Rezession bei einem Energie-Embargo
Die deutsche Wirtschaft wird in den kommenden zwei, drei Jahren deutlich weniger wachsen als bisher angenommen - und das auch nur im besten Fall. Zu diesem Ergebnis kommen die führenden Wirtschaftsinstitute in ihrem heute (Mittwoch) vorgelegten Frühjahrsgutachten.
Die Wirtschaftsforscher haben die bereits absehbaren Folgen des Ukraine-Krieges versucht einzupreisen. Infolge dessen haben sie ihre Wachstumserwartungen kräftig nach unten revidiert. Das BIP-Wachstum soll 2022 nur noch 2,7% (zuvor 4,8%) und 2023 dann 3,1% betragen. Dabei gehen die Volkswirte sehr optimistisch von keiner weiteren Eskalation im Ukraine-Krieg (weitere Sanktionen) aus. FUCHSBRIEFE halten das angesichts der anhaltenden Eskalations-Dynamik für unwahrscheinlich. Bei einem Energie-Embargo würde die deutsche Wirtschaft in eine Rezession rutschen. Allein 2022 und 2023 würde das mindestens 220 Mrd. Euro kosten.
Hoffnung auf eine Nachlassen der Inflation sind Wunschdenken
Zugleich erwarten die Wirtschaftsforscher eine sich beruhigende Inflation. Für 2022 wird eine durchschnittliche Rate von 6,1% angenommen. Das halten wir bei FUCHS angesichts der aktuell schon ausgewiesenen 7,3% im März für ausgeschlossen. Die Annahme der Wirtschaftswissenschaftler könnte nur eintreffen, wenn die Rate der Preissteigerungen im Jahresverlauf deutlich und längere Zeit unter 5% fällt.
Die aktuellen Entwicklungen deuten aber darauf hin, dass die Inflation ihren Peak noch nicht erreicht hat. Jüngstes Beispiel: Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte sind allein im Februar um 22% gestiegen, so Destatis in einer aktuellen Meldung. Diese Preissteigerungen werden erst im Jahresverlauf an der Supermarktkasse ankommen. Auch die Energiepreise - voran der Gaspreis - bleiben hoch. Hinzu kommen zunehmend viele Versorgungsengpässe, die ebenfalls auf breiter Front preistreibend wirken. Etliche Zweitrundeneffekte dürften erst in den kommenden Monaten wirksam werden. FUCHSBRIEFE erwarten daher eher eine Inflationsrate von etwas über 7% im Jahresverlauf - ohne ein Energie-Embargo.
Schon ein kurzer Ölpreis-Schock treibt die Preise langfristig an
Untermauert wird diese Einschätzung vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Das hat den Inflations-Effekt allein der scharfen Preisspitze im März untersucht. Erkenntnis: Obwohl es nur eine Preisspitze war deuten Erfahrungen mit ähnlichen Preisschocks auf einen langen Inflationseffekt hin. Laut DIW sind die Ölpreise im März gegenüber dem Vormonat um etwa 20% gestiegen. Ursache dafür waren weder erhöhte Nachfrage (etwa durch eine gut laufende Konjunktur), noch ein knappes Angebot (etwa durch plötzlichen Ausfall eines großen Produzenten). Der Preisanstieg resultierte aus Ängsten vor einer Verknappung und einer höheren Lagerhaltung.
Allein der Ölpreis-Schock vom März wird zu einer um 1,5 Prozentpunkte höheren Inflation führen, so das DIW. Das ist ein dauerhafter Effekt, der sich in den Lieferketten fortsetzt. Je länger das gestiegene Preisniveau anhält, desto größer wird der Effekt. Mit jedem Monat verbreitert sich dann die Basis für einen Inflationsanstieg aus diesem Schock. Andere Faktoren, wie die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland oder steigende Nahrungsmittelpreise, sind davon unabhängig und kommen als zusätzliche Inflationstreiber hinzu.
Fazit: Unternehmen rutschen vom Pandemie- in den Ukraine-Krisenmodus. Die Kosten steigen vielfach deutlich, die Lieferketten bleiben angespannt, der Arbeitsmarkt auch. Planen Sie vorsorglich pessimistischer. Halten Sie Cash vor, achten Sie auf die Einhaltung der Zahlungsziele durch Ihre Kunden. Erst eine Aussicht auf einen Stopp der Sanktionsspirale verbessert das große Bild grundsätzlich. Hinweis: