Zu wenig begründet
Die Berliner Sparkasse hat sich mit dem Beratungsgespräch für die Auswertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität qualifiziert. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
Erste Wahl ist die Berliner Sparkasse sicherlich nicht, aber sie hat sich gut geschlagen. Sowohl der äußere Rahmen als auch das Auftreten der Berater fällt nach unserem Geschmack etwas ab gegenüber alteingesessenen Privatbanken. Zu spüren ist indes das Bemühen, unseren Ansprüchen gerecht zu werden – was oft, aber nicht immer gelingt. Insgesamt eine Vorstellung, die noch dazu gereicht, die Qualifikationshürde für die fachliche Beurteilung des Anlagevorschlags und der Portfolioqualität zu überspringen.
Bewertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Ein Beratungsprotokoll erhalten wir von der Berliner Sparkasse nicht – eine Schwäche, die sich beinahe immer im Anlagevorschlag niederschlägt. Das ist auch hier der Fall.
Ein Anlagevorschlag - mehr Köln als Berlin
Eine systematisch, gut strukturierte und für den Kunden nachvollziehbare Herleitung der Portfolio-Struktur sehen wir hier nicht. Die Berliner Sparkasse bezieht allerdings den von uns mitgebrachten Vorschlag vom Robo-Advisor ein, vergleicht das vorgeschlagene Portfolio damit und schneidet – kaum überraschend – besser ab.
Kernstück des Investment-Vorschlags der Berliner Sparkasse ist ein Fonds von Flossbach von Storch. Als Vermögensverwaltung lässt sich das Konstrukt kaum bezeichnen. Warum die Bank keinen Vorschlag macht, der besser auf den Kunden zugeschnitten ist, erläutert sie nicht, etwa in Form einer Angabe, dass eine individuelle Vermögensverwaltung erst ab einer bestimmten Einstiegsschwelle möglich ist. Ebensowenig legt sie einen Anlagevorschlag als separates Dokument vor und begnügt sich stattdessen damit, ihre Anlageidee per Mail zu erläutern. Das ist schon rein formal ein schwacher Auftritt, der auch inhaltlich nicht überzeugt. Wir lesen nichts zum Investment-Ansatz, wobei ein entsprechender Passus aufgrund der geringen Diversifizierung auch recht kurz ausfallen dürfte.
Finanzinstrumente
Die Berliner Sparkasse sieht für unser Portfolio Aktienanteil von 53,33% vor. Die Anleihenseite macht 35,07% aus. Weitehrin hat sie den Bereich Absolute Return: mit 7,6% gewichtet, Gold und Edelmetalle mit 4%.
Sowohl im Aktien- als auch im Anleihebereich glänzen Detailinformationen durch Abwesenheit. In beiden Segmenten gibt es nur eine Auflistung der verwendeten Produkte. Sowohl bei den Aktien als auch bei den Anleihen werden ausschließlich aktive Investmentfonds verwendet.
Portfolioqualität
Das Portfolio ist trotz der dünnen Faktenlage in der Idee durchaus passend für unseren Anlagewunsch. Was uns allerdings fehlt ist eine klare Argumentation, warum die Bank aktiv gemanagte Fonds gegenüber kostengünstigeren ETF bevorzugt. Eine Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile hätte uns interessiert und als Entscheidungsgrundlage gedient. Hier hat die Bank-Nachhilfebedarf, zwar nicht unbedingt in Sachen Portfolio-Gestaltung, wohl aber im Fach Deutsch, Lehrplan-Punkt “Erörterung”.
Wir bewerten hier letztlich vor allem die Kompetenz von Flossbach von Storch, denn deren Fonds macht den größten Teil unseres vorgeschlagenen neuen Depots aus. Damit können wir uns durchaus anfreunden. Weniger überzeugt uns die Idee, für die Goldanlage einen aktiv gemanagten Fonds zu wählen, denn dieser ist nicht steuerbegünstigt.
Stresstest
In einer Excel-Tabelle stellt uns die Berliner Sparkasse einen historischen Stresstest zur Verfügung. Darin sehen wir, wie sich unser Portfolio in verschiedenen Szenarien verhält.
Gebühren
Großer Schwachpunkt: Es gibt keinerlei Kosteninformation. Auch eine Aufstellung entsprechend der MiFID II-Kriterien erhalten wir nicht. Wir sind verwundert, denn sonstigen Angaben und Daten sind sehr konkret.
Fazit
Die Sparkasse will die Performance unseres ETF-Portfolios toppen und verlässt sich dabei ganz auf die überzeugende Historie des Fondsmanagers Flossbach von Storch. Deren Fonds, den sie unserem ETF-Anlagevorschlag gegenüberstellt, macht das Kernstück ihres Angebots aus. Als richtigen Anlagevorschlag können wir das Ganze aber auch mit viel gutem Willen nicht bezeichnen, und Protokolle hätten geholfen, besser auf unsere Vorstellungen einzugehen. Im Großen und Ganzen sollen wir unser Portfolio mit aktiven Investmentfonds abbilden. Richtig beraten fühlen wir uns so nicht, und da jede Herleitung fehlt, sind wir auch nicht ohne weiteres überzeugt, das die Bank unser ETF-Portfolio wirklich schlagen kann. Das gilt umso mehr, als wir keine Kostenaufstellung sehen und somit auch nicht wissen, ob ein eventuelles Renditeplus gegenüber dem Vorschlag des Robo-Advisors nicht selbst dann von den Gebühren aufgezehrt wird, wenn es der Bank wirklich gelingt, unser Portfolio zu schlagen.
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Adresse
Berliner Sparkasse
Niederlassung der Landesbank Berlin AG
Alexanderplatz 2
10178 Berlin
Deutschland
Website: https://www.berliner-sparkasse.de/de/home.html
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