Russland will Kupfer-Weltmacht werden
Russland wird in den kommenden Jahren zur Kupfer-Weltmacht. Nach Chile und Peru verfügt Russland über die umfangreichsten Kupfer-Vorkommen. Bisher allerdings spielte Russland am deutlich wachsenden Kupfer-Weltmarkt noch keine bedeutende Rolle. Das dürfte sich aber bald ändern.
Russland investiert in großem Stil in seine Kupfer-Industrie. Noch in diesem Jahr soll eine große neue Kupfer-Bergbau und -Verhüttungsanlage den Betrieb aufnehmen. Ihre Kapazität soll schnell hochgefahren werden und schon im Jahr 2026 gut 400.000 Tonnen p.a. erreichen. Wenige Jahre später soll eine weitere und sogar noch größere Kupfer-Produktionsanlage in Russland in Betrieb gehen.
Zwei neue große Minen werden geöffnet
Das russische Interesse am Industriemetall Kupfer ist strategischer Natur und reicht bereits Jahrzehnte zurück. Schon 1965 gab es Pläne zur Erschließung der ostsibirischen Kupfervorkommen. Das Problem lag damals besonders in der Abgelegenheit und im Permafrost der Region. Heute ist das Udokan-Vorkommen weitgehend erschlossen. Es zeichnet sich durch einen relativ hohen Kupfergehalt im Erdboden von einem Prozent aus.
Das reiche Vorkommen wird von Oligarch Alisheer Usmanow und seiner USM-Holding ausgebeutet. Die insgesamt erforderliche Investition wird von USM mit rund sieben Milliarden Dollar genannt. Dabei betonte Usmanow kürzlich, dass Udokan-Kupfer selbst zur Hälfte des derzeit hohen Kupferpreises (10.000 US-Dollar je Tonne) noch mit Gewinn zu verkaufen sei. Die Produktion soll im Herbst dieses Jahres anlaufen.
Hohe Investitionen nötig
Die zweite große neue Kupferanlage in Russland liegt in Baimskaya und gehört zur russischen Kas Minerals-Gruppe. Die Investitionen werden mit 8,5 Milliarden Dollar beziffert. Das dürfte aber einige wichtige Komponenten noch nicht einschließen. Dazu gehört vor allem ein schwimmendes Kernkraftwerk, das für das im Permafrost-Gebiet liegende Baimskaya-Vorhaben den erheblichen Strombedarf decken soll. Ein solches AKW ist in Russland bereits aktiv. Der nächste Hafen ist 700 Kilometer von Baimskaya entfernt. Schiffe könnten näher an den neuen Standort kommen, wenn die Zufahrt ganzjährig eisfrei gehalten würde. Dazu wäre ein nuklear angetriebener Eisbrecher erforderlich. Ersatzweise könnte auch der Landweg für den Kupfer-Abtransport und die vielfältigen Zulieferungen gewählt werden. Eine leistungsfähige Bahnverbindung ist allerdings weit mehr als 1.000 Kilometer von Baimskaya entfernt.
Russland wird beide Projekte mit Hochdruck vorantreiben. Das liegt einerseits am großen Kupferbedarf des Landes. Daneben strebt Russland danach, einer der wichtigsten Kupfer-Lieferanten der Welt zu werden. Der Kupfer-Verkauf wäre eine sichere und gute Quelle für Deviseneinnahmen. Denn die globale Nachfrage der Welt nach Kupfer wächst aufgrund des starken Ausbaus der Erneuerbaren Energien und des wachsenden Marktes für E-Autos.
Fazit: Russland setzt strategisch darauf, sich in den nächsten Jahren als großer Kupferlieferant für die Welt zu positionieren. Mit Blick auf die globale Nachfrage ist das sinnvoll und aussichtsreich. Vor dem politischen Hintergrund ist es jedoch ein gewagtes Unterfangen. Russland hofft offensichtlich darauf, in wenigen Jahren wieder unsanktioniert am Weltmarkt teilnehmen zu können.