Strenge Quarantäne-Vorschriften verscheuchen Firmen aus Hongkong
Die strengen Covid-Maßnahmen Hongkongs schaden dem Finanzplatz zunehmend. Strikte Einreisebestimmungen und insbesondere die Quarantäneregeln schrecken Auslandsfirmen ab.
Einige Unternehmen überlegen derzeit ernsthaft, einen Großteil ihres Geschäfts nach Singapur zu verlegen. Die Europäische Handelskammer (EuroCham) warnte jetzt in einem ungewöhnlich scharfen Schreiben an die Regierungschefin der Sonderverwaltungszone Carrie Lam. Die strengen Quarantäneregeln bedeuteten ein Risiko für den Status des internationalen Finanzplatzes Hongkong, heißt es darin.
Lange Quarantänezeiten
Hongkong hat im Vergleich zu anderen Ländern die Covid-Epidemie vergleichsweise glimpflich überstanden. Bisher gab es rund 12.000 Erkrankungen und nur knapp mehr als 200 Tote bei einer Bevölkerung von 7,5 Millionen. Hatte Hongkong im Juni noch vor, die Einreisebestimmungen zu lockern, entschloss sich die Regierung kurzfristig anders und verschärfte die Quarantäneauflagen sogar noch.
Reisende aus Hochrisikogebieten müssen sich in Hongkong inzwischen für 21 Tage in Quarantäne ins Hotel begeben. Für vollständig geimpfte Personen gilt 14 Tage Quarantäne im Hotel plus sieben Tage „Self-Monitoring“ zuhause.
Spannungen mit der Wirtschaft
Die jüngste Entscheidung führte zu erheblichen Spannungen zwischen der Regierung und der Wirtschaft. Dabei zeigten sich viele empört darüber, dass die chinesische Finanzmetropole der Schauspielerin Nicole Kidman erlaubte, die Corona-Vorschriften zu umgehen, um an Dreharbeiten teilzunehmen.
Der Konkurrent Singapur auf der anderen Seite plant im September eine vorsichtige Öffnung des Stadtstaates für den internationalen Reiseverkehr. Singapur will einen quarantänefreien Korridor mit Deutschland einrichten.
Ausländer verlassen Hongkong
Nahezu 90.000 Menschen verließen Hongkong im vergangenen Jahr. Dabei handelt es sich um den stärksten Abgang seit dem Ausbruch der Sars-Krise 2003. Renommierte Privatclubs, wie der „American Club“, der besonders bei Ausländern hoch angesehen ist, verzeichnen eine schrumpfende Warteliste von zuvor zwei Jahren auf weniger als einen Monat. Nach den Turbulenzen im Zuge der pro-demokratischen Proteste sehen Experten darin auch ein Anzeichen, dass mehr und mehr Unternehmen dem langen Arm Chinas entrinnen wollen.
Fazit: In manchen Fällen wird eine Abwanderung aus Hongkong auch dem China-Geschäft der entsprechenden Unternehmen schaden