Starkes Wachstum – kein Gewinn
Der Online-Lebensmittelhandel ist zwar während des Corona-Lockdowns stark gewachsen. Gewinne liegen aber immer noch in (weiter) Ferne. Zumindest, was Vollsortimenter angeht. Beim EHI Retail Institute, das zur Entwicklung des Handels forscht, rechnet man mit weiteren drei bis fünf Jahren, bis die ersten Marktteilnehmer schwarze Zahlen schreiben. In Deutschland stieg der Marktanteil des Onlinehandels beim täglichen Bedarf von knapp über 1% im letzten Jahr auf 2,9% im April. Er wird sich bei etwa 2% im weiteren Jahresverlauf einpendeln. Das Wachstum geht dann von höherem Niveau aus weiter. Das zeigt eine Studie des Unternehmensberaters Bain. Schon Ende 2022 wird der Anteil bei etwa 3% liegen.
Händler fürchten den Durchmarsch neuer Anbieter
Diejenigen, die derzeit im Markt aktiv sind, fürchten einen Durchmarsch neuer Konkurrenten. Dies könnte geschehen, sobald der Onlinehandel von vielen Kunden angenommen wird. So ging es auch beim Handel mit Kleidung. Auch hier galt es lange als unrealistisch, einen erheblichen Marktanteil für den Internethandel zu erreichen. „Der Kunde will anprobieren“, glaubte die Branche. Zalando rollte dann den Markt mit hohen Investitionen und eigener Software-Entwicklung auf. Durch kostenlose Rücksendungen war Anprobieren auch zuhause möglich. Inzwischen sind stationäre Modehändler unter großem Druck durch den Onlinehandel geraten. Sie verlieren stetig Marktanteile. Um nicht auf ähnliche Weise kalt erwischt zu werden, investieren Unternehmen wie Rewe in den Online-Lebensmittelhandel – trotz anhaltender Verluste.
Verluste verringern mit hochautomatisierten Lagern
Es gibt Mittel, die Verluste zu verringern. Etwa durch spezielle, hochautomatisierte Kommissionierungslager, durch dezentrale Lieferstationen, Aktionen mit Markenherstellern, durch Rabatte bei gewinnstarken Eigenmarken und die Beteiligung der Kunden an den Lieferkosten, etwa mit einem Mindesteinkaufsvolumen, ab dem die Lieferung kostenlos ist.
Gewinne in Nischenmärkten
Chancen gibt es für kleinere Nischenanbieter, die schon jetzt gute Gewinne erzielen können. Sie spezialisieren sich auf bestimmte Themen wie etwa feine Schokolade, Spirituosen (häufig spezialisiert auf einzelne Sorten, also Whiskey, Gin oder Rum), gesunde Nahrung, regionale Produkte, verschiedene nationale Küchen oder Ernährung für Allergiker. Durch gute Fotos und genießerische Beschreibung, teilweise mit Videos, heben sie sich von Supermärkten ab. Sie sind eher mit Feinkostläden vergleichbar. Dieser Markt wächst weiter, weil sich die Essensstile immer weiter ausdifferenzieren.
Fazit: Diejenigen, die schon mit Online-Supermärkten aktiv sind, wollen den Markt nicht Newcomern überlassen, sobald in einigen Jahren genug Kunden da sind, um Gewinne erzielen zu können. Marktnischen bieten schon jetzt ein gutes Auskommen.