Taiwan-Politik auf dem Prüfstand
Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die harten und schnellen Reaktionen des Westens gegen das Land bringen auch Peking in die Defensive. Obwohl die politische Führung Chinas offenbar vom bevorstehen Einmarsch in die Ukraine wusste, ist die Regierung im Reich der Mitte vom prompten Angriff nach dem Ende der Olympischen Spiele überrascht worden. China hatte offenbar darauf vertraut, dass zumindest bis zum Ende der Paralympischen Winterspiele keine Kampfhandlungen gestartet würden.
China erleidet einen politischen Sanktions-Schock
Sichtlich schockiert ist Peking jedoch von der weitreichenden Sanktions-Antwort des Westens und überdenkt darum seine Taiwan-Politik. Mit derart schnellen und harten Durchgriffen hatte niemand in der politischen Führung gerechnet. Darum ist es um den jahrelangen Zankapfel Taiwan auch ganz plötzlich still geworden. Während es unmittelbar nach Beginn der Kampfhandlungen in der Ukraine noch Kommentare in den regierungsnahen chinesischen Medien gegeben hatte, dass nun bald Taiwan an der Reihe sei, ist inzwischen kein derart aggressives Wort mehr zu lesen oder zu hören. Ganz offensichtlich fürchtet die chinesische Führung bei einem Angriff auf Taiwan Reaktionen wie gegenüber Russland.
Geopolitisch schwächt der Ukraine-Krieg das Reich der Mitte, wirtschaftlich stärkt er das Land. So profitiert China von der Ausgrenzung Russlands aus dem SWIFT-Zahlungssystem. Denn etliche Geldtransfers werden jetzt über das chinesische Zahlungssystem abgewickelt. Die veränderten Geldströme werden auch zu einem höheren Gewicht des Chinesischen Yuan führen (vgl. FUCHS-Devisen vom 4.3.). Außerdem kommt das Reich der Mitte jetzt sehr billig an russisches Öl und Gas, das die Russen in Ermangelung anderer Abnehmer an China verkaufen werden. Ähnliches gilt auch für einige wenige Metalle, bei denen China ein bedeutender Käufer russischer Ware ist.