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Bank Julius Bär Europe | TOPs 2016 - Beratungsgespräch

Schweizer Wurzeln, deutsche Früchte

Die Qualifizierungsampel steht auf Rot.
Eine Bank mit Schweizer Wurzeln, die ihre Kunden "ernst nehmen" will. Das lässt Raum für Fantasie.
Wer Geld anzulegen hat, und seien es auch „nur“ eine halbe Million Euro, kommt wohl an der international führenden Privatbank mit starken Schweizer Wurzeln“ nicht vorbei. Mit einem Rating der US-Agentur Moody’s von Aa2 ist der Bankkonzern finanziell offenbar solide aufgestellt, dessen Kerngeschäftsfelder die ganzheitliche Vermögensberatung und Vermögensverwaltung sind.

Trotz des selbstbewussten Auftritts – „unsere breite internationale Präsenz sowie das geschätzte schweizerische Qualitätserbe machen uns zu einem einzigartigen Private-Banking-Erlebnis für anspruchsvolle Kunden aus aller Welt“ – stellt sich die Bank bislang nicht dem Wettbewerb im FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe.

„Vertrauenswürdigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Diskretion und Fachwissen“ gehörten zur schweizerischen Tradition, lässt die Bank ihre Kunden wissen; sie stünden nicht im Widerspruch zu einem „modernen, zukunftsgerichteten Unternehmen, das an führender Position einer dynamischen Wachstumsindustrie“ stehe, wie uns der „Branch Manager Hamburg“ auf der Firmen-Homepage mitteilt. Wir wollen sehen, ob es für Julius Bär in Hamburg tatsächlich „keine anderen Prioritäten als die Zufriedenheit der Kunden“ gibt und ob sich der Eindruck von Großzügigkeit und Weltoffenheit, den die Internetseite ausstrahlt, sich im Beratungsgespräch widerspiegelt. In Deutschland hat Julius Bär Niederlassungen in Frankfurt, Stuttgart, München, Hamburg, Düsseldorf und Mannheim sowie Geschäftsstellen in Kiel und Würzburg. Die Angaben der Bank zu unseren Transparenzfragen sind weit gehend deckungsgleich mit denen des Mutterhauses in der Schweiz, dessen Porträt des Erstberatungsgesprächs wir am 27. Juli veröffentlicht haben.

Der Kunde und sein Anliegen

Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Das passt: Ab dieser Vermögensgröße will die Bank einen Kunden im Private Banking individuell ganzheitlich beraten. Der persönliche Hintergrund der Testkunden ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation – mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe – die Zukunft finanziell absichern wollten. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.

Das Beratungserlebnis

Die übersichtliche, modern und ansprechend aufgemachte Homepage von Julius Bär macht es uns leicht, ein Kontaktfeld zu finden. Die Eingabe in ein Formular ohne direkten Empfänger wirkt allerdings eher wie der Kontakt zu einer Behörde als zu einer Privatbank. Etwas länger sucht man nach der richtigen Nummer für einen konkreten Ansprechpartner, der sich dann unter „Standorte“ findet. Die Telefonzentrale verbindet uns sofort weiter an einen Berater. Der hält sich nicht lange mit dem telefonischen Vorspiel auf, sondern freut sich einfach, uns demnächst persönlich kennenzulernen. Wir schaffen es schnell, einen für beide Seiten passenden Termin zu finden. In das Acht-Minuten-Gespräch passt gerade noch die Erklärung des Weges. Eine nochmalige schriftliche Bestätigung des Termins, und sei es auch nur per Mail, erhalten wir nicht. Die Residenz von Julius Bär in Hamburg liegt am Neuen Wall 80, viel bessere Adressen gibt es in der Hansestadt kaum. Ein modernes Bürohaus, die Bank befindet sich im 3.Stock. Die Empfangsdame führt uns umgehend in den Besprechungsraum „Luzern“ – eine Reminiszenz an die schweizerischen Wurzeln der Bank. Darin ein ovaler schwarzer Tisch, sechs weiße Ledersessel und ein herrlicher Blick auf die Fleet  – abgesehen von der Baustelle gegenüber. Wir haben kurz Zeit, das geschmackvolle Ambiente auf uns wirken zu lassen, dann kommen auch schon die beiden Berater, die das Gespräch mit uns führen wollen. Die erwähnte Baustelle und der bevorstehende Skiurlaub eines Beraters sind dankbare Small-Talk-Themen, um nicht gleich von Null auf Hundert aufdrehen zu müssen. Die Berater lassen uns zunächst ein wenig Einblick in ihren Werdegang nehmen – sie kommen von der UBS in Hamburg. Erst danach kommen wir, nun schon ein wenig aufeinander eingestimmt, zur Sache – zu unserer Sache. Das Duo wirkt von Beginn gut aufeinander eingespielt, das Gespräch führt unserer telefonischer Erstkontakt. Doch das Wort ist zunächst bei uns: Unser Anliegen wird fleißig notiert, gelegentlich kommen Zwischenfragen. Unsere beiläufig gestellte Frage, ob die Bank mit dem einen oder anderen Kunden Probleme wegen schlecht laufender Depots oder einzelner Produkte habe, wie es immer wieder von Banken in den Zeitungen zu lesen sei, verneinen sie. Hellhörig werden die beiden, als wir auf Nachfrage erwähnen, dass unser Vermögen aus einer Erbschaft stammt und wir noch deutlich mehr als die halbe Millionen in der Hinterhand haben. Gut Zuhören ist Pflicht im Private Banking, doch uns fehlt die Kür. Beide interessieren sich für unsere persönlichen Familienverhältnisse, hinterfragen diese. Auch unsere Erfahrungen mit Wertpapieren wollen sie kennen lernen. Das Thema „Testament“ sprechen sie allerdings nicht an. Mit konkreten Empfehlungen halten sich unsere Gegenüber vornehm zurück. Man sei schließlich in der Kennenlernphase und müsse erst einmal alles durchrechnen. Zumindest sprechen sie die Idee einer dynamischen Vermögensverwaltung mit einer erhöhten Aktienquote an. Unsere Risikobereitschaft – wir lehnen auch eine Aktienquote von bis zu 70% nicht ab – nehmen die Berater wohlwollend zur Kenntnis. Das Konto sollte auf uns (Devisenausländer) lauten. Erst nach acht Jahren sollte endgültig entschieden werden, ob die dann nicht mehr so kleine Lily tatsächlich die stolze Summe von dann (hoffentlich) einer Million geschenkt bekommen soll. Die Berater weisen darauf hin, dass bei der Vermögensübertragung eine Schenkungsteuer von 30% fällig würde bei einem Freibetrag von lediglich 20.000 Euro. Erst im anschließend zugesandten Anlagevorschlag werden dann Lösungen Steuerproblematik angeboten: mittels Heirat, Adoption,Testament, Lebensversicherung etc. Gebühren würden in Höhe von 1% fällig. Das entspricht den Standardkonditionen des Hauses bei einer Vermögenssumme von über 1 Million Euro. Es handele sich dabei um eine Pauschale (all in), bei gewissen Fonds fielen aber zusätzliche Kosten an. Julius Bär rechnet normalerweise halbjährlich die Gebühr auf Basis des in diesem Zeitraum durchschnittlichen Portfoliowertes ab. Die Verabschiedung erfolgt an der Tür des Besprechungsraumes, den Weg zum Lift finden wir alleine. Und gleich am nächsten Tag meldet sich der „Haupt-Berater“ schon wieder bei uns: Er wolle die Dokumentation unseres Gesprächs noch um 18:00 Uhr vorbeibringen – Donnerwetter, machen die Dampf! Pünktlich auf die Minute halten wir das Protokoll in den Händen. Es ist sehr ausführlich, genau und professionell auf den Punkt gebracht. Die hohe Steuerbelastung bei der Schenkung wird hier zwar erwähnt, Vorschläge für Umgehungsmöglichkeiten (z. B. durch Heirat) finden wir aber nicht. Eine knappe Woche später kontaktiert uns der Berater ein weiteres Mal. Er wolle noch einmal wissen, wie hoch genau unsere Risikobereitschaft sei. 25% würden wir akzeptieren, sagen wir, solange es sich nur einen Buchverlust handle, der nicht realisiert würde.

Fazit: „Groß genug um stark zu sein, und dennoch so klein, um jeden Kunden ernst zu nehmen“ – ihrem Leitspruch wird die Bank Julius Bär Europe in Hamburg durchaus gerecht, wir fühlen uns ernst genommen. Dennoch lässt sie manchen Standard im Vergleich zu Wettbewerbern vermissen, die beispielsweise schon das Telefonat für erste Erkundigungen nutzen (so weit der Kunde sie zulässt), um dann das Gespräch darauf aufzubauen. Auch die Erstberatung selbst überzeugt nicht voll. „Visionäres Denken“ haben wir nicht erlebt. Den Weg in die Hansestadt werden wir zwar noch viele weitere Male antreten. Bei Julius Bär werden wir dann aber nicht mehr vorbeischauen. Dafür hat es uns im Gespräch an Tiefe und der Wille gefehlt, frühzeitig einen Extra-Schritt zu gehen. Diese Energie kam erst bei der Nachbetreuung auf. Unsere Qualifizierungsampel steht auf Rot.

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November im FUCHS-Report „TOPs 2016“.

Fakten:

(Angaben des Hauses, Stand: 31.12.2014)

Bank Julius Bär Europe AG
Neuer Wall 80, 20431 Hamburg
www.juliusbaer.com/de

Gesellschafter:

Gemäß bei der Julius Bär Gruppe AG eingegangenen Meldungen hielt per 31. Dezember 2014 jeder bzw. jede der nachfolgend aufgeführten Aktionäre/Beteiligten 3% oder mehr der Stimmrechte an der Julius Bär Gruppe AG:
  • MFS Investment Management 9.98%
  • Harris Associates L.P. 5.33%
  • Wellington Management Company LLP 5.03%
  • Thornburg Investment Management 4.99%
  • Davis Selected Advisers L.P. 4.97%
  • BlackRock, Inc. 4.97%
  • Bank of America Corporation 3.76%
  • Veritas Asset Management LLP 3.16%
  • Norges Bank 3.01%

Zentrale Geschäftsfelder: Ganzheitliche Vermögensberatung, Vermögensverwaltung

Alleinstellungsmerkmal / Versprechen an den Kunden:

Julius Bär ist nach eigenen Angaben die führende Private-Banking-Gruppe der Schweiz. Sie vereint ein umfassendes Dienstleistungsangebot, hohe Beratungskompetenz, eine vollständig offene Produktplattform. Ihre breite internationale Präsenz sowie das schweizerische Qualitätserbe machen sie „zu einem einzigartigen Private-Banking-Erlebnis für anspruchsvolle Kunden aus aller Welt.“

verwaltete Kundenvermögen: 241 Mrd. Euro (Bank Julius Bär Gruppe)

Kundenzahl: k. A. (Wir unterscheiden auf Gruppenebene nicht nach Vermögensgröße)

Dienstleistungsangebot:

  • (ganzheitliche) Vermögensberatung
  • Vermögens-/wertpapierverwaltung (Depotmanagement) mit eigener Strategie
  • Offshore-Vermögensverwaltung
  • Stiftungsmanagement/Stiftungsservices
  • Family Office
  • Custody Services
  • Nachfolgeplanung
  • Cross Border-Vermögensberatung

Produkte in der Vermögensverwaltung: Aktien, Renten, Immobilien (offene Immobilienfonds), Hedgefonds, Zertifikate, ETF.

Grundsätzlich können alle o.a. Assetklassen in unseren VVs Verwendung finden. Unter "Sonstige" versteht die Bank u.a. Rohstoffe und Edelmetalle (als Zertifikate oder Fonds), Private Equity. Seit Jahren hat J. Bärt keine offenen Immobilienfonds, Hedgefonds oder Private Equity aus Transparenzgründen mehr aktiv in den Mandaten allokiert. Die Entscheidung, welche Produkte in der individuellen Vermögensverwaltung für den Kunden Eingang finden, hängt von dessen persönlichen Präferenzen, Anlageverhalten und Risikoneigung ab.

Hauseigene Produkte:

Innerhalb des Konzernes werden in der Schweiz eigene Investmentprodukte hergestellt (Zertifkate, Portfoliofonds). Die Bank Julius Bär Europe AG stellt keine eigenen Produkte her. „Wir verfolgen einen stringenten "Best-in-class-Ansatz". Mit der Abspaltung des Asset Management Geschäfts (GAM Holding AG) im Oktober 2009 hat Julius Bär sich umfassend der offenen Produktarchitektur verschrieben. Auch die Fonds der GAM Holding AG (welche teilweise noch den JB Brand weiterhin führen) werden demselben Auswahl- und Empfehlungsprozess unterworfen wie sonstige Drittfonds.

Research:

Fremdresearch:
  • Offizielle Statistiken, Zentralbanken und staatliche Institutionen
  • Daten- und Informationsservices: Datastream, Bloomberg, Reuters, IBES, MSCI, Bond Radar, Lipper Fund, Thomson One, MacroPacific, Fund Information Tool (ifunds), Morningstar, Eureka Hedge
  • Research-Institutionen (KOF, FERI, BCA, GaveKal, Moody's )
  • Andere Banken und Broker
  • Diverse Medien
Eigenresearch: Die Research-Kompetenzzentren setzen sich wie folgt zusammen:
  • Volkswirtschaftliche Analysen und Strategie-Research
  • Rohstoff-Research
  • Fixed Income-Research
  • Aktien-Research
  • Fund Research  (Long-only & Hedge Funds)

Standardkonditionen bei einer ausgewogenen Risikostruktur und einem Anlagevolumen von:

  • 1,1 Mio. Euro: 1 % zzgl. MwSt.
  • 3,1 Mio. Euro: 0,9 % zzgl. MwSt.
  • 5,1 Mio. Euro: 0,8 % zzgl. MwSt.
(mit Auskehrung)

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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