SCO: Verschiebung der globalen Machtverhältnisse
Das Treffen der Shanghai Cooperation Organisation (SCO), das heute zu Ende geht, zeigt wie stark sich die geopolitischen Kräfteverhältnisse verschieben. Das gilt sowohl innerhalb des Bündnisses als auch im Verhältnis zum Westen. Teilnehmer waren neben China, Indien und Russland auch Pakistan, Iran, Weißrussland und diverse zentralasiatische Staaten. Hinzu kamen Gäste aus unterschiedlichen Ländern (z. B. Türkei) und internationalen Organisationen (z. B. UN). Ein Blick auf die wichtigsten Akteure:
- China hat versucht, die SCO stärker als Plattform für seine geopolitischen und wirtschaftlichen Ambitionen zu nutzen. Das Land tratt als Stabilitätsanker auf und positionierte die Organisation zunehmend als Gegengewicht zu westlichen Strukturen wie NATO, G7 oder EU. Die von Peking angestoßenen Initiativen und die Investitionszusagen (vor allem an Russland und Indien) im Bereich Infrastruktur, Energieversorgung und Sicherheit zielen darauf, den Einflussraum nach Zentralasien zu erweitern.
- Russland, das durch den Krieg in der Ukraine in der westlichen Welt isoliert ist, bekam auf der SCO großen politischen und wirtschaftlichen t Rückhalt. Moskau drängte auf eine politische und sicherheitspolitische Profilierung der Organisation. Zugleich zeigt sich, dass Russlands Abhängigkeit von China wächst – sowohl wirtschaftlich als auch diplomatisch. Das schwächt Russlands Rolle als gleichwertiger Partner.
- Indien verfolgte seinen Balanceakt zwischen West und Ost weiter. Neu-Delhi will vor allem von den wirtschaftlichen Chancen der SCO profitieren und gleichzeitig seine außenpolitische Eigenständigkeit wahren. Das Prinzip: Kooperation, aber keine unkritische Gefolgschaft.
Im Verhältnis zum Westen etabliert sich die SCO zunehmend als Gegengewicht, wenn auch nicht immer geschlossen. Aber die Organisation ist eine große Plattform, auf der ein anderer Blick auf die Welt und die Interessen existiert als in den westlichen Industrieländern. Noch sind die Interessen der Mitglieder allerdings sind zu heterogen, um als geeinter Block aufzutreten. Vor allem Indien verhindert eine klare „Ost-West-Konfrontation“. Zu beobachten ist parallel, dass auch die Interessen des Westens teilweise uneinheitlicher werden. Das schwächt den westlichen Block.