Zu wenig Substanz
Die LGT Bank (Österreich) AG hat sich mit dem Beratungsgespräch für die Auswertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität qualifiziert. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
Ein gutes Gespräch, ein guter Anlagevorschlag, solide Betreuung nach dem Gespräch: Es gibt wenig zu meckern. Die LGT in Wien ist allemal einen Besuch wert.
Beratungsprotokoll
Wir erhalten von der LGT in Wien ein individuelles Gesprächsprotokoll. Allerdings bleibt es unkonkret zum Risikoziel. Eine konkrete Zahl finden wir nicht, auch nicht im späteren Anlagevorschlag, in dem die Eckdaten wiederholt werden.
Anlagevorschlag
Die LGT bleibt bei ihrer schriftlichen Präsentation eher vage. Eine Herleitung der Anlagestruktur auf Basis unserer Ziele und Wünsche fehlt völlig. Die Bank präsentiert zwei verschiedene Varianten, ohne jedoch zu begründen, warum sie diese für unser Situation und Ziele für geeignet hält.
Bei den beiden Vorschlägen handelt es sich einmal um eine konservative Vermögensverwaltung mit Werterhaltungskonzept und um eine Vermögensverwaltung für eine langfristige, ausgewogene Anlage. Beide sind ähnlich aufgebaut, ein detaillierter Vergleich der beiden als Entscheidungshilfe unterbleibt allerdings ebenso wie Erläuterungen, warum die Bank einen dieser beiden Wege für geeignet für uns hält.
Unzureichend erläutert
Auch der Investmentansatz wird nicht weiter erläutert. Auf schriftlichem Weg erhalten wir also recht wenig Informationen. Das macht wenig Lust auf mehr, schließlich möchten wir nachvollziehen können, wie die Bank auf Basis unserer Situation und Anlageziele zu ihren Ideen kommt.
Finanzinstrumente
Der erste Vorschlag sieht eine Aktienquote von 34,4% vor. 46,7% sollen in Anleihen angelegt werden, 9% des Depots entfallen auf Absolute Return. Zusätzlich sollen wir eine recht hohe Liquiditätsreserve von 9,9% einplanen. Anders als bei vielen Wettbewerbern, die Europa übergewichten, stehen hier mit 17% US-Aktien im Fokus. Auf der Aktienseite entfallen weitere 7% auf Europa, 6% auf Schwellenländer, 3% auf Japan und 1% auf den restlichen Asien/Pazifik-Raum abzüglich Japan. Es wird ein Fondsprodukt des Hauses verwendet. Einen genaueren Blick ins Portfolio erhalten wir beim ersten Vorschlag nicht.
Bei den Anleihen werden jeweils 11% in globale und in inflationsgeschützte Anleihen investiert, 10% in Schwellenländer, 9% in Unternehmensanleihen und 6% in High Yields. Analog zum Aktiendepot wird ein hauseigener Fonds eingesetzt, genauere Angaben fehlen aber.
Zweiter Vorschlag bleibt sehr im Ungefähren stecken
Der zweite Vorschlag sieht eine Aktienquote von 44,5% vor. Hier fehlt der Detailblick ins Portfolio zur Gänze. Wir sehen nur die groben Vermögensklassen und Grafiken zur Aufteilung. Gut ist der Einblick in die Nachhaltigkeitsanalyse der Einzelaktien. Doch die Verbesserung gegenüber dem normalen Weltindex von 55,2 auf 59 erscheint uns gering. Da müsste mehr drin sein, und es fehlt jede Begründung, warum diese Aufteilung dennoch gut sein soll.
Portfolioqualität
Wir erhalten nur einen teilweisen Einblick ins Portfolio, da an zu vielen Stellen die konkreten Finanzprodukte nicht genannt werden, sondern lediglich die Vermögensklassen. Die beiden Portfolios, die uns die Bank präsentiert, unterscheiden sich deutlich. Das zweite Portfolio liegt deutlich näher an unserem mitgebrachten ETF-Vorschlag, außerdem sind darin noch Alternative Investments beigemischt. Der erste Vorschlag ist in der Aktienquote etwas defensiver.
Nicht überzeugend ist, dass für denselben Kunden zwei deutlich voneinander abweichende Portfolios präsentiert werden, ohne dass dies überzeugend mit Argumenten untermauert wird. So verliert die Bank in dieser Kategorie Punkte, zumal auch die Transparenz zu wünschen übrig lässt.
Stresstest
Wir sehen einen historischen Stresstest für ausgewählte Krisenzeiten. Einige Ereignisse wie die Staatsschuldenkrise oder der Aktienmarkt-Crash in China werden hinsichtlich der maximalen Verluste genauer beleuchtet. Darüber hinaus wird die beste und schlechteste Dreimonats-Periode angezeigt. Absolute Verluste werden in Euro angegeben. Diese Darstellungen sind sehr gut gelungen und auch für den Laien gut nachvollziehbar.
Gebühren
Als Vermögensverwaltungsgebühr ruft die LGT in Wien im Fondsmantel 1,2% auf. Die Gesamtkosten betragen beim ersten Vorschlag 1,95%, beim zweiten 1,6%. Diese Werte beinhalten die Produktkosten und Transaktionsgebühren, sind aber im Marktvergleich relativ hoch.
Fazit
Dem Vorschlag der LGT fehlt es an einer gehörige Portion Individualität und Konkretheit. Das gelungenste Element ist der Stresstest. In Österreich kann das Haus insgesamt nicht überzeugen, vor allem auch deshalb nicht, weil Wettbewerber in der Alpenrepublik teilweise Top-Leistungen abliefern.
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Adresse
LGT Bank (Österreich) AG
Bankgasse 9
1010 Wien
Österreich
Website: https://www.lgt.at/de/
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