Bitte registrieren Sie sich neu, um alle nicht kostenpflichtigen Inhalte auf fuchsrichter.de einsehen zu können.
030-288 817-20
0,00 €
2011
RBV GmbH, TOPS 2022, Beratungsgespräch und Vorauswahl

RBV: Big Picture, doch fehlende Verbindlichkeit

Wie schlägt sich die RBV GmbH im Markttest TOPS 2022 der Prüfinstanz? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Formal korrekt und wenig kundenorientiert, heißt es einleitend auf der Homepage des niedersächsischen Vermögensverwalters RBV: „Die RBV GmbH ist eine Finanzportfolioverwaltung durch Zulassung nach § 32 KWG der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin). Sie unterliegt hiermit Aufsichtsverfahren verschiedener öffentlicher und privater Institutionen.“ Das stimmt nicht gerade neugierig, strahlt bestenfalls die vom Kunden erhoffte Solidität und Sicherheit aus.

Die in Hannover angesiedelte RBV GmbH zählt mit einem sechsköpfigen Team (inklusive Backoffice) eher zu den kleinen Finanzinstituten. Immerhin hat es der unabhängige Vermögensverwalter mit seinem Portfoliomanagement schon in bekannte Anlegermagazine wie „Die Wirtschaftswoche“ und „Das Investment“ geschafft. Doch liegen diese Veröffentlichungen auch schon mehr als drei Jahre zurück. Wie beurteilt der Anlageberater die aktuelle Situation und inwieweit ist er in der Lage, auf folgende Kundenwünsche einzugehen?

Kundenanliegen:

  • Alter: 35 Jahre
  • Anlagevolumen: 3,5 Mio. EUR
  • Anlagezeitraum: langfristig
  • Laufende Einkünfte: mehr als ausreichend für die Lebenshaltung
  • Renditeerwartung: > 5 % nach Kosten, vor Steuern und Inflation
  • Zentraler Beratungsaspekt: Verunsicherung angesichts der weltweiten Schuldensituation und den Folgen von Corona
  • Kundenwunsch: Altersvorsorge, sicherer Vermögensschutz

Stärken 

Zunächst einmal ist positiv hervorzuheben, dass der Berater die Kundensorgen ernst nimmt und auf sie eingeht. So rechnet man bei RBV mit einer deutlich steigenden Inflation. Sowohl in den USA als auch in Europa seien 4-5 Prozent nicht unwahrscheinlich. Dies wiederum spreche für Sachwerte bzw. für Aktien. Nicht ohne Grund bekommt der Kunde ein Plädoyer auf die Aktie als langfristig erfolgreichste Geldanlage zu hören. Um dies stichhaltig zu machen, greift man auf 120 Jahre zurückreichende Charts vom Dow Jones zurück, kommt auf historische Wirtschaftskrisen sowie die finanzielle Repression nach dem 2. Weltkrieg und den Parallelen zur Gegenwart zu sprechen.

Wenn es also darum geht, ein volkswirtschaftliches Big Picture zu zeichnen, so weiß der Vermögensverwalter durchaus zu berichten. Auch betont man gegenüber dem besorgten Kunden, dass der Vermögensschutz im Vordergrund stehe und man vorrangig auf defensive Werte im Sinne Warren Buffetts setze. Bleibt festzuhalten, dass der kleine Vermögensverwalter im persönlichen Gespräch teilweise zu überzeugen vermag.

Schwächen

Allerdings treten neben der inhaltlich und gestalterisch grauen Website die Schwächen des kleinen Vermögensverwalters gleich nach dem ersten Telefonat offen zu Tage. Es fehlt an Service und an Verbindlichkeit. Nach dem Vorgespräch bekommt der Kunde weder eine Terminbestätigung noch irgend eine Form von Infomaterial zugesendet. Und auch nach dem Erstgespräch geht er leider leer aus, erhält also weder ein Beratungsprotokoll noch einen Anlagevorschlag. Zudem zeichnet sich RBV nicht gerade durch Effizienz aus.

Soll heißen: Das Erstgespräch bleibt ergebnislos, so dass der Berater einen weiteren Termin – diesmal verbunden mit einer Präsentation – vereinbart. Dadurch gewinnt das zweite Gespräch zwar etwas an Struktur, es bleibt aber dennoch insgesamt unkonkret. Auf die Kosten kommt der Berater nur vage zu sprechen. Erst als der Kunde insistiert und nachfragt, erfährt er, dass für die Vermögensverwaltung eine jährliche Gebühr von 1,0 % (exkl. MwSt.) erhoben werde. Einen individuellen Anlagevorschlag möchte der Berater dem Kunden aus haftungsrechtlichen Gründen nicht unterbreiten, sendet ihm dann aber im Nachhinein überraschenderweise eine Excel-Tabelle mit der entsprechenden Asset Allocation zu. Ein anschaulicher, professioneller Anlagevorschlag sieht allerdings ganz anders aus.

Fazit: Der Hannoveraner Vermögensverwaltung fehlt es (noch) an Service und Verbindlichkeit. Zwar identifiziert man die Kundenängste richtig, zeichnet einen volkswirtschaftlichen Ausblick und betont die Notwendigkeit, Sachwerte überzugewichten. Doch bleibt es mehr oder weniger dabei. Schließlich versäumt RBV es, dem Kunden einen individuellen Anlagevorschlag zukommen zu lassen.

Empfehlung: Noch reicht es nicht zur Teilnahme an einer Endrunde.

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz  erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die LGT Bank AG in der Ausschreibung

LGT ist nachhaltig und stiftungsorientiert

Thumb Stiftungsvermögen 2024 © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit envato elements
Als familiengeführte Privatbank verwaltet die LGT seit einem Jahrhundert die Vermögen von Familien und Unternehmen. Für ihre Anlagelösungen setzt sie nach eigener Angabe auf traditionelle Werte, systematische Anlageprozesse, moderne Portfoliotheorien sowie fundierte Finanz- und Datenanalysen. „Als eine der letzten familiengeführten Privatbanken sind wir in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen“, so die Website. Vor allem lege man auf Nachhaltigkeit wert. Das passt gut für die Stiftung Fliege.
  • Fuchs plus
  • Luftangriff auf Israel

Iran hat drei Ziele mit Angriff auf Israel verfolgt

Der Iran hat mit seinem Luftangriff auf Israel drei Ziele verfolgt. Die Raketen- und Drohen-Attacke wirkt politisch, militärisch und wirtschaftlich. Diese Auswirkungen strahlen weit über Israel hinaus.
  • Wissings Vorstoß zum Fahrverbot entlarvt ein Regierungs-Prinzip

Regieren mit Angst

Die Verzweiflung der Ampel-Regierung beim Klimaschutz ist mit Händen zu greifen. Jetzt hat Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sogar ein Fahrverbot an Wochenenden – natürlich nur für Verbrenner – ins Spiel gebracht. Das bringt viele Beobachter auf die Palme. Grüne und SPD werfen dem Minister "Panikmache" vor. Damit haben sie recht, benennen aber zugleich nur ein Prinzip und Instrument, das sie selbst gern zum Regieren einsetzen, meint FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Stefan Ziermann.
Zum Seitenanfang