Der Zinsschock droht
Der Türkei droht eine Rezession. Eigentlich müsste die Notenbank die Leitzinsen senken.
Die türkische Wirtschaft gleitet in eine Krise ab. Die Lira hat sich seit Jahresanfang um mehr als 10% zu Euro und Dollar verbilligt. Die politischen Unruhen verschärfen die Situation. Präsident Recep Tayyip Erdogan verfolgt eine Strategie der innenpolitischen Eskalation. Er heizte den Kurden-Konflikt an, um die Opposition im Parlament zu schwächen. Zugleich gelingt es ihm nicht mehr, seine islamistische Rhetorik von radikaleren, terroristisch agierenden Gruppierungen wie dem IS abzugrenzen. Das schreckt Investoren ab, die eigentlich das Leistungsbilanzdefizit finanzieren müssten. Daher bleiben Währung und Konjunktur unter Druck. Denn ohne den Zustrom schwächelt die Binnennachfrage. Konsequenz ist eine sich abzeichnende Rezession. Das 3. Quartal brachte -1,8% zum Vorjahr. Der Einkaufsmanager-Index der verarbeitenden Industrie ist zum Jahreswechsel auf 47,7 Punkte noch tiefer unter die Kontraktionsschwelle (50 Punkte) gefallen. Die Stimmung bei Unternehmen wie Konsumenten ist schlecht. Leitzinssenkungen (aktuell 8%) verbieten sich dennoch. Denn die Lira sollte nicht schwächer werden. Der laufende Kapitalimport hat für eine hohe private Verschuldung in fremder Währung gesorgt. Eine schwache Lira lässt die Last durch Zins und Tilgung steigen. Zudem würde die mit rund 8,5% beachtliche Inflation weiter angeheizt. Die Notenbank wird also eher ihre Leitzinsen straff anziehen müssen, um die Lira zu halten. So erwarten die Volkswirte der SEB wenigstens 200 Basispunkte Anstieg in den nächsten Monaten.
Fazit: Die Türkei steht am Rand einer Finanzkrise samt Rezession.