UBS (Österreich): Überzeugend nur auf den ersten Blick
Auf den zweiten Blick wirkt der global aufgestellte, fast 150 Jahre alte und 73.000 Mitarbeiter beschäftigende Mutterkonzern aus der Schweiz gesichtslos. Denn vom Team der Wiener Niederlassung bekommt der an einer Beratung interessierte Kunde auf der Website nichts zu sehen. So bleibt es bei der schieren Größe, ohne dass der Kunde persönlich davon berührt wird. Und bei der abstrakt anmutenden Vision, Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander zu verbinden. Übrigens, wen es verwirrt: Die österreichische Tochter der Großbank UBS in der Schweiz ist nach Luxemburgischem Recht gegründet (daher UBS (Luxembourg) S.A.)
Auf der Ewigen Bestenliste unter ferner liefen
Auf der Ewigen Bestenliste der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz schafft die Schweizer Mutter es mit einem 50. Platz gerade noch unter die Top 50. Die Tochter UBS Europe SE, zu der auch die österreichische UBS zählt, taucht irgendwo im weiten Feld – oder um genau zu sein: auf Platz 197 – unter ferner liefen auf. Transparenz schreibt man übrigens in dem Haus nicht groß. Die Fragen der Prüfinstanz bleiben unbeantwortet, am Performance Projekt beteiligt sich die Bank nicht. Aber lohnt es sich überhaupt noch, sich mit der UBS als Bankkonzern zu beschäftigen, nachdem die LGT das Wealth Management der österreichischen UBS im Juli dieses Jahres übernommen hat?
Kundenanliegen
- Deutscher Kunde mit Wohnsitz Österreich
- Erste Kenntnisse zur Geldanlage
- Anlagesumme: 3,5 Mio. Euro
- Anlageziel: realer Kapitalerhalt
- Anlagehorizont: 10 Jahre
- Zentraler Kundenwunsch: langfristiger Vermögenserhalt, Inflationsschutz, Währungsabsicherung (hält Verfall des Euro für möglich), Vermögenssicherung, vorbereitet sein für schwierige Zeiten auf den Märkten (und ggf. gesellschaftlich)
Im Mittelpunkt steht zunächst der neue Arbeitgeber
Diese Frage muss sich der Kunde in der Tat schon im Vorgespräch beantworten. Denn im Mittelpunkt des Erstkontakts im Februar dieses Jahres steht die baldige Eingliederung der österreichischen UBS durch die LGT. Immerhin, so erfährt der Kunde, würde dies keine Auswirkungen auf bestehende Kundenbeziehungen haben. Sowohl der Berater als auch die Konditionen würden unter dem Liechtensteiner Dach übernommen werden. So weit ist es freilich in unserem Fall noch nicht. Vorher muss sich der Berater angesichts des Kunden in spe noch „beweisen“.
Ein „gesprächiger“ Berater
Und dies tut der Berater auch erfolgreich – zumindest auf den ersten Blick. Positiv festzuhalten ist das Engagement des Beraters, seine Freundlichkeit und seine Interessiertheit am eigentlichen Kundenanliegen. Ausführlich erörtert dieser seine Sichtweise auf eine mögliche Inflation und einen Währungsverfall. Zwar teilt er die Euroskepsis des Kunden nicht, zeigt aber Verständnis dafür. Im Februar dieses Jahres geht die UBS übrigens noch von einer gleichbleibenden Inflation i. H. v. 2 % aus.
Allerdings fällt das Beratungsgespräch in der Wiener Niederlassung von den Gesprächsanteilen etwas einseitig aus: „Der Berater führte mehrere Monologe und wirkte sehr gesprächig.“ Zwar stellt er dabei eine angenehme Gesprächsatmosphäre und eine gute Verbindung zum Kunden her. Auch wird ihm attestiert, eine klare Gesprächsstruktur erkennbar werden zu lassen. Doch bei seinen „Monologen über unterschiedliche Themen“ verliert der Berater bisweilen den roten Faden, wodurch sich das Gespräch in die Länge zieht.
Die „Ausgangssituation“ besteht aus Eigenwerbung der Bank
Weiterhin positiv festzuhalten ist die Tatsache, dass das Interesse des Kunden an Immobilien, Fremdwährungen und Rohstoffen Eingang in den Anlagevorschlag findet. Dabei setzt sich der Anlagevorschlag aus zwei Bausteinen zusammen: einer ausgewogenen Vermögensverwaltung sowie einem Beratungsmandat. Ersteres fungiert als Basisinvestment und kommt „von der Stange“. Im Beratungsmandat hingegen wird es individuell, so dass die speziellen Kundeninteressen berücksichtigt werden können. Gegenüber der Vermögensverwaltung dient das Mandat als Satellit. So weit, so gut. Jedoch vermisst der Kunde im Vorschlag Performance-Charts, historische Stresstests und Angaben zur Renditeprognose. Das Versprechen des Beraters, einen realen Kapitalerhalt mit dem Anlagevorschlag zu ermöglichen, bleibt unkonkret und unbewiesen.
Negativ anzumerken ist darüber hinaus die Tatsache, dass der Anleger kein Gesprächsprotokoll erhält. Zwar ist in den Anlagevorschlag die „Ausgangssituation“ des Kunden eingeflochten. Doch ist in dem Zusammenhang lediglich von der Anlagesumme (3,5 Mio. Euro) sowie der Anlagedauer (langfristig) des Kunden die Rede. Das ist zu wenig! Ansonsten besteht die Seite vor allem aus wenig inspirierender Eigenwerbung der UBS. Dabei steht die Qualität, Sicherheit und Kompetenz der Großbank im Fokus. Was die Konditionen schließlich betrifft, so bietet man dem Kunden ein „Sonderangebot“ an. Statt 1,2 % p. a. muss er vergleichsweise günstige 0,9 % p. a. (zzgl. MwSt.) zahlen. Damit stellt sich für den Kunden die Frage, ob dieses „Sonderangebot“ auch unter der LGT Bestand hätte. Und wie lange wohl würde die vorgestellte Vermögensverwaltung der UBS parallel fortbestehen?
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Kontakt
UBS (Luxembourg) S.A. Niederlassung Österreich
Wächtergasse 1 1010 Wien Österreich
www.ubs.com/austria
Zusatzinfos: Keine Angaben
Fazit: Ein alles in allem überzeugendes Beratungsgespräch, dem jedoch nicht das erwartete Gesprächsprotokoll folgt. Der Anlagevorschlag ist lückenhaft und lässt wichtige Fragen unbeantwortet.
Empfehlung: Um sich für den Beauty Contest zu qualifizieren, fehlt der Bank noch etwas – darunter ein verbindliches Gesprächsprotokoll und ein überzeugender Anlagevorschlag.