Tech-Konzernen bröseln die Werbeeinnahmen weg
Die derzeitige Aufwärtsbewegung an den internationalen Aktienmärkten steuert auf ihr Ende zu. Zwar hat sie zuletzt noch einmal an Dynamik gewonnen. Der DAX ist seit dem Jahrestief Anfang Oktober um rund 11% gestiegen. Die drei wichtigen US-Indizes (Dow Jones, S&P 500, Nasdaq 100) markierten ihr bisheriges Jahrestief zur Monatsmitte. In den vergangenen zwei Wochen hat der Dow Jones mehr als 12% gewonnen – der breite Markt, gemessen am S&P 500 rückte um knapp 11% vor und für den Nasdaq 100 beträgt das Plus gut 11,5%.
Ob die aktuell gute Stimmung in eine Jahresendrally mündet, liegt maßgeblich an den Notenbanken. Denn die aktuell wieder bessere Börsenstimmung wird maßgeblich von der Hoffnung auf einen weniger rigiden Straffungskurs der Fed getragen. So gilt es zwar weiterhin als ausgemachte Sache, dass die US-Notenbank in der kommenden Woche den Leitzins um weitere 75 Basispunkt anheben wird, doch für die Dezember hoffen viele Marktteilnehmer auf einen kleinen Zinsschritt um 50 Basispunkte.
Erste Notenbanken verlangsamen Zinstempo
Ganz unbegründet ist diese Hoffnung nicht. Die US-amerikanischen Währungshüter haben neben dem Ziel, die hohe Teuerung zu bekämpfen, eben auch die Wirtschaft im Blick und könnten mit langsameren Zinsanhebungen auf die wachsende Rezessionsgefahr reagieren. Den Anfang machte in dieser Woche die Bank of Canada. Statt wie erwartet um 75 Basispunkte, wurde der Leitzins nur um 50 Basispunkte auf 3,75% angehoben. Anleihe- und Aktienmärkte reagierten mit Erleichterung auf diesen Schritt.
Die EZB reagierte heute (27.10.) abermals mit einem 0,75er-Zinsschritt auf die nach wie steigende Inflation. Auch hier wächst nun die Markterwartung, dass der nächste Zinsschritt wieder milder ausfallen dürfte. Denn neben den Rezessionssorgen muss die Europäische Zentralbank auch immer darauf achten, nicht die hochverschuldeten Südländer (Italien, Spanien, Frankreich) zu überlasten. Die Erwartung milderer Schritte zum Jahreswechsel wächst deutlich - mit Zinssenkungen ist allerdings noch nicht zu rechnen.
Werbeeinnahmen der Tech-Konzerne gehen deutlich zurück
Neben der Geldpolitik rückt nun die laufende Berichtssaison stärker in den Fokus von Anlegern. Hier gab es zur Wochenmitte, insbesondere bei Technologie-Aktien, einige herbe Enttäuschungen. So hatten Microsoft (-8%), Alphabet (-9%) und Texas Instruments (-3%) ihre Bücher geöffnet und für Stirnrunzeln gesorgt. Nachbörslich geriet auch die Facebook-Mutter Meta (-20%) unter Druck. Der Social Media Konzern enttäuschte bereits zum zweiten Mal mit einem Umsatzrückgang. „Diese Unternehmen sind wirklich wichtige Indikatoren für die Werbung und die Waren- und Dienstleistungsströme“, so Fahad Kamal – Chief Investment Officer bei Kleinwort Hambros. Sie zeigen damit als eine Art Vorlaufindikator an, wie sehr andere Unternehmen beim Marketing derzeit auf die Kostenbremse treten.
Die Luft für weitere Kursgewinne wird damit zunehmend dünner. Aus technischer Sicht interessant: der Dow Jones drehte zur Wochenmitte knapp unterhalb der 200-Tage-Linie wieder gen Süden. Am übergeordneten Abwärtstrend hat auch die jüngste Rally noch nichts verändert. Zwar muss eine mögliche Jahresend-Rally aus saisonaler Sicht noch nicht gänzlich zu den Akten gelegt werden, doch dürften die Märkte nach dem starken Anstieg der letzten Tage nun erst einmal durchatmen.