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Südwestbank AG, Vermögensmanagement TOPS 2019: Qualifikation

Vorhang zu und alle Fragen offen

"Mittelständisch und privatwirtschaftlich, mit starken Wurzeln in der Region" – mit diesem Selbstbild wirbt die Südwestbank am Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg um Vertrauen bei Unternehmern, Vermögenden und Häuslebauern. Die einstige Württembergische Landwirtschaftsbank erhielt ihren heutigen Namen im Jahr 1964. Den regionalen Fokus hat sie beibehalten. Vielleicht liegt es ja an der Übernahme durch die österreichische BAWAG P.S.K. im Jahr 2017, dass von Nähe zum typischen Mittelstandskunden nicht mehr viel zu spüren ist.

Bis zum hundertsten Geburtstag ist es nicht mehr lange hin: Die Wurzeln der Südwestbank AG reichen zurück bis ins Jahr 1922. Seit 1964 hat sie ihren jetzigen Namen, seit 1970 firmiert sie als AG. 2005 wurde sie mit dem Verkauf an eine Unternehmerfamilie zur Privatbank, 2017 wurde sie von der BAWAG P.S.K. (Österreich) übernommen. Eine durchaus bewegte Geschichte, die die Südwestbank mit einem betont bodenständigen Wertesystem verbindet. Man kenne die Werte der Region und teile sie mit den Menschen und Unternehmen von hier, so steht es auf der Website zu lesen. Ziel sei es, "die Menschen besser zu verstehen als Wettbewerber und sich besser um sie zu kümmern".

Weiterhin finden wir im Internetauftritt Informationen zu Vorstand, Aufsichts- und Beirat, zur Pfandbrieflizenz, die die Bank seit 2016 innehat, zum Engagement, zu Tochtergesellschaften und Partnern. Was wir vergeblich suchen: Zahlen. Standorte, Mitarbeiter, verwaltetes Vermögen, gar ein Geschäftsbericht – all das finden wir zumindest im "Über uns"-Bereich nicht. Das sorgt beim ersten Eindruck für etwas Skepsis gegenüber den Marketingversprechen. Bodenständigkeit schätzen wir sehr, Transparenz allerdings genauso.

Zu viel Marketing, zu wenig Konkretes

Auch die Rubrik Private Banking gibt nicht wesentlich mehr her. Unabhängige Produktwahl, ganzheitlicher Ansatz... wir überfliegen eine Reihe von PR-Floskeln auf der Suche nach Handfesterem. Vielleicht hilft die digitale Private-Banking-Broschüre weiter, die zum Weiterlesen auffordert und als PDF heruntergeladen werden kann? Richtig, hier finden sich immerhin ein paar Eckdaten: 28 Standorte hat die Bank in Baden-Württemberg. Neben einer Fonds-Vermögensverwaltung bietet die Südwestbank auch eine Wertpapier-Vermögensverwaltung, bei der wir "aus einer Vielzahl unterschiedlicher Depotvarianten und Investmentstrategien wählen" können. Eine Einstiegsschwelle ist auf der Webseite allerdings nicht genannt . Die erfahren wir erst später aus dem Fragebogen, den die Redaktion der Südwestbank zusendet. Dort ist sie mit 250.000 Euro angegeben.

Das Thema "Nachhaltiges Anlegen" ist uns wichtig, also suchen wir gezielt nach Anhaltspunkten, wie die Bank es damit hält. Aber auch hier findet sich außer einem blumigen Leitbild-Statement und ein paar Zertifizierungen für Ökostrom sowie Beruf und Familie auf der "Über uns"-Seite einfach nichts Konkretes. Im Private Banking-Bereich suchen wir das Thema vergeblich. Ob Nachhaltigkeits-Filter bei der Titel-Auswahl eingesetzt werden, ob der Kunde Ausschlusskriterien definieren kann – all das bleibt zunächst im Dunkeln. Wir bleiben zurückhaltend. Alles in allem viele schöne Formulierungen, aber wenig Substanzielles.

Der Kunde und sein Anliegen

Aus einem Vermächtnis steht uns in naher Zukunft ein Anlagebetrag in Höhe von einer Million Euro zur Verfügung. Erfahrungen mit Geldanlage haben wir nicht, dafür aber ein klares Ziel, wie das Vermögen eingesetzt werden soll. Ein Forschungsprojekt, dass uns am Herzen liegt, wurde von einer renommierten englischen Universität angenommen und kann im Rahmen eines Masterprogramms umgesetzt werden. Durch die uns zugefallene Summe sehen wir die Chance, das Vorhaben zu verwirklichen.

Mindestens zwei Jahre lang möchten wir uns ganz auf unsere wissenschaftliche Arbeit konzentrieren und nicht erwerbstätig sein. Eine monatliche Ausschüttung soll unsere Lebenshaltungskosten während des Aufbaustudiums ganz oder so weit wie möglich decken. Vom Berater möchten wir wissen, ob das Geld so angelegt werden kann, dass dieses Ziel erreicht wird. Das Stammkapital soll dabei soweit es geht erhalten bleiben. Höchstens 20% Verlust wollen wir hinnehmen, denn nach Ende des Auslandsaufenthaltes möchten wir damit in unserer angestammten Region Wohneigentum erwerben. Wichtig ist uns das Thema nachhaltiges Anlagen. Wir möchten unser Kapital nicht in ethisch fragwürdige Unternehmen oder Regimes investiert sehen.

Der telefonische Erstkontakt

Die Südwestbank hat Telefonwarteschlangen wie unser Internet-Provider. Beim ersten Versuch geben wir irgendwann entnervt auf. Auch beim zweiten Mal müssen wir eine Menge Fahrstuhlmusik aushalten. Irgendwann meldet sich die Zentrale dann doch und verspricht, zur richtigen Abteilung zu verbinden.

Nach einer weiteren Warteschleife, während der sich problemlos ein halber Korb Wäsche bügeln ließe, sind wir endlich im Private Banking gelandet und hoffen, nun mit einem Berater sprechen zu können. Doch weit gefehlt: Man werde uns zurückrufen. Aus Skepsis wird langsam Verärgerung.

Der Rückruf allerdings kommt dann sehr prompt. Der Berater entschuldigt sich in aller Form für die Umstände, die wir ihm schildern. Ein paar "Eckdaten" möchte er von uns erfahren: Wohnort, Alter, Beruf, Anlagesumme, Grund der Kontaktaufnahme. Wie wir denn auf die Südwestbank aufmerksam geworden seien? Nun, auch wir fühlen uns unserer Herkunftsregion sehr verbunden und wünschen uns einen bodenständigen Finanzpartner an unserer Seite, vor allem mit Blick auf den Immobilienkauf.

Auch wenn unsere Geduld arg strapaziert wurde: Das Gespräch mit dem Berater macht einiges wieder wett. Es ist nicht unnötig lang, aber die wichtigen Fragen werden abgeklopft, und am Ende steht der Termin, den die Assistentin umgehend per Mail bestätigt.

Auch eine Anfahrtsbeschreibung fehlt nicht, und der Terminbestätigung ist zu entnehmen, dass neben unserem Gesprächspartner noch ein weiterer Berater am Termin teilnehmen wird. Dessen Funktion erfahren wir allerdings nicht. Wir gehen etwas versöhnt, aber immer noch reserviert ob des schlechten Starts ins Gespräch.

Das Gespräch mit dem Berater/den Beratern vor Ort

Die Südwestbank liegt direkt an der U-Bahn-Haltestelle Schwabstraße. Praktisch für uns, da wir uns die Stuttgarter Innenstadt mit dem Auto ersparen wollten und öffentlich angereist sind. Die Bank ist bereits beim Aussteigen aus der Bahn in der Station ausgeschildert, also sehr leicht zu finden.

Die Empfangshalle bleibt in Erinnerung. Sie ist als vertikaler Garten mit begrünten Wänden und Wasserfällen sehr aufwändig gestaltet. Der Berater holt uns ab. Mit dem Aufzug geht es in den 9. Stock, und die Aussicht kann sich sehen lassen. Während eine moderne Maschine unseren Kaffee nach den vorher erfragten Präferenzen zubereitet, bekommen wir erst einmal eine kleine Dachterrassen-Führung.

Der Beratungsraum selbst ist klein, minimalistisch, sehr angenehm und unaufgeregt. Die Wände sind hellgrau und mit einigen sehr ansprechenden modernen Kunstwerken geschmückt. Schilfgras-Pflanzen bringen auch hier eine grüne Note ein, im Gegensatz zum üppigen Wandgrün in der Lobby handelt es sich bei ihnen allerdings um täuschend echte Kunstpflanzen. Wasser und Saft runden das Getränkeangebot ab.

Gut strukturiert

Die Berater denken über das Gespräch hinaus und haben bereits einen genauen Fahrplan für den Weg zum Anlagevorschlag. Im Gespräch werde man Berater und Haus kurz vorstellen, Geschichte und Anlagewunsch des Kunden erfragen und dann gemeinsam eine Basisdokumentation ausfüllen. Im Anschluss an den Termin werde man eine Gesprächszusammenfassung zusenden und nach Rückmeldung des Kunden den Anlagevorschlag erstellen.

Sachlich, effizient und auf den Punkt: Hier wird keine Zeit verschwendet. Das ist grundsätzlich auch sehr in unserem Sinn. Aber immer schön der Reihe nach. Der Programmpunkt „Vorstellung des Hauses" ist uns hier wichtig, denn wir möchten gern mehr erfahren, als der Internetauftritt hergibt. Kann die Bank ihren vollmundigen Werte- und Leitbildaussagen in der Realität gerecht werden? Da sind wir uns noch nicht sicher und hoffen auf Klärung im Gespräch.

Marketingmythos und Wirklichkeit

Unsere beiden Berater sind beide seit vielen Jahren im Private Banking und personifizieren gewissermaßen die regionale Verwurzelung des Hauses. Einer von ihnen ist in Stuttgart geboren und aufgewachsen, der andere im Umland. Die beiden erläutern, dass sie immer als Tandem arbeiten. So solle gewährleistet werden, dass der Kunde immer einen Ansprechpartner hat, auch bei Krankheit oder Urlaub eines Beraters. Einzelne Experten ziehe man, wo es nötig sei, hinzu.

Dann kommen wir mit der Vorstellung des Bankhauses zu einem Gesprächsteil, der uns interessiert. Wir erfahren, dass die Bank eine Tochtergesellschaft hat, die eigene Fonds auflegt. In der Vermögensverwaltung arbeite man im Aktienbereich grundsätzlich mit dem hauseigenen Fondsmantel, biete jedoch ab einem Volumen von 500.000 Euro auch Einzelaktien an. Im Rentenbereich lege man überwiegend in Einzeltitel an.

Vom Verkauf an die österreichische Bawag wissen wir schon. Diese, erfahren wir, wurde ihrerseits vom Investor Cerberus übernommen und saniert. Der Name lässt uns die Ohren spitzen. Die rücksichtslosen Methoden der US-amerikanischen Investmentgesellschaft sind so legendär, dass sie sogar die normalen Nachrichtenmedien erreicht haben. Wir erinnern uns vage an eine Reportage zu Cerberus. Der Name des Höllenhundes aus der griechischen Mythologie sei Programm, hieß es dort, das Geschäftsgebaren derart, dass der Firmensitz unter Insidern den Spitznamen "Death Star" trage – in Anlehnung an die Raumbasis des Imperiums aus den „Star Wars"-Filmen, das von dort aus andere Kulturen unterwirft. Zu Hochzeiten der einschlägigen Debatte galt Cerberus als Inbegriff der „Heuschrecke". Ob sich die Südwestbank Bodenständigkeit, Langfristigkeit in der Anlage und Wertbeständigkeit mit einem solchen Investor im Hintergrund erhalten kann?

Wir haben die Frage noch nicht zu Ende gedacht, als unser Berater unsere Überlegungen auch schon bestätigt. Aktuell sehe man sich mit Umstrukturierungen konfrontiert, und ja, dazu zähle auch Personalabbau. „Sehr kleine Filialen" würden geschlossen. Dies habe dem Haus in jüngster Zeit sehr viel negative Presse beschert. Kein Wunder, immerhin brüstet sich die Bank mit ihrem regionalen Nah-am-Kunden-dran-Fokus. Bei uns verfestigt sich der Eindruck, dass Leitbild und Wirklichkeit nicht ganz deckungsgleich sind.

Wir können alles außer Goldminen

Im Private Banking werde es vor allem „technische Veränderungen" geben. In der Vermögensanlage wollten viele Kunden mitentscheiden, es entstehe großer Aufwand durch neue Informationspflichten. Hier seien Investitionen in technische Lösungen nötig, damit so etwas auch online abgewickelt und bestätigt werden könne. So wolle man Moderne und Tradition miteinander verbinden.

Verglichen mit zum Beispiel der Deutschen oder der Commerzbank sei man ein kleines Haus der kurzen Wege. So sitze das eigene Asset Management im Nachbargebäude, da setze man sich bei Bedarf zusammen und rede miteinander.

Mittelständler stünden im Fokus der eigenen Mission, für sie sei man da und in Baden-Württemberg fest verankert. Aha. Und wie passt das alles mit „unserer gelebten Unabhängigkeit am Bankenmarkt und Regionalität" zusammen? möchten wir wissen.

Der Berater erläutert das Selbstverständnis von regionaler Verwurzelung. Man habe zum Beispiel keine Expertise in kanadischen Goldminen-Werten, da ziehe man bei Bedarf Experten hinzu. Man sei eben regional und bodenständig. Wir machen uns eine geistige Notiz zu dieser aparten Negativ-Definition des zentralen Leitbildes. Wir sind regional, weil wir uns nicht mit kanadischen Werten auskennen. Hm.

Nachhaltigkeit: Die große Fehlanzeige

Aber wo wir gerade von Minen- und Rohstoffwerten reden: Das sei doch eine gute Überleitung zum Thema Nachhaltigkeit, schlagen wir vor. Unseren Hintergrund haben wir mit wenigen Worten geschildert und positiv vermerkt, dass wir nicht so eingehend ausgefragt wurden wie bei manch anderer Bank.

Also: Wie ist es um die Einbeziehung ethischer Anlagekriterien bestellt? Man sei selber leider nur bedingt in der Lage, dem gerecht zu werden und Grenzen zu ziehen, erfahren wir und möchten natürlich wissen, wo das Problem liegt.

Nachhaltigkeit, meint unser Berater, sei eben sehr persönlich und definitionsabhängig, die Grenzen seien fließend. Einen Waffenkonzern könne man ja noch ganz einfach ausschließen. Aber es werde sehr schnell komplex – wie sehe es denn zum Beispiel mit Mercedes aus (unser Berater spricht hier wie jeder gute Stuttgarter von "Daimler")? Fahrzeuge würden ja auch als Kriegsgerät genutzt.

Wir merken an, dass das in diesem Fall nicht ganz so schwierig sei, da Landminen- und Streumunition-Geschäfte des Konzerns ja zur Genüge bekannt seien. Darüber hinaus stehen wir der deutschen Autoindustrie im Moment sowieso reserviert gegenüber, denn auch erhebliche Compliance-Verstöße sind für uns durchaus ein Ausschlusskriterium. Ebenso wie die Involvierung in Waffenherstellung und -handel, bekanntermaßen schlechte Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit oder grobe Umweltverstöße, um einmal unsere wichtigsten Kriterien auf den Tisch zu legen.

Zu klein für Ethik?

An dieser Stelle des Gesprächs merken wir, dass wir in dieser Hinsicht mit der Südwestbank keine glückliche Ehe führen können. Das Haus, erklärt unser Berater, könne das allein nicht leisten. Andere Anbieter hätten Nachhaltigkeits-Fonds im Angebot, etwa Union Invest oder UBS. Da müsse man im zweiten Schritt den genauen Kundenwunsch ermitteln, weil Nachhaltigkeit ja für jeden etwas anderes bedeute. Aha, wir hatten doch aber gerade eben klar kommuniziert, was das für uns bedeutet?

Man sei einfach zu klein, um Vermögensverwaltung mit Nachhaltigkeitskriterien anzubieten, streckt unser Berater die Waffen. Das können wir wiederum nicht beurteilen, weil uns Zahlen zur Größe des Hauses wie Assets under Management, Gewinn usw. fehlen, aber wir haben durchaus kleine Häuser kennengelernt, die das hinbekommen.

Wenn, dann gehe Nachhaltigkeit nur im Anleihe-Bereich. Dann sei das ja auch eine Frage der Rendite. Man müsse sich nur Windkraft und Solarkraft anschauen: die Renditen stagnierten im Moment. Oft kollidierten dann emotionale und rationale Fragen. Die Bank zeigt wenig Neigung, sich auf das Thema einzulassen. Wie denn unsere Ziele sonst priorisiert seien?

Zielkonflikt erkannt

Am wichtigsten ist uns die Einhaltung der Verlustgrenze von 20%, denn unser Immobilienkauf-Projekt möchten wir nicht gefährden. Danach kommt die Einhaltung unserer Nachhaltigkeitskriterien, die eigentlich schon vom Tisch ist. Wissen möchten wir von den Beratern, ob bei diesen Eckdaten eine Netto-Rendite von 1,8% über die nächsten zwei Jahre möglich ist. Denn die brauchen wir, laut Bank, um ohne Kapitalverzehr die angestrebte monatliche Ausschüttung von 1.500 Euro zu erzielen.

Das könne man für sichere Anlagen ohne weiteres verneinen, sagt unser Berater. Nun, das ist immerhin eine klare Ansage. In diesem Fall möchten wir wissen, was maximal nach Abzug von Kosten, Inflation und Steuern für uns herauskommen kann.

Schwäbisch effizient, aber wenig interessiert an uns

Gemeinsam füllen wir Kundendatenbogen und Geeignetheits-Erklärung aus. Was wir in diesem Gespräch nicht sehen sind historische Daten, Musterportfolios, Stresstests usw. Das empfinden wir aber auch nicht als negativ. Details kann man klären, wenn eine Zusammenarbeit auf Basis eines ersten Kennenlernens und eines Angebots möglich scheint.

Wo andere Häuser unseren Zeitplan an die äußerste Belastungsgrenze gebracht haben, kommt die Südwestbank mit 95 Minuten aus, und auch die braucht sie nur, weil zwischendurch noch einmal Kaffee gekocht und ein wenig geplaudert wurde.

Ob es für uns in Ordnung wäre, wenn das Protokoll erst in zwei Wochen käme, möchte unser Berater wissen. Einer von beiden ist ab dem nächsten Tag in Urlaub. Wir einigen uns auf drei Wochen, da wir nach seiner Rückkehr selber eine Woche abwesend sind. Eine gedruckte Präsentation bekommen wir mit.

Strukturiertheit und Effizienz der Berater fanden durchaus unseren Beifall, aber ein wirklicher Funke sprang in diesem Gespräch nicht über. Die stiefmütterliche Behandlung unseres Anliegens "Nachhaltigkeit" und das ungute Gefühl, dass es sich beim Verständnis für den Mittelständler aus der Region und seine Ziele und Wünsche um eine bloße Worthülse handelt, sorgen für einen unguten Nachgeschmack. Kämen wir von einem ersten Date würden wir keinen gesteigerten Wert auf ein zweites legen.

Die Betreuung nach dem Gespräch

Das Gesprächsprotokoll trifft mit schwäbischer Pünktlichkeit genau am vereinbarten Tag ein. Alles Wichtige ist richtig erfasst, nur bei Werdegang und persönlicher Situation haben sich Fehler eingeschlichen, die wir der Ordnung halber korrigieren, die aber für den Anlagevorschlag nicht relevant sind.

Der kommt fast anderthalb Monate nach dem Gespräch und eine Woche, nachdem wir nachgehakt hatten. Eine stringente Nachbetreuung sieht anders aus. Auch unsere Absage erfolgt zu guter Letzt trotz aller Vorsätze, die schlechte Nachricht persönlich zu überbringen, schriftlich.

Mehrfach versuchen wir es telefonisch und erreichen unseren Berater nicht. Er schickt uns knapp zwei Wochen nach Übersendung des Anlagevorschlags eine Mail mit der Frage, ob man bei der Entscheidung behilflich sein könne. Danach versuchen wir noch zwei Mal, ihn telefonisch zu erreichen und geben dann frustriert auf. Die Erfahrung bei der Kontaktaufnahme wiederholt sich.

Der Anlagevorschlag aus der Sicht des Kunden

Der Anlagevorschlag ist auf den ersten Laien-Blick gut strukturiert und übersichtlich. Was uns gut gefällt: Die Südwestbank hat sich auch mit dem Thema "Steuer" beschäftigt.

In Sachen Nachhaltigkeit werden wir im Verhältnis zum Gespräch positiv überrascht. Nun will man doch mit dem Kunden Ausschlusskriterien besprechen, das Thema individuell handhaben. Tools oder Datenservice-Dienste wie bei einigen anderen Anbietern kommen hier nicht zum Einsatz.

Die Vergütung klingt fair. Wir können wählen zwischen einer festen Vergütung von 0,85% p.a. oder einer erfolgsabhängigen Vergütung von 0,70% p.a. + 10% vom Wertzuwachs auf Jahresbasis, jeweils zzgl. Mehrwertsteuer. Das liegt sogar etwas unter den Werten, den die Bank für unsere Vermögenshöhe ausweist (1,25% all-in oder 0,8% p.a. + 10 % des Wertzuwachses zzgl. Mehrwertsteuer).

Mehr Fragen als Antworten

Die Südwestbank schlägt eine im Vergleich zu anderen Häusern, die wir mit den gleichen Parametern konfrontiert haben, niedrige Aktienquote von 35% vor. Sie erwartet 2,94% Bruttorendite und geht davon aus, damit das Ausschüttungsziel erreichen bzw. sogar leicht überschreiten zu können.

Das leuchtet uns aus unserer laienhaften Position nicht ein. Hatten wir nicht im Gespräch einen Zielkonflikt identifiziert ? Und hatten nicht andere Häuser zur Erreichung des Ausschüttungsziels eine Bruttorendite von plus minus 6% angesetzt ?

Erst bei näherer Betrachtung wird uns klar wie die Bank zu ihrer mutigen Aussage kommt. Die Renditeerwartung fußt auf der Annahme einer Erstattung der Abgeltungsteuer wegen nicht vorhandener Einnahmen während der Weiterbildungszeit. Interessant, denn diese These ist uns nirgendwo anders untergekommen. Die Inflation lässt die Bank außen vor, wir hätten allerdings gern eine Berechnung gesehen, die sozusagen ein Worst Case Szenario ist und zeigt, was maximal an Kosten und Verlusten entstehen kann. Hm, denken wir zum wiederholten Mal in diesem Beratungsprozess. Wir sind nicht überzeugt.


HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.


 

2020 (TOPs 2020) Vermögensstrategie Viel Material, aber wenig Passendes im Shop
2019 (TOPs 2020) Beratungsgespräch Mittelständisch, bodenständig, gut im Shop
2018 (TOPs 2019) Qualifikation Vorhang zu und alle Fragen offen im Shop
2017 (TOPs 2018) Qualifikation Südwestbank: Fremdeln mit Fremdwährungen im Shop
2016 (TOPs 2017) Vermögensstrategie Südwestbank AG: Faden verloren im Shop
2015 (TOPs 2016) Vermögensstrategie Die Bank, die Stress erlebbar macht im Shop
2016 (TOPs 2017) Beratungsgespräch Südwestbank: Nah am Kunden im Shop
2015 (TOPs 2016) Beratungsgespräch Die Bodenständige im Shop
2019 (TOPs 2020)  Wissenswertes  Südwestbank AG+ Die Bodenständige  im Shop 

WISSENSWERTES

Die zentralen Geschäftsfelder der Bank sind Vermögensberatung, Vermögensverwaltung und Immobilienfinanzierung.

Angebot

Die Individuelle Vermögensverwaltung bietet die Südwestbank in den Modellen "Konservativ", "Moderat Konservativ", "Ausgewogen", "Moderat Dynamisch" und "Dynamisch" jeweils ab 250.000 Euro an. Zusätzlich bietet sie ab einem Anlagebetrag von 500.000 Euro das Modell "Ertragsstrategie" an, das auch im Aktienbereich mit Einzeltiteln abgebildet wird. Die Fondsvermögensverwaltung bietet sie in den Modellen "Rendite", „Rendite Plus", „Zuwachs" und „Dynamik" an. Die Family Office Dienstleistung wie auch die Kunstberatung wird über die Tochtergesellschaft VERTIVA Family Office GmbH dargestellt.

Bereits ab 80.000 Euro betreue man Kunden mit einem begrenzten Produktangebot individuell, ab 500.000 Euro mit einem uneingeschränkten Produktangebot. Eine Anhebung der Einstiegsgrenze auf 750.000 Euro sei für den Jahresverlauf 2018 geplant.

Zahlen und Fakten

Die Südwestbank habe in den letzten drei Jahren eine rechtliche Auseinandersetzung mit einem Private Banking-Kunden gehabt. Grund des Verfahrens sei die Behauptung des Kunden gewesen, Post zu einer Kapitalmaßnahme nicht erhalten zu haben. Das Verfahren sei zu Gunsten der SÜDWESTBANK AG entschieden worden.

Insgesamt betreue man 558 Private Banking-Kunden mit einem verwalteten Vermögen von 2.008 Mio. Euro. Kundeneinheiten mit individueller Betreuung außerhalb der Vermögensverwaltung seien in der Zahl der Kunden nicht berücksichtigt. 98% der Kunden stammten aus Deutschland, unter 1% aus der Schweiz. Auf einen Berater im Private Banking kommen im Durchschnitt 82 Kunden.

Adresse der Bankniederlassung / Webseite

Südwestbank AG, Rotebühlstr. 125,
70178 Stuttgart Deutschland
https://www.suedwestbank.de/

MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2019

PERFORMANCE-PROJEKT

Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.

Die Südwestbank nimmt noch nicht am FUCHS PERFORMANCE Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag FUCHSBRIEFE teil.


TRUSTED WEALTH MANAGER

Die Bank war innerhalb der letzten drei Jahre in Rechtsstreitigkeiten mit Private Banking Kunden verwickelt. Grund des Verfahrens war die Behauptung des Kunden, Post zu einer Kapitalmaßnahme nicht erhalten zu haben. Das Verfahren wurde zu Gunsten der Südwestbank AG entschieden.

Die Bank gibt eine Selbstauskunft und füllt unseren Transparenzfragebogen aus. Unsere Vertrauensampel steht auf Grün.


Mehr aus Rating

Sie haben Anmerkungen zu diesem Thema? Kontaktieren Sie unsere Redaktion jetzt über redaktion@fuchsbriefe.de – wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung!

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Fazit

An der Südwestbank überzeugt uns trotz eines angenehmen Beratungsgesprächs letztlich nicht viel. Zu vage sind uns die Versprechungen von Kundenorientierung, Bodenständigkeit, regionaler Verankerung und Individualität. Die Bank wird ihren auf der Website formulierten Ansprüchen nicht gerecht. Widersprüche zwischen Aussagen im Gespräch und im Anlagevorschlag verwirren uns, der Anlagevorschlag selbst erscheint uns aus der Sicht eines Laien unausgegoren und geht an zu vielen Zielen vorbei. Auch in Sachen Erreichbarkeit und Transparenz fängt sich die Südwestbank erhebliche Minuspunkte ein.

Auf der Haben-Seite können wir hier nur die klare Struktur, Zeiteffizienz und das freundliche und gefühlt auch ehrliche Auftreten der Berater vermerken. Das allein aber reicht für ein gutes Beratungskonzept nicht aus. Der Eindruck von Offenheit, der im Gespräch entstanden war, geht im Anlagekonzept wieder verloren, indem die Berater den zuvor identifizierten Zielkonflikt mit keinem Wort erwähnen und auf dem Papier doch glauben, unsere Wunschrendite erreichen zu können. Dass wir ausdrücklich um die Berücksichtigung von Steuern und Abgaben gebeten hatten, fällt ebenso unter den Tisch wie unser Nachhaltigkeits-Wunsch im Gespräch, der dann wie von Zauberhand doch wieder auftaucht. Es ist hier wie bei Brecht: Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen/Den Vorhang zu und alle Fragen offen.


HINWEIS: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2019".

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