Bank Safra Sarasin: Gutes Angebot, schweres Erbe
Bank J. Safra Sarasin (Deutschland) AG: Taunusanlage 16-17, 60325 Frankfurt
www.jsafrasarasin.de
Das Angebot
Bereits im Anschreiben an die Thussi-Drexler-Stiftung erläutert Sarasin den Aufbau der eingereichten Unterlagen: Zunächst rekapituliert die Bank die Ausgangssituation, es folgt in Kapitel 1 der eigentliche Anlagevorschlag, anschließend in Kapitel 2 die Überlegungen von Sarasin zur Werterhaltung des Stiftungsvermögens. In Kapitel 3 beschreibt Sarasin das hauseigene Berichtswesen und im 4. Kapitel die Kosten. Es folgt noch ein Anhang mit der Vorstellung der Ansprechpartner, der Kurzvorstellung des Hauses und der Erläuterung der hauseigenen Nachhaltigkeitsphilosophie. Der Leser erkennt bereits: Die zentralen Wünsche der Stiftung werden behandelt. Sarasin hatte im Vorfeld um die Stiftungssatzung gebeten und die Anlagerichtlinien angefordert – die es allerdings noch nicht gab. Alle für die Stiftung relevanten Themen werden im Angebot der Bank Sarasin substantiiert diskutiert. Ihr Fokus in der Vermögensanlage liegt auf langen Laufzeiten, nicht geratete Anleihen haben keinen Platz im Portfolio, das ansonsten gut diversifiziert ist. Eine Schwäche: die Renditen werden auf 10 Jahre geschätzt. Daher wirkt die Anleiherendite aktuell überzogen. Das mag als strategischer Ansatz angehen, doch ist dieser Fokus nicht als Risiko erläutert. Dafür sehen wir eine perfekte Auseinandersetzung der Bank mit dem Risiko auf Portfolioebene.Liquiditätsbedarf der Stiftung bezweifelt
Kritisch setzt sich Sarasin mit der hohen Liquiditätsquote der Stiftung auseinander. Sie schmälert dadurch deutlich ihre Ertragsmöglichkeiten. Dabei unterlässt die Bank nicht den Blick in die Satzung. Dort steht, dass Ertrag zu erzeugen ist. Doch Ausschüttungen von 100.000 Euro seien nicht realistisch, meint Sarasin. Auffallend ist, dass die Bank bei ihren Renditeberechnungen nicht in ordentliche und außerordentliche Erträge differenziert. Weiter hinten in den Unterlagen präsentiert sie aber eine nachvollziehbare Ausschüttungsprognose. Sehr gut ist hergeleitet, dass die Stiftung eigentlich eine hohe Aktienquote benötigt, um am Ende noch ihre Ziele zu erreichen. Diese Ableitung geht mit einer sehr defensiven Annahme über künftige Renditen, die am Kapitalmarkt zu erzielen sind, einher. Die Bank reduziert (eigenmächtig) die Liquidität der Stiftung auf 5 % und liefert folgenden Vorschlag: 5,00% Liquidität, 55,0% Anleihen, 45,0% Aktien, 5,0% Alternative Anleihen. Neben einem Modell mit variabler Vergütung erhält die Stiftung 0,50% Pauschalhonorar plus MwSt. als Fix-Angebot. Sarasin liegt damit am unteren Ende der Preisskala.Hinweis: Die Bank J. Safra Sarasin nahm nicht am Performance-Projekt III (Stiftung) von Dr. Jörg Richter und Verlag FUCHSBRIEFE teil.
Allgemeine Informationen
Fünf Spezialisten befassten sich bei Sarasin mit dem Thema Stiftungen. Im Durchschnitt sind sie seit sechs Jahren in der Bank beschäftigt. Die Bank hat mehr als 25 Jahre Erfahrung im Bereich der nachhaltigen Analyse und Vermögensverwaltung. Sie ist Marktführer für nachhaltige Vermögensanlage. Sarasin beschäftigt 19 Analysten, welche sich ausschließlich dem Thema Nachhaltigkeit widmen. Die Bank unterstützt einzelne Stiftungsprojekte, regionale Stiftungsveranstaltungen im Rahmen der Sponsoring-Tätigkeiten und fördert Studien zum Thema Nachhaltigkeit. Zudem engagiert sie sich durch Mitgliedschaften an Aktivitäten von gesellschaftlich engagierten Gruppen und Initiativen.Fazit: Bank J. Safra Sarasin (Deutschland) präsentierte einen ansprechenden Vorschlag, der den Weg in die Endauswahl – wenn auch knapp – freigemacht hat. Zu einer Mandatierung wird es selbstredend nicht kommen. Zur Qualität gehört am Ende eben auch die Profitabilität.