Wiener Privatbank: Ein Portfolio mit vielen Fragezeichen
Die Wiener Privatbank hat es mit dem Beratungsgespräch in die Endqualifikation geschafft. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
„Der Versuch, uns von Immobilienbesitz in Wien zu überzeugen, obwohl wir das gleich ablehnen, trübt den guten Eindruck bei der Wiener Privatbank etwas. Insgesamt eine gute Leistung mit kleinen Schwächen – wir sind gespannt auf die Bewertung des Anlagevorschlags."
Bewertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Von der Wiener Privatbank erhält der Kunde ein Gesprächsprotokoll, das dessen Ausgangssituation zwar korrekt, aber auch auf das Wesentlichste beschränkt erfasst. Die Risikotoleranz wird darin mit 10 % Schwankungsbreite angegeben.
Im Anlagevorschlag lesen wir, dass der Kunde bei 10 % Verlust eine Nachricht erhält. Anschließend werde bei jeden weiteren 10 % Verlust telefonisch gesprochen. Das stimmt uns skeptisch, ob der Kunde wirklich richtig verstanden wurde. Er ist ja nicht aufs Telefonieren aus. Er will ein passendes Portfolio.
Der Portfoliovorschlag der Wiener Privatbank
Das sieht aus Sicht der Wiener Bank so aus: 10% Bargeld, 25% Aktien, 65% Anleihen, 0% Alternative Investments. Mit 42% soll überwiegend in Euro investiert werden. Darüber hinaus finden der US-Dollar mit 25% und das britische Pfund mit 18% Platz im Portfolio.
Im Rahmen der individuellen Produktauswahl schlägt die Bank 9 Investmentfonds vor. Die Anleihequote teilt sich in 30% Unternehmensanleihen und 35% Staatsanleihen, welche überwiegend inflationsgeschützt sind, auf. 15% werden über 2 Fonds in europäische Aktien investiert und 10% in US-amerikanische Fonds. 10% werden in Liquidität geparkt und in alternative Investments wird erst im Zeitverlauf investiert. Alles sind Produkte mit hohen Kosten und aktivem Management. Das überzeugt erstmal aus Sicht der Portfolioqualität nicht.
Wiener Privatbank investiert am Nachhaltigkeitswunsch des Kunden vorbei
Eigene Produkte sind mit 10 % beigemischt. Und den Nachhaltigkeitswunsch des Kunden, Rüstungswerte zu meiden, sehen wir auch nicht erfüllt. Der JPM US Value Fund investiert in derartige Unternehmen.
Mit den vielen Performance- und Risikokennzahlen der einzelnen Fonds kommen wir auch nicht so richtig weiter. Damit können wir wenig anfangen. Stresstests werden nicht gezeigt. Ob der Maximalverlust von -10% eingehalten werden kann, bleibt somit offen.
Danach folgt ein Auszahlungsplan ab dem 7. Jahr, wobei eine Auszahlung bis zum 92. Lebensjahr ausgeführt werden soll. Das ist ein guter Ansatz, der zudem anschaulich dargestellt wird. Aus dem Anlagevorschlag errechnet die Bank eine erwartete Rendite von 4,70% - das ist sehr ambitioniert. Die Wiener Privatbank greift dabei auf die historischen Daten der letzten 5 Jahre zurück. Es bleiben Zweifel, ob die dann noch zum Abzug zu bringenden Kosten für die Fonds und die Vermögensverwaltung in der Rechnung berücksichtigt sind. Deutlich wird das nicht.
Wiener Privatbank beschreibt mehrere Marktszenarien
Danach werden noch strategische Marktszenarien beschrieben, aber nicht durchgerechnet. Hier liefern Wettbewerber deutlich bessere Stresstests und Szenario-Betrachtungen.
Als Honorar berechnet die Bank 0,80% pro Jahr zzgl. USt.. Eine Gesamtkostenbetrachtung, die hier wegen der vielen aktiv gemanagten Fonds besonders relevant ist, fehlt allerdings. So muss der Kunde selbst rechnen.
Wir sehen allein bei einem Inflationsfonds eine Gesamtkostenbelastung von 1,12 %. Unverständlich, warum die Bank dieses Vehikel nimmt, wo es doch viel günstigere Optionen gibt.
Fazit Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Die Wiener Privatbank liefert ein in der Summe teuren Anlagevorschlag, da viele aktiv gemanagte Fonds vorhanden sind. Das Zusammenspiel dieser Produkte mit dem hauseigenen Management wird nicht klar. Ein guter Ansatz ist der Auszahlungsplan, doch auch dazu bleiben Fragen offen. In der Summe hängt die Bank dem Wettbewerb deutlich hinterher.
2021 (TOPs 2021) | Beratungsgespräch | Fokus auf Jungkundenakquise | im Shop |
2020 (Tops 2020) | Vermögensstrategie | Zu viele offene Fragen | im Shop |
2020 (TOPs 2020) | Beratungsgespräch | Abgewürgt beim Erstkontakt | im Shop |
2018 (TOPs 2019) | Vermögensstrategie | Wiener Privatbank: Ein Portfolio mit vielen Fragezeichen | im Shop |
2018 (TOPs 2019) | Qualifikation | Die Beratung überzeugt, aber was kommt dann? | im Shop |
2015 (TOPs 2016) | Beratungsgespräch | Die Etwas-anders-Bank | im Shop |
2015 (TOPs 2016)
|
Vermögensstrategie & Portfolioqualität | Hier darf der Kunde selber rechnen | im Shop |
WISSENSWERTES
Wiener Privatbank
Parkring 12
1010 Wien,
www.wienerprivatbank.com
Sie haben Anmerkungen zu diesem Thema? Kontaktieren Sie unsere Redaktion jetzt über redaktion@fuchsbriefe.de – wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung!
Mehr erfahren zum Rating TOPs 2019
- Worum es beim Vermögensmanager-Rating geht
- Der Fall
- Wie wir werten
- Das Auswahlverfahren
GESAMTWERTUNG
Im Beratungsgespräch noch unter den Qualifikanten für die Endauswertung, schafft es die Wiener Privatbank nicht, auch in den übrigen Wertungskategorien Vermögensstrategie und Portfolioqualität zu überzeugen. Immerhin zeigt sie Transparenz.