Dollar verliert an Glanz
Ein halbes Jahr Trump und die Analysten ziehen ihre ersten längerfristig bedeutenden Zwischenfazits. Folge: Der Dollar verliert an Glanz. Doch eine Währung profitiert davon besonders.
Die Analysten haben in den letzten Wochen einen kritischeren Blick auf die USA und deren Präsidenten entwickelt. Das Ergebnis ist eine Revision der Prognosen nach unten. Goldman Sachs stellt bei den Gründen zunächst auf die „fundamentals“ ab. Das Wachstum zieht auch in den anderen Währungsgebieten an, der Vorsprung der USA schrumpft. Nach den üblichen Kaufkraft-Maßen ist der Dollar überbewertet. Zudem hat sich vielerorts, namentlich in der Eurozone, die Perspektive der Geldpolitik auf eine beginnende Straffung verlagert. Daher wird der Abstand der Zinsen auf längere Sicht nicht mehr zu-, sondern abnehmen.
Daneben spielt aber auch die Politik ihre Rolle. Die HSH-Nordbank sieht die Unberechenbarkeit der US-Regierung als Problem. 150 Tage nach der Amtseinführung gebe es weder eine Grundsatzentscheidung über die Steuerreform, noch liege ein Konzept für die angekündigten Investitionen in die Infrastruktur vor und die Linie der Handelspolitik sei unverändert völlig unklar. Schlimmer noch: Die häufig radikalen Einzelmaßnahmen und Äußerungen des Präsidenten wie etwa die Kündigung des Pariser Klima-Abkommens oder die Verschärfung der Konflikte in Nahost, wie gerade in der Katar-Krise geschehen, schaffen erhöhte Unsicherheit an den Märkten und damit eine sinkende Risiko-Neigung der Investoren.
Aus der Sicht hier nicht direkt erfasster asiatischer Beobachter ist Chinas Position dagegen gestärkt. Die US-Schwäche setzt sich nicht zuletzt auch aufgrund chinesischen Drucks in eine Umschichtung der Waren- und Finanzströme zugunsten Chinas um.
Fazit: Die gerade erst beginnende Neubewertung dürfte auch auf längere Sicht zu einem grundsätzlich kritischeren Blick auf die USA führen. Die positive Grundstimmung für den Dollar verfliegt zusehends.