Blick auf die G4 (Euro, Dollar, Yen, Yuan)
Euro vor der Korrektur
Die Herren der EZB verzeichnen Fortschritte – wirklich zufrieden dürften sie aber nicht sein. Die Inflationsrate legte per August (vorläufige Zahlen) auf 1,5% zu. Sie lag damit leicht über den Erwartungen (Konsens 1,4%) und auch dem Juli (1,3). Die jüngste Euro-Stärke und die schwache Kernrate (1,2% ) zeigen aber, dass der Inflationstrend nicht sehr stark ist.
Das Wachstum der Eurozone insgesamt ist auch im 2. Quartal beachtlich. 2,2% Plus sind es gegenüber Vorjahr, 0,6% zum Vorquartal. Der Einkaufsmanager-Index fiel mit zuletzt 55,8 Punkten unverändert und damit stärker als erwartet aus (Konsens 55,5%). Dabei legte der Teil-Index der Industrie zu, während sich die Konjunktur der Dienstleister leicht abschwächte.
Zu den guten Zahlen des 2. Quartals hat der Außenhandel sein Scherflein beigetragen. Der Überschuss legte im Juni auf 22,3 Mrd. Euro zu. 19 Mrd. Euro waren es im Vormonat. Hier drohen kurzfristig allerdings Probleme. Die Eurostärke dürfte es zumindest schwierig, wenn nicht unmöglich machen, die Erfolge der letzten Jahre im Außenhandel zu wiederholen.
Die Industrieproduktion der Eurozone gab schon im Juni nach. -0,6% zum Vormonat schluckten den halben Zuwachs vom Mai (+1,2%). Allerdings hat die Stimmung speziell der exportstarken deutschen Industrie bislang nicht unter dem Eurokurs gelitten. Der Ifo-Index blieb mit starken 115,9 Punkten praktisch unverändert (Vormonat 116 Punkte). Dabei legten die Erwartungen für das zukünftige Geschäft sogar noch zu – trotz Diesel-Krise und Euro-Stärke. Dafür mag auch der kräftige Konsumtrend verantwortlich sein. Speziell für Deutschland liegt das Konsumklima auf Rekordniveau. Und die Umsätze der Einzelhändler steigen weiter, für Deutschland zuletzt um 2,7% und für die ganze Eurozone um 3,1% (jeweils zum Vorjahr).
Fazit: Angesichts des schwachen Inflationstrends und der überraschenden Eurostärke wird die EZB mit der erwarteten Straffung zögern. Auf kurze Sicht rechnen wir eher mit einer Euro-Korrektur.
Baldige Rückkehr des Dollar
Die US-Konjunktur lässt sich wenig von der erratischen Politik des neuen US-Präsidenten beeindrucken. Das Wachstum des 2. Quartals fiel mit annualisierten 3% stärker als erwartet aus. Die Konsensprognose lag bei 2,8%. Den entscheidenden Schub lieferte der private Konsum, der um 3,3% zulegte.
Die verarbeitende Industrie bleibt der Schwachpunkt der US-Wirtschaft. Die Industrieproduktion legte zwar zuletzt leicht zu: um 0,2% zum Vormonat und rund 2,2% zum Vorjahr. Das aber beruht auf den Zuwächsen von Bergbau und Stromerzeugern. Die verarbeitende Industrie selbst lieferte -0,1% zum Vormonat, eine Folge der bereits seit drei Monaten hintereinander rückläufigen Produktion der Autobauer.
Diese Schwäche spiegelt sich im Export. Trotz des rückläufigen Dollarkurses gingen die Ausfuhren weiter zurück (-1,3% zum Vormonat). Die Orders für dauerhafte Güter deuten auf einen stabileren Grundtrend in diesem Segment hin. Auch wenn die jüngsten Daten aufgrund des volatilen Geschäfts mit Flugzeugen ein kräftiges Minus ausweisen. Bei den aussagefähigeren Zahlen ohne den Transportsektor ergibt sich ein ordentlicher Zuwachs. Die so genannten zivilen Kapitalgüter weisen ebenfalls nach vielen Rückgängen wieder ein Plus aus.
Unterdessen bleibt die Inflation hinter den Erwartungen zurück. Sie lag zuletzt sowohl auf Ebene der Konsumentenpreise bei 1,7% (Konsens 1,8%), als auch der von den Währungshütern stark beachteten persönlichen Konsumausgaben mit 1,4% (nach 1,5% Vormonat) jeweils klar unter der Zielmarke von 2%. Auftrieb ist zudem kaum erkennbar.
Es bestehen somit einige Zweifel an der Zinsprojektion der US-Währungshüter. Diese sieht bisher eine weitere Erhöhung des Ziels für die FED Funds (wahrscheinlich per Dezember) von derzeit 1,00%-1,25% auf 1,25% - 1,50% vor.
Die US-Wirtschaft wird somit ihren moderaten Wachstumstrend fortsetzen. Voraussichtlich wird der US-Aufschwung demnächst wohl zusätzlich von einem anziehenden Export gestützt. Vorausgesetzt, die Politik macht keinen Strich durch diese Rechnung
Fazit: Sollte die für die Dezember erwartete Zinserhöhung ausfallen, würde sie lediglich um wenige Wochen ins nächste Jahr verschoben. Spätestens dann wird sich auch der Dollar erholen.
Der Wachstumstrend hält an
Japans Wirtschaft hat das sechste Quartal in Folge zugelegt. Das Wachstum stieg im 2. Quartal auf 4% (annualisiert). Der Schub kam vor allem vom privaten Konsum und den staatlichen Ausgaben. Die Investitionen lieferten ebenfalls einen positiven Beitrag. Der Außenhandel bremste dagegen.
Anders als im 1. Quartal ist der Beitrag des privaten Konsums nachvollziehbar. Die Einzelhandelsumsätze entwickelten sich positiv. Demgegenüber weisen die Ausgaben der Haushalte noch einen negativen Trend auf. Zuletzt waren es -0,2% zum Vorjahr. Das liegt offenbar am Einfluss der Aufwendungen für das Wohnen. Diese tauchen nicht in der Einzelhandelsstatistik auf.
Japans Hauptproblem, die hartnäckige Deflationstendenz, ist weiter ungelöst. Die letzten Inflationsraten lagen bei 0,4%. Ursache waren aber nur die wieder leicht anziehenden Ölpreise. Die Kernrate blieb bei null stehen – trotz der unverändert extrem expansiven Politik mit einer starken Monetisierung von Staatsschulden, negativen Leitzinsen und einer auf null gesteuerten Rendite der 10jährigen Staatsanleihen.
Die Geldpolitik dämpft letztlich nur den Kursauftrieb des Yen. Sie hat die Überbewertung nach Kaufkraftmaßstäben weitgehend beseitigt. Das sichert die Wettbewerbsposition der japanischen Exporteure ab. Das Ziel von 2% ist aber außer Reichweite geraten.
Fazit: Die niedrige Inflation und der sich verfestigende Konjunkturaufschwung sorgen weiter für einen festen Yen. Die unverkennbaren Risiken und Probleme, voran die ausufernde Staatsverschuldung, treten vorerst in den Hintergrund.
Regierung im Bremserhäuschen
Chinas Regierung gibt dem Machterhalt Vorrang vor dem wirtschaftlichen Fortschritt. Die schon seit längerem offiziell angestrebte Neuausrichtung der Wirtschaft auf einen stärkeren privaten Konsum gerät ins Stocken. Privatisierungen bleiben aus. Das bremst den nötigen Strukturwandel und damit die Entwicklung der Produktivität.
Das gewaltige Sparvolumen der privaten Haushalte bringt die ganze Volkswirtschaft aus dem Gleichgewicht. Der Anreiz zum Sparen resultiert aus der mangelhafte Alterssicherung. Die Regierung unternimmt jedoch nicht die nötigen Sozialreformen, um das Sparverhalten der Chinesen einzudämmen. Der Abfluss ins Ausland wird durch Kapitalkontrollen verhindert. So will man den drohenden Verlusten an Währungsreserven und dem Abwertungsdruck entgehen.
Damit schrumpfen aber auf längere Sicht die Wachstumschancen. Kurzfristig lassen sich diese Schwächen durch Staatsausgaben und Investitionen der Staatsunternehmen ausgleichen. Nach je 6,9% Wachstum in den ersten beiden Quartalen wird die Vorgabe (um 6,5%) wohl erfüllt. Zumal die aktuellen Daten auch keine Abschwächung der Konjunktur anzeigen. Hinzu kommt eine leichte Neigung zur Straffung. Indiz ist der steigende Einlagensatz der Zentralbank PBoC. Das stabilisiert den Yuan.
Fazit: Wir erwarten einen stabilen Yuan auf dem Niveau der letzten Wochen.
FUCHS DEVISEN Wechselkurs- und Zinsprognose auf 12 Monate
Kurs Vorjahr | Kurs aktuell | 4. Quartal 2017 | 1. Quartal 2018 | 2. Quartal 2018 | 3. Quartal 2018 | ||
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€ |
USD | 1,119 | 1,189 | 1,15-1,19 | 1,13-1,17 | 1,11-1,15 | 1,11–1,15 |
CHF | 1,097 | 1,142 | 1,09-1,14 | 1,11–1,14 | 1,09-1,14 | 1,09–1,12 | |
GBP | 0,843 | 0,920 | 0,85-0,91 | 0,88–0,95 | 0,95-1,01 | 0,95-1,01 | |
JPY | 115,800 | 131,000 | 130-136 | 132–140 | 132-140 | 132-140 | |
3-Monats Geld | -0,300 | -0,330 | -0,3-0,00 | -0,30–0,00 | -0,30-0,00 | -0,30-0,00 | |
10-Jährige Bund | -0,310 | 0,360 | 0,30-0,65 | 0,45–0,80 | 0,45-0,80 | 0,45-0,80 | |
$ |
JPY | 103,500 | 110,160 | 110-117 | 115-125 | 115-125 | 115-125 |
3-Monats Geld | 0,840 | 1,310 | 1,10-1,40 | 1,35–1,65 | 1,35-1,65 | 1,35-1,65 | |
10-Jährige Treasures | 1,570 | 2,120 | 2,05-2,35 | 2,05–2,35 | 2,20-2,50 | 2,35-2,65 |
Hinweis: Diese Tabelle gibt die Meinung der Redaktion zur Zins- und Wechselkursentwicklung wichtiger Währungen wieder. Sie dient ausschließlich zur Orientierung und ist nicht als Handlungsaufforderung zu sehen. Insbesondere Wechselkursprognosen unterliegen einer hohen Unsicherheit. Alle Angaben ohne Gewähr.