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Die Pleiten im Rohstoffhandel nehmen deutlich zu

Rohstoffhandel vor dem Kollaps

Der Rohstoffhandel steckt tief in der Krise. Bildquelle: Pixabay
Neben dem Corona-Virus bedrängt eine deutlich zunehmende Pleitenzahl den Rohstoffhandel. Es wird mit einer Konsolidierung gerechnet, die nur wenige Grossunternehmen überleben dürften.

Der internationale Rohstoffhandel droht zu kollabieren. Die großen Rohstoffhändler stehen unter massivem Druck. Die zwangsweisen Betriebsschließungen in unzähligen Ländern sind eine Katastrophe für die großen Ölhändler. Denn es wird bestenfalls ein Bruchteil des normalen Absatzvolumens erzielt. Die Bezugskontrakte des Rohstoffhandels müssen jedoch größtenteils weiter erfüllt werden. Das gilt für Öl und Gas genauso wie für Reis und eine breite Palette anderer Nahrungsmittel.

Die Folge: Es läuft eine heftige Konsolidierungswelle. Nur die drei oder vier Größten der Branche werden überleben. Diese Feststellung traf dieser Tage in Hongkong der Chef eines sehr großen Hedge Funds. Er bezog sie generell auf die großen Rohstoffhändler. Die Pleitewelle ist in vollem Gange. In die stetig wachsende Zahl der großen Rohstoffhandels-Pleiten sind zahlreiche Banken verwickelt. Mindestens 20 sind durch mehrere große Kreditausfälle betroffen.

Pleitewelle begann im März

Die Pleitewelle begann im März dieses Jahres in Singapur. Der Stadtstaat ist einer der wichtigsten Plätze im weltweiten Rohstoffhandel - nicht nur mit Ölprodukten. Im März stellte der Agrarhändler  Agritrade International die Zahlungen in Singapur und Hongkong ein. Das führte zu Ausfällen für die finanzierenden Banken von bis zu 1,5 Mrd. US-Dollar. Die nächste große Pleite kam dann in Singapur im April. Hin Leon (O.K. Lim) mit Verbindlichkeiten von 3,85 Milliarden US-Dollar stellte die Zahlungen ein. Unmittelbar darauf stellte auch die Tank-Reederei Ocean Tankers, die enge familiäre Verbindungen zu Hin Leon hatte, Betrieb und Zahlungen ein.

Zahlreiche große Pleiten im Rohstoffhandelsgeschäft

Aufgeben musste auch der Energiehändler Hontop Energy. Kurz darauf strich der mittelgroße Ölhändler ZenRock in Singapur die Segel. Hier betragen die Bankverbindlichkeiten mehrere hundert Millionen US-Dollar. Inzwischen ist Phoenix Commodities hinzu gekommen; der Konzern gehört mit einem Umschlag von zwölf Millionen Tonnen zu den grössten Reishändlern der Welt. Phoenix Commodities hat seinen Hauptsitz in Dubai, ist aber mit Teilen der Verwaltung in Indien und in Singapur ansässig. Der Sitz der obersten Holding sind die British Virgin Islands.

Nach den bisherigen Pleiten erwägen immer mehr namhafte Banken den totalen Rückzug aus der Rohstoffhandels-Finanzierung. Ohne die Banken können die Händler aber nicht arbeiten. Die Finanzierungen, die sie von anderer Seite, vor allem von Hedge Funds, aber auch Versicherungen erhalten, reichen bei weitem nicht aus, um das Rohstoffgeschäft in seinem bisherigen Umfang weiter zu betreiben. Diese Einschätzung ist von Banken wie der britischen HSBC und Standard Chartered Bank genauso zu hören wie von Singapurs großen Banken (DBS, UOB und OCBC). Aus den Niederlanden äussern sich so die ABN Amro, aus Frankreich die Société Générale und aus Japan die Sumitomo Mitsui Banking Corporation sowie aus China die Bank of China.

Betrügereien an der Tagesordnung. Banken planen den Rückzug

In dieser geradezu verzweifelten Lage greifen viele Rohstoffhändler zu unerlaubten Mitteln, um sich die dringend erforderlichen Barmittel zu besorgen. Es kommt zu  Betrügereien aller Art. Dabei schrecken manche Rohstoffhändler vor kaum etwas zurück. Ein jüngstes Beispiel betrifft den nun ebenfalls insolventen Ölhändler ZenRock in Singapur. Das Unternehmen stellte die Rechnungen für größere Öllieferungen doppelt aus. Dann liess es sich beide Rechnungen getrennt voneinander von unterschiedlichen Banken vorfinanzieren. So hat ZenRock beispielsweise von der staatlichen Ölgesellschaft in Aserbeidschan 920.000 Barrel Rohöl gekauft und dieses an den französischen Mineralölkonzern Total weiterverkauft. Eine Rechnung dafür ging an die britische HSBC, die einen entsprechende Finanzierungszusage gegeben hatte. Die andere Rechnung ging an Total, die die Bank of China als ausgewiesene Bankverbindung bezahlte. Die Banken sehen sich den Betrugsvorfällen nicht mehr gewachsen. Das bestärkt sie noch einmal in ihrem Vorhaben, sich gänzlich aus der Rohstoff-Finanzierung zurückzuziehen.

Fazit: Gegenwärtig bemühen sich die Regierung von Singapur und große Rohstoffhändler bei allen erdenklichen Finanziers und vor allem den Banken um bessere Stimmung. Bislang ohne erkennbaren Erfolg.

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