Die nächsten Tage werden zeigen, ob das historisch bedeutende Brexit-Referendum die Kraft hat, den Börsen einen neuen Trend zu geben. Der zeitliche Ablauf spricht für hohe Schwankungen in den nächsten Handelstagen. Sowohl Aktienbörsen als auch Anleihen- und Devisenmärkte werden betroffen sein.
Schon am heutigen Tag des Referendums (Donnerstag) geht es hoch her. Die Aktienmärkte nehmen einen Sieg der EU-Befürworter vorweg. Der DAX klettert in Richtung 10.500. Dahinter steht die Sorge der Investoren, zu spät auf den Zug aufspringen zu können.
Der zeitliche Ablauf spricht dafür, dass die Schwankungen noch einige Tage anhalten werden. Um 23 Uhr schließen die Wahllokale. Mit ersten Hochrechnungen wird für Freitag früh gerechnet. Ein amtliches Endergebnis soll gegen Mittag feststehen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist alles unklar. Erst dann wird eine grundlegende Richtung klar werden.
Der Kampf um einen Informationsvorsprung ist bei Institutionellen Anlegern heftig entbrannt. Wir hören, dass etliche Hedgefonds heute selber Umfragen vor den Wahllokalen machen, um sich schon frühzeitig ihr eigenes Stimmungsbild zu verschaffen – und sich entsprechend zu positionieren.
Interessant ist auch nochmal ein Blick auf die aktuellen Quoten der Wettbüros. Dort gibt es dem Vernehmen nach wenige, aber sehr volumenstarke Wetten für einen sogenannten Bremain. Dem steht eine sehr große Vielzahl kleiner Wetten für einen Brexit gegenüber. Wer wettet hier gegen wen? Und auf welchen Ausgang lässt sich schließen, wenn „ein Mensch eine Stimme“ („one man, one vote“) hat – und die Beteiligung der wettbegeisterten Briten in beiden Lagern gleich groß ist? Der Ausgang wird bis zum Ende „Spitz auf Knopf“ stehen.
Bleibt die Frage, was die Börsen aus dem Ergebnis des Referendums machen werden. Wir wären natürlich nicht FUCHS, wenn wir dazu nicht eine Meinung hätten. Unser – natürlich spekulatives – Szenario: Die Märkte werden abtauchen. Die Gründe: Erstens sind die Börsen in Erwartung des Bremain in den vergangenen Tagen sehr stark gestiegen. Bleiben die Briten drin, haben die Börsen das bereits vorweg genommen. Es ändert sich nicht viel. Dann richtet sich der Blick auf fundamentale Fakten und die alten Probleme. Wir erwarte in diesem Fall Gewinnmitnahmen. Verlassen die Briten dagegen die EU, wäre das eine faustdicke Überraschung. Sie würde an der Börse definitiv mit Verkäufen quittiert.
Für den Börsentrend im DAX bleibt das Seitwärtsband noch bestehen. Die Range liegt nach wie vor zwischen 9.500 und 10.500. Erst ein nachhaltiger Ausbruch verändert das mittelfristige Bild – und nur darauf sollten Strategen reagieren. Ein kurzfristiges Überschießen halten wir allerdings für möglich. Denn politische Börsen haben bekanntlich „kurze Beine“.
Fazit: Wir erwarten kurzfristig extrem hohe Schwankungen. Die Entscheidung, ob der DAX dauerhaft aus seinem Seitwärtsband ausbrechen kann, steht noch aus. Warten Sie die Trendentscheidung an den Börsen ab. Für Strategen besteht dann noch genug Zeit, sich zu positionieren.