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Handelsströme verschieben sich grundlegend

Russland orientiert sich konsequent nach Asien

Ein LKW des russischen Unternehmens Rosneft. © ROSNEFT 2022
Die westlichen Sanktionen gegen Russland wirken - in zwei Richtungen. Einerseits sollen sie die russische Wirtschaft schwächen, dem Land Einnahmen zur Finanzierung des Ukraine-Krieges entziehen. Andererseits reagiert Russland mit einer konsequenten und unumkehrbaren Neuausrichtung seiner Handelsströme nach Asien.

Die anhaltenden westlichen Sanktionen führen zu einer forcierten Zusammenarbeit zwischen Russland und China. Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping haben vor wenigen Tagen den weiteren Ausbau dieser Zusammenarbeit bekräftig. In einer Videokonferenz haben beide vor allem einen Ausbau der militärisch-technischen Zusammenarbeit beschlossen.

Russland-Sanktion lösen Verschiebung der Handelsströme aus

Die Sanktionen des Westens gegen Russland sind damit ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bremsen sie die Geschäfte Russlands mit dem Westen aus. Andererseits wirken sie wie ein Katalysator für den Auf- und Ausbau der Wirtschafts- und Finanzbeziehungen Russlands mit anderen Ländern. 

Zu dieser Einschätzung kommt inzwischen sogar das US-Außenministerium, das in einem Statement konstatiert: "Russland hat gemeinsam mit China überzeugende Antworten auf die westlichen Sanktionen gefunden." Außerdem hätten die westlichen Sanktionen den geballten Widerstand beider Länder provoziert (auch der Handelskrieg zwischen den USA und China eskaliert neu, Stichwort US-Chip-Sanktionen) und führen dazu, dass viele aufstrebende Länder mit Russland sympathisieren. Das US-Außenministerium zählt drei Top-Entwicklungen auf, mit denen Russland clever auf die westlichen Sanktionen reagiert hat. 

  • Bilaterale Währungs-Swaps: Die Einführung dieser Swaps ermöglicht es Moskau und Peking, Waren und Dienstleistungen zu handeln, ohne wie bisher den Dollar nutzen zu müssen
  • Eigenes Zahlungssystem: Die Entwicklung und Vertiefung der Zusammenarbeit im chinesischen Zahlungssystem gewährleistet die Unabhängigkeit des Handels beider Nationen vom SWIFT-System. Dem chinesischen Zahlungssystem sind bereits über 1.300 Banken in mehr als 100 Ländern angeschlossen (FD vom 8.7.22) 
  • Digitale Währung: Die Einführung einer digitalen Verrechnungswährung zwischen Russland und China ist ein weiterer Baustein, der den Handel beider Nationen vertieft und der Einfluss-Sphäre der USA entzieht. 

China und Indien rücken näher an Russland heran

Der Handel zwischen Russland und China ist 2022 dynamisch gewachsen. Das gesamte Handelsvolumen ist von umgerechnet 141,3 Mrd. Dollar im Jahr 2021 auf über 200 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022 hochgeschnellt. Vor allem der Handel mit Rohstoffen (Öl, Gas) ist stark angezogen. Russland verkaufte 2022 deutlich mehr dieser fossilen Brennstoffe ans Reich der Mitte. Bei Pipeline-Gas ist Russland inzwischen Chinas zweitgrößer Lieferant, bei LNG der viertgrößte. Im Jahr 2023 soll der Verkauf noch weiter erhöht werden. Angesichts des vom Westen beschlossenen Ölpreisdeckels dürfte auch der Verkauf des Schwarzen Goldes nach China ansteigen.  

Parallel dazu zieht der Handel Russlands mit der Türkei und vor allem mit Indien stark an. Russland liefert vor allem Lebens- und Düngemittel, aber auch Energie auf den Subkontinent. Indien hat schon angekündigt, 2023 bis zu 1,5 Mio. Barrel Öl täglich aus Russland importieren zu wollen. Schon 2022 war der Ölimport aus Russland auf das 50-fache des Niveaus gestiegen, das Indien vor dem Ukraine-Krieg aus Russland bezogen hat.  

Fazit: Die westlichen Sanktionen forcieren die Umorientierung in der russischen Wirtschaft und haben eine Neuordnung der Handelsströme nach Asien ausgelöst. Diese Zusammenarbeit wird 2023 vertieft. Neue Impulse dürfte es geben, wenn Chinas Staatschef im Frühjahr nach Moskau reist. Denn China ist bereit, die politische Zusammenarbeit mit Russland "trotz der komplizierten internationalen Situation" auszubauen, so Xi.
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