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Höhere Aktienquoten kommen den Amerikanern zugute

Stupid European Money

Die Aussage "stupid German money" wurde von einem anonymen Londoner Investmentbanker geprägt. Dieser Ausdruck wurde in den 1990er Jahren verwendet, um die vermeintlich naive oder unkritische Art und Weise zu beschreiben, wie deutsche Investoren Geld in britische Projekte investierten. In der Schweiz wurde der Ausdruck gern für das deutsche Anlegerverhalten verwendet, das vor allem auf „Steueroptimierung“ abzielte. Doch der Ausdruck passt auf große Teile der Privatanleger in Europa.

Das unterschiedliche Anlageverhalten in Deutschland und den USA hat Einfluss auf die konjunkturelle Entwicklung. Denn die Einkommen aus Aktiengewinnen haben zur Aufbesserung der laufenden Einkommen der US-Amerikaner und zur (Teil-)Kompensation der Inflationsverluste geführt. Die US-Bürger haben dies auch zu einem Gutteil wieder in Konsum umgesetzt.

Höherer Anstieg der Realeinkommen in USA

Dies gesellt sich zum stetig höheren Anstieg der Realeinkommen in den USA (siehe Chart) seit mindestens zehn Jahren. Die kumulierte Wachstumsrate der Realeinkommen für die USA beträgt über diesen Zeitraum 19,26%, während sie für Deutschland bei 14,78% liegt. 

In beiden Ländern wuchs der Verbrauchsanteil am BIP in den vergangenen zehn Jahren (2013-2023). Die USA beginnen bei 68,4 % im Jahr 2013 und erreichen 70,2% im Jahr 2022. Zum Vergleich Deutschland: Es startet bei 54,6% im Jahr 2013 und liegt bei 56,0% im Jahr 2022. Das heißt: Der Anteil des Konsums am BIP stieg kumuliert um 1,8 Prozentpunkte ins USA und um 1,4 Prozentpunkte in Deutschland.

Kompensation von Einkommensverlusten

Die lange Zinsflaute und die niedrigen Aktienquoten in Deutschland und Europa haben bei den historisch sicherheitsorientierten hiesigen Anlegern keine ähnlichen kompensatorischen Ergebnisse gebracht.

Die Amerikaner legen seit jeher Teile ihres Einkommens zur Alterssicherung und laufenden Einkommensaufbesserung in Aktien an. In Deutschland ist der Spargroschen noch immer äußerst beliebt, ein Anlageverhalten, das in vielen europäischen Ländern vorherrscht. Bei uns legen laut Deutschem Aktieninstitut etwa 17,6% der Bevölkerung in Aktien, Aktienfonds und ETFs an. Dagegen besitzen ungefähr 56% der Amerikaner Aktien, entweder direkt oder über Pensionskonten und Investmentfonds (Gallup-Umfrage). In UK haben rund 33% der Menschen Aktien direkt oder über Investmentfonds und Renten, so das Office for National Statistics. Die Aktionärsquote in Frankreich liegt bei etwa 14% der erwachsenen Bevölkerung, einschließlich derjenigen, die in Aktien und Aktienfonds investieren, basierend auf Daten der französischen Börsenaufsicht AMF (Autorité des marchés financiers). Nach Schätzungen der italienischen Wertpapieraufsichtsbehörde CONSOB (Commissione Nazionale per le Società e la Borsa) investieren etwa 10% der Italiener in den Aktienmarkt, einschließlich Direktaktien und Fonds.

Deutliche Einkommenszuwächse aus Aktiengewinnen in USA

Nach Angaben des US-Handelsministeriums verdienten die Amerikaner im ersten Quartal saisonbereinigt etwa 3,7 Billionen Dollar aus Zinsen und Dividenden. Das sind rund 770 Milliarden Dollar mehr als vier Jahre zuvor. Im letzten Quartal 2023 erreichte das Vermögen in Aktien, Immobilien und anderen Vermögenswerten wie z. B. Renten den höchsten jemals von der Federal Reserve beobachteten Stand.

Doch auch diese Medaille hat zwei Seiten. Die aus den Vermögenszuwächsen resultierende Fähigkeit der Amerikaner, mehr für Waren und Dienstleistungen auszugeben, "wird es der Federal Reserve erschweren, ihr Inflationsziel zu erreichen", zitiert das Wall Street Journal James Marple, ein leitender Wirtschaftswissenschaftler der TD Bank.

Schuldenpegel in USA steigt ebenfalls extrem

Zumal die US-Regierung im Gegenzug immer höhere Schuldenberge anhäuft. Washington hat in den vergangenen Jahren Billionen von Dollar für Pandemiehilfe, saubere Energieprojekte und vieles mehr ausgegeben und Staatsanleihen verkauft, um die steigenden Haushaltsdefizite zu finanzieren. Die wachsende Verschuldung in Verbindung mit den höchsten Zinssätzen seit mehr als zwei Jahrzehnten ließ die Zinsausgaben der Regierung auf eine saisonbereinigte Jahresrate von fast 1,1 Billionen Dollar ansteigen, wie aus den Zahlen des Handelsministeriums für das erste Quartal hervorgeht. Das ist ein hübsches Zusatzeinkommen für bargeldreiche Unternehmen oder Amerikaner, die ihre Ersparnisse in Geldmarktfonds parken, wo 5% jährliche Rendite locken.

Fazit: Das konservative Anlageverhalten in Europa führt vor geänderten Rahmenbedingungen (Demografie) zu dauerhaft unfinanzierbaren Rentensystemen in Deutschland, Frankreich und Italien. Es belastet aber auch die Konjunktur, da die Verbraucher auf keine adäquaten Gewinne aus Ersparnissen zurückgreifen können.
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