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Pictet & Cie (Europe) S.A. | TOPs 2016 - Beratungsgespräch

Verwalten ja, gestalten nein

Zu wenig für die nächste Runde: Rot für Pictet.
Die inhabergeführte Genfer Privatbank Pictet mit ihrer mehr als 200-jährigen Geschichte hat auch in Luxemburg eine Tochter, um internationale Kundschaft zu betreuen. Berät sie auch?
„Im Herzen des Finanzquartiers“, auf dem Luxemburger Kirchberg, hat auch die noble Genfer Privatbank Pictet ihr Luxemburger Domizil aufgeschlagen. Transparenz übt sie nur in den engen Bahnen des konzerneigenen Geschäftsberichts, der nach 210 Jahren erstmals erschienen ist. „Unabhängigkeit steht im Zentrum unseres Geschäftsansatzes. Für uns ist sie letztendlich der Schlüssel zum Erfolg unserer Kunden und von Pictet selbst“, heißt es in der Botschaft der Gesellschafter, die uns anspricht. Auch die Kontinuität in der Führung wird dazu beitragen: In den vergangenen 209 Jahren gab es bei Pictet lediglich 40 Teilhaber, die ihre Funktion im Schnitt über 20 Jahre ausübten. In den internationalen Top 25 der Vermögensverwalter rangieren die Schweizer mit 167,7 Mrd. US-Dollar auf Platz einundzwanzig.

Der Kunde und sein Anliegen

Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollen. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.

Das Beratungserlebnis

Das geht ja mal fraglos schnell. Wir rufen bei Pictet in Luxemburg an und müssen unser Englisch aktivieren – klar, das ist eine international aufgestellte Bank. Eine Assistentin klärt schnell die Höhe der Anlage ab und hört sich kurz unser Anliegen an. Sie will uns zum Besuch am Wunschtermin einen deutschsprachigen Berater zuteilen. Eine Stunde später erhalten wir die E-Mail Bestätigung mit dem Namen des Beraters und einer Anfahrtsskizze. Das ist heute Standard, wer mehr bieten will, schickt ein kurzes Protokoll mit. Wir treffen ein am großen Glaspalast auf dem Kirchberg. Der Empfang geleitet uns zum Lift. Wir fahren alleine bis in den 5. Stock. Dort nimmt man uns sofort in Empfang. Es geht sogleich ins Beratungszimmer. Auffallendstes Einrichtungsstück ist eine große Lithophanie-Deckenlampe. Weniger auffällig: der runde Tisch mit vier Sesseln. Getränke und Süßigkeiten werden serviert. Ein Berater erscheint umgehend. Er sei der Vorgesetzte des ursprünglich geplanten Beraters, eine sympathische, auffallend elegant gekleidete Erscheinung. Der Kollege, der uns eigentlich zur Verfügung stehen wollte, sei – leider – kurzfristig verhindert. So ein kurzes Protokoll über die Inhalte des Eingangstelefonats hätte ihm sicherlich mehr geholfen als uns: Er ist nicht über unser Anliegen informiert worden, nehmen wir innerlich seufzend zur Kenntnis. Aber er gibt sich interessiert und holt umgehend entsprechende Unterlagen. Dann erklärt er ausführlich die für uns infrage kommende Vermögens-Zusammensetzung, ebenso das "Conservative Discretionary Mandate" in Euro. Das Portfolio soll 2,3% Cash-Anteile, 56,7% Anleihen, 28% Aktien und für die restlichen rund 12% alternative Investments beinhalten. Anhand einer Liste erläutert er uns die Gewichtung der Aktien aus dem Euroraum. Eventuell empföhlen sich auch Aktien in australischen Dollar oder Daimler. Dabei würde es sich um erfolgreiche hauseigene Fonds handeln. Wir spüren die Vermögensverwaltungskompetenz des Hauses, die dieses jedoch nicht im FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe unter Beweis stellt. So bleibt alles dem guten Glauben und mehr oder minder aussagefähigen Statistiken und Benchmarkvergleichen anheim gestellt. Hauseigene Fondsprodukte kosteten 0,5%, mit weiteren An-und Verkaufskosten müssten wir nicht rechnen. Eine weitere Verhandlungsbasis gäbe es erst ab 5 Mio. Euro Verwaltungsvolumen. Ehrlich antwortet er, Probleme mit US-Behörden würden derzeit abgearbeitet. Er selbst wurde dazu von einer Anwaltskanzlei befragt. Auch Pictet steht wie etliche Schweizer Banken im Verdacht, US-Bürgern bei der Hinterziehung von Steuern zur Seite gestanden zu haben. It’s the money, stupid, lernen wir, und so interessieren weitere Details im Sinne einer ganzheitlichen Beratung nicht. Bei Vertragsabschluss gäbe es noch einen Fragenkomplex auszufüllen, wie etwa unsere Kenntnisse zu Aktien etc. seien. Gut gefällt uns, dass dieser Aspekt bei Pictet warten kann und nicht am Beginn der Erstberatung steht, wie in anderen Häusern. Auch so mancher Service ist mehr als Standard: So sucht uns der Berater im Gespräch eine exzellente Hoteladresse heraus („für das nächste Mal“). Nach Gesprächsende begleitet uns unser Berater bis auf die Straße – das hat Stil. Wir nehmen die Broschüre des Hauses zum Private Banking mit, die „Vermögens Allokation 4. Quartal 2014“, ein „Investment Proposal, Bond Selection, PICM - Global Dynamic - A Euro“, das war’s. Doch keine Ideen, wie denn die Schenkung steuerlich optimiert werden kann und wie wir das Vermögen nicht zu früh vollends aus den Händen geben. Dann hören wir nichts mehr aus dem Hause. Erst als wir, um höflich zu sein und die Form zu wahren, absagen, kommt eine E-Mail, in dem ihr Bedauern für unsere Absage ausgedrückt wird.

Fazit: Es fällt schwer, sich ein klares Urteil von diesem Haus zu bilden, das ganz offensichtlich auf die Vermögensverwaltung fokussiert ist. Darüber hinausgehende Beratung: Fehlanzeige. Dafür bekommt man Stil, Ambiente und so manchen exklusiven Service geboten, je dicker die Brieftasche, desto mehr davon. Dafür könnte man sich mehr Transparenz wünschen und mehr Mut, sich auch in Vermögensverwaltungs-Wettbewerben wie dem Performance-Projekt der Konkurrenz direkt zu stellen. Wer nur einen Portfoliomanager sucht, mag hier gut aufgehoben sein, auch die Preisgestaltung scheint fair. Wer aber eine Top-Betreuung und Ideen benötigt, die über die Wertpapierberatung hinausgehen, ist hier offensichtlich fehl am Platz. Womöglich glaubt man deshalb auch auf Protokollierung verzichten zu können, die unter Wettbewerbern inzwischen Standard ist, weil sie zur Sicherung einer guten Beratungsqualität unumgänglich ist. In der Gesamtsicht ist das alles zu wenig, um „Lust auf mehr“ zu machen. Unsere Qualifizierungsampel stellt sich auf Rot.

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November im FUCHS-Report „TOPs 2016“.

Fakten: keine Angaben

Pictet & Cie (Europe) S.A.
15A, avenue J. F. Kennedy, LU - 1855 Luxembourg
www.pictet.com/corporate/de/home/about_pictet/offices/luxembourg.html

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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