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Das Prinzip Hoffnung

Stolperfalle für Börsen-Bullen

Stolperfalle für Börsen-Bullen. Copyright: Pixabay
Die "Bullen" an der Börse kommen offenbar aus dem Tritt. Sie haben sich weit vorgewagt und die Aktien in die Höhe getrieben. Doch die Corona-Fallzahlen sprechen dafür, dass die Wirtschaft in einen Stop-and-Go-Modus verfallen könnte. Darüber dürften die "Bullen" stolpern.
Die Börsianer setzen weiter auf das Prinzip Hoffnung. Die Händler picken sich aus der Vielzahl der Meldungen diejenigen heraus, die positiv sind. Das hält die Aktienmärkte momentan auf ihrem hohen Niveau.

Positiv ist, dass sich viele Konjunkturdaten in den großen Volkswirtschaften weiter verbessern. Nach dem senkrechten Absturz im März und April und den Billionen, die zur Konjunkturstützung ausgeschüttet werden, ist das aber auch zu erwarten. So deuten Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes und für Deutschland der ifo-Geschäftsklimaindex, aber auch der GfK-Konsumklimaindex jeweils auf eine zunehmende Dynamik in den ersten Sommermonaten hin. Die entscheidende Frage ist, ob das auch so bleibt und ob dieser von Zentralbankgeld ausgelöste Impuls zu einem selbsttragenden Konjunkturaufschwung wird.

Stop-and-Go statt V-Erholung

Wir haben an der V-Erholung der Wirtschaft nach wie vor erhebliche Zweifel. Einerseits bleibt die Gesamtlage unsicher. Angesichts der anhaltenden Infektionszahlen – und teilweise wieder hoher Steigerungen und abschottender Eingriffe – halten wir es für sehr viel wahrscheinlicher, dass sich die globale Wirtschaft auf einen unvorhersehbaren Stop-and-Go-Modus einstellen muss, der das V zu einem entstellten U werden lässt.

Allein die Neuinfektionszahlen mit Corona in den USA (60.000 an einem Tag) sind ein Problem. Sie werden dazu führen, dass die konjunkturelle Entwicklung in der wichtigsten Wirtschaftsnation noch lange von hoher Unsicherheit geprägt sein wird. Das wird den privaten Konsum dort weiter belasten. Die Geld-Impulse der Regierungen laufen somit hohe Gefahr, zu verpuffen.

Mit angezogener Handbremse unterwegs

Dass die Unsicherheit weiter stark ist und massiv bremst, wird sich in den kommenden Monaten immer wieder zeigen. Wir haben in den vergangenen Tagen bei vielen Menschen stichprobenartig umgehört. Auch wenn das kein statistisch sauberes Bild ergibt, zeigt sich doch eine Tendenz. Die Skepsis, dass es schnell wieder wirtschaftlich bergauf geht, ist groß. Viele Firmen warten ab, halten das Geld zusammen, spüren große Unsicherheit und gehen nur so weit wie absolut zwingend ins Risiko.

Ähnlich verhalten sich viele Private. Reisen werden nach wie vor storniert, Kontakte vielfach auf ein Minimum heruntergefahren, Freitzeit-Aktivitäten sehr selektiv ausgewählt und stark begrenzt. Die vorübergehnde gesenkte Mehrwertsteuer wird für manchen Einkauf genutzt. Dabei werden aber viele Anschaffungen vorgezogen – ein dauerhafter Effekt ist somit nicht zu erwarten. Eher ist es wahrscheinlich, dass Verbraucher und somit auch Unternehmen ab Januar 2021 in ein „Mehrwertsteuer-Loch“ fallen.

Geldflut treibt weiter an

Zugleich fluten die Notenbanken rund um die Welt das System munter weiter. Die Europäische Zentralbank EZB hat ihr „PEPP“-Anleihekaufprogramm um 600 Mrd. auf 1,35 Bio. Euro aufgestockt und sichert damit die Refinanzierung aller Eurostaaten für die kommenden 2 bis 3 Jahre quasi ab. Das analysiert die Privatbank Donner & Reuschel. Die US-Notenbank Fed kauft mittlerweile auch direkt Unternehmensanleihen und kündigte an, dass nicht vor 2022 mit ersten Zinserhöhungen zu rechnen ist. Das reicht momentan zwar nicht, die Börsen noch weiter hoch zu treiben. Es wird die Aktienmärkte aber nach unten gut absichern. Jede Korrektur von 10% dürfte schnell genügend Käufer animieren, bei Aktien zuzugreifen, da Aktien angesichst der Zinspolitik nahezu alternativlos sind.

Die Aufwärtsdynamik an den Börsen hat merklich nachgelassen. Die Bandbreite, in der die Indizes verlaufen, hat sich weiter eingeengt. Sie beträgt im Dow Jones z. B. nur gut 700 Punkte. Das sind gerade einmal 3%. Im DAX ist das Bild ähnlich. Nachdem der deutsche Leitindex mit einem kräftigen Anlauf über die psychologische Marke von 12.500 Zählern gehopst ist, hat die Händer der Mut auch gleich wieder verlassen. Der kurze Ausflug auf fast 12.800 Zähler wurde sofort wieder abverkauft. Das zeigt uns: Die Investoren haben jede Menge Vorschusslorbeeren verteilt. Jetzt warten sie offenbar darauf, dass die Unternehmen diesen Vorschuss auch mit realen Zahlen rechtfertigen. Wir halten das Enttäuschungspotenzial in den kommenden Monaten für erheblich. Wenn der DAX allerdings die Range 12.500 - 12.800 Punkte nach oben verlässt, dürfte es zügig weiter Richtung 13.300 und danach zum Allzeithoch (13.800 Zähler gehen).

Fazit: Die Wirtschaft kann nur mit angezogener Handbremse fahren. Momentan sind „Bullen“ und „Bären“ an den Börsen nahezu gleich stark. Allerdings haben sich die Optimisten mit Käufen weit vorgewagt. Wir erwarten weiterhin ein Sommergewitter an den Börsen. Ein Rücksetzer von 10% bis 15% wäre noch nicht einmal ein „Beinbruch“. Erst danach rücken neue Käufe für uns in den Blickpunkt.
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