Seltene Erden sind Europas Achillesferse
China setzt Seltene Erden als Waffe ein. Die Strategie ist leise, aber hochwirksam. Peking verfolgt seit Jahrzehnten ein klares Ziel: die Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette der Seltenen Erden. Diese Metalle sind unverzichtbar für Hightech-Industrien, von Elektromotoren über Windkraftanlagen bis hin zu modernsten Waffensystemen. Mit Exportlizenzen, Zöllen und Embargos demonstriert China regelmäßig seine Macht.
Ein strategisches Monopol
Während der Westen in den 1990er-Jahren Minen aus Kostengründen schloss, baute China Abbau, Raffination und Technologie systematisch aus. Heute hält das Land fast ein Monopol bei der Verarbeitung. Selbst wenn Rohstoffe aus Australien oder Afrika kommen – veredelt werden sie oft in China. Damit kontrolliert Peking das Nadelöhr für Zukunftstechnologien.
Die geopolitische Dimension zeigte sich 2010 im Konflikt mit Japan. Nach der Festnahme eines chinesischen Fischers stoppte China kurzfristig den Export von Seltenen Erden nach Japan. Die Botschaft war eindeutig: Rohstoffe können als Druckmittel eingesetzt werden. Japan reagierte schnell, investierte in alternative Lieferanten wie Lynas Rare Earths, legte Lagerbestände an und förderte Recyclingtechnologien.
Europa droht ins Hintertreffen zu geraten
Deutschland und Europa reagierten deutlich langsamer. Viele Unternehmen halten nur geringe Lagerbestände – für Wochen, nicht Monate. Besonders betroffen ist die Automobilindustrie: Ohne Neodym oder Dysprosium stehen E-Motoren still. VW denkt inzwischen über Designs nach, die ganz ohne Seltene Erden auskommen. Auch Zulieferer wie Bosch sichern sich Partnerschaften mit Produzenten in Australien.
Der Maschinenbau sucht ebenfalls nach Auswegen. Siemens erforscht Recyclingkreisläufe und alternative Lieferketten. Doch der Aufbau unabhängiger Strukturen ist teuer, langwierig und politisch umkämpft. Zwischen Genehmigungen, Umweltauflagen und fehlender Rentabilität droht Europa ein „verlorenes Jahrzehnt“ – wie es Analysten bereits rückblickend für die 2000er beschreiben.
Preise steigen, Innovationszyklen stocken
China nutzt die Lage. Exportbeschränkungen für Metalle wie Dysprosium und Terbium treiben die Preise bereits stark nach oben. Für Hersteller von Windrädern oder Elektroautos bedeutet das steigende Kosten und unsichere Planbarkeit. Suzuki musste in diesem Jahr die Produktion des Swift zeitweise stoppen – schlicht wegen fehlender Komponenten.
Experten warnen: Die Zeit spielt für China. Solange neue Raffinerien in Europa und den USA nicht einsatzbereit sind, bleibt Peking das entscheidende Nadelöhr. Mit jedem Preisschub und jedem Embargo wächst der Druck auf westliche Unternehmen, ihre Abhängigkeit zu reduzieren.
Fazit: Unternehmen müssen ihre Lieferketten sofort diversifizieren. Wer heute auf Recycling, Substitution oder alternative Zulieferer setzt, gewinnt Zeit und Stabilität. Die Abhängigkeit von China wird nicht kurzfristig verschwinden. Untätigkeit gefährdet Produktion, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Sie sollten jetzt investieren, bevor Rohstoffe zur Sollbruchstelle des Geschäfts werden.