unsere Wünsche nicht, weil das Thema bis auf etwas Risikoverhalten und eine Frage nach der Rendite nicht angesprochen wird.
Die All-In-Fee soll 1% betragen, hinzukommen 250 bis 400 CHF für die Erstellung der Steuerunterlagen.

„Wir wählen die besten Anlagen aus und überwachen die Investition aktiv" versichert uns der Berater. Risikooptimierung und -minimierung sei jederzeit gegeben. Das müssen wir wohl glauben, denn durch die fehlende Marktdiskussion haben wir keinen Einblick in den Auswahlprozess und die von der Bank vermutete Marktentwicklung. Dies störte uns nicht im Gespräch, da wir ja eine Vertrauensadresse suchen, die uns die Arbeit abnimmt.

Die Betreuung nach dem Gespräch

Ein Gesprächsprotokoll kommt nicht, aber wie versprochen der Anlagevorschlag in einer E-Mail.

Der Anlagevorschlag ist aus Sicht eines Laien allerdings wenig aussagekräftig, aber immerhin wurde ein persönlicher Anlagevorschlag erstellt. Weiteres sollte bei einem Zweitgespräch erläutert werden.

Kaum Erklärungen für Anlageentscheidungen

Die allgemeinen Erklärungen sind eher Aussagen zum Marktumfeld, als dass sie begründen können, weshalb genau die Fonds gewählt wurden, die das Portfolio ausmachen sollen.
Es sind einige Fonds im Portfolio. Anleihen haben mit fast 30% einen hohen Anteil, hinzu kommt 7,9% Cash und 3% Gold. 45% machen Aktienfonds aus. Offene Fonds und ein Hedge-Fonds bilden die alternativen Investments, die 17,5% des Portfolios darstellen. Dies ist die erfolgreiche Philosophie des Hauses.

Informationen zu Risiken oder historischer Entwicklung fehlen

Wichtige Informationen, wie etwa ein Belastungstest, bei dem aufgezeigt wird, wie sich das Portfolio z.B. in der Wirtschaftskrise 2008 entwickelt hätte, oder eine historische Entwicklung des geplanten Portfolios, fehlen ganz.
Die Rendite wird mit 2,69% angegeben. Das ist erheblich weniger, als wir nach den vollmundigen Ankündigungen im Gespräch erwartet haben.
Der Anlagevorschlag wirkt oberflächlich und uninspiriert, irgendwie schnell zusammengeschustert.


HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.


 

2018 (TOPS 2019) Qualifikation Noch nicht alt und (schon) unmotiviert  im Shop

WISSENSWERTES

Im Private Banking bietet Rey & Cie Diskretionäre Vermögensverwaltung, Anlageberatung, Custody-Services, Verwaltung von Sachwerten und M&A-Beratung. Hinzu kommen die Rechts- und Steuerberatung und sogar persönliche Unterstützung etwa durch ein Privatsekretariat bietet die Bank an. 

Adresse der Bankniederlassung / Webseite

REYL & Cie AG
Talstrasse 65
8001 Zürich, Schweiz
www.reyl.com 

MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2019

PERFORMANCE-PROJEKT

Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.

Die Bank nimmt noch nicht am FUCHS PERFORMANCE PROJEKT von Dr. Jörg Richter und Verlag FUCHSBRIEFE teil.

TRUSTED WEALTH MANAGER

REYL & Cie gibt keinerlei Angaben bezüglich Rechtsstreitigkeiten oder Verfahren mit Private Banking Kunden. Ebenso füllt sie nicht unseren Transparenzfragebogen aus. Unsere Vertrauensampel steht daher nicht auf Grün.


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Fazit

Die Privatbank Reyl & Cie ist eine Enttäuschung. Die Bank ist verschlossen. Unseren Transparenzfragebogen - kein Problem für andere Banken - füllt sie nicht aus. Im Beratungsgespräch fehlt ein großer Bereich. Eine Marktdiskussion findet nicht statt. Wir erfahren nichts darüber, wie die Bank die zukünftige Entwicklung der Märkte einschätzt. Ob Anleihen oder Aktien in den nächsten Jahren bessere Renditen versprechen? Kein Gesprächsthema.

Zu wenig Fragen

Auch fragt uns der Berater nicht allzu viel. Zum einen fragt er nach unserer Risikotragfähigkeit, zum anderen zu unseren Renditeerwartungen. Das ist einfach zu wenig. Schließlich gibt es Anlagekonzepte wie ethische Anlagen oder andere Konzepte. Über so etwas wird nicht gesprochen.

Uninspirierter Anlagevorschlag

Der Anlagevorschlag ist ähnlich wenig inspirierend wie das Gespräch. Weshalb wurden die Anlagen so ausgewählt? Die Begründungen sind viel zu allgemein, sie beziehen sich auf Marktentwicklungen nicht auf einzelne Fonds. Wichtige Teile eines modernen Anlagevorschlags, wie eine historische Portfolioentwicklung, fehlen. Die Rendite wird mit 2,69% angegeben. Im aktuellen Umfeld ist das nicht schlecht, aber durch das Gespräch mit dem Berater haben wir mehr erwartet.


HINWEIS: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2019".

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