Die Region Pazifik: Wirtschaftliche Trendwechsel
Schwäche überwunden
In Australien zeichnet sich ein konjunktureller Trendwechsel ab. Das 3. Quartal hatte etwas überraschend ein rückläufiges BIP ergeben. Die zyklische Schwäche der Investitionen im Bergbau hatte die Einkommen und damit den Konsum der Binnenwirtschaft stärker gebremst als zunächst erwartet. Dieser Trend hat gedreht. Die Rohstoffpreise erholen sich. Das erkennen wir nicht zuletzt daran, dass Australiens Terms-of-Trade schon wieder zulegen. Die Währungshüter haben daher ihren Ausblick entsprechend angepasst: Die „Delle“ wird überwunden und das Wachstum pendelt sich um 3% ein. Neben einem wieder stärkeren Rohstoffgeschäft soll dazu eine stärkere Nachfrage der privaten Haushalte beitragen – nicht zuletzt angestoßen durch eine weiter starke Einwanderung und einen damit verbundenen Bevölkerungszuwachs. Dieser zieht entsprechende Raumnachfrage und Bautätigkeit nach sich. Die Inflation bleibt unterdessen im Griff. Die Projektion setzt den Trend mit rund 2% bis 2019 an. Das lässt keinen Handlungsbedarf bei den Zinsen erkennen. Entsprechend läuft auch die aus dem Terminmarkt abgeleitete Zinserwartung darauf hinaus, dass es in diesem Jahr keine Zinsänderung geben wird.
Fazit: Der AUD dürfte mittelfristig kaum von den guten Aussichten profitieren. Er wird eher unter der mangelnden Zinsfantasie leiden. Zumal er nach Kaufkraftgesichtspunkten sowohl zum US-Dollar als auch zum Euro überbewertet ist.
Erholung
In Neuseeland zieht das Wachstum an, zuletzt auf 3%. Das Land hat zwar keine Schrumpfung gesehen; aber der Rückgang der Rohstoffpreise hatte sich ebenfalls bemerkbar gemacht. Auch hier liefert die Einwanderung neben dem Export relevante Impulse. Auf den Immobilienmärkten und bei der Bautätigkeit haben sie mittlerweile zu einer Überhitzung geführt. Hier halten die Währungshüter mit aufsichtsrechtlichen Schritten dagegen. Sie haben durch verschärfte Auflagen für die obligatorischen Anteile an Eigenmitteln bei der Immobilienfinanzierung den Markt abgekühlt. Allerdings sehen wir auch für den Kiwi, die Landeswährung, das gleiche Problem wie beim Aussie: Die Währung ist nach Kaufkraftgesichtspunkten überbewertet. Sie sollte durch Eingriffe der Notenbank geschwächt werden. Die Zinsen werden daher auch auf längere Sicht niedrig bleiben.
Fazit: Solange keine neuerlichen Impulse von außen kommen, dürfte der Kiwi sich in den nächsten Monaten eher abschwächen.
Starke Aussichten
Indonesiens Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Nach 4,9% im letzten Jahr soll der mittelfristige Trend bis 2021 laut IWF auf 5,5% steigen. Schub kommt vom privaten Konsum. Hier machen sich die Strukturreformen der letzten Jahre bezahlt. Neben der schrittweisen Öffnung von Märkten für ausländische Investoren gilt das vor allem für die Staatsausgaben. Die Regierung steuert von Subventionen etwa für Energieträger auf direkte Hilfen um. Die privaten Investitionen waren dagegen 2016 aufgrund des schwächeren Exports niedrig. Die Inflation liegt mit 3,2% im Zielbereich und die Zuflüsse aus dem Ausland übersteigen klar das Defizit der Leistungsbilanz. Es bestehen keine nennenswerten Zahlungsbilanzrisiken und kein geldpolitischer Handlungsbedarf.
Fazit: Die Rupiah sollte aufgrund der guten Perspektiven zulegen können.
Starke Zuflüsse
Trotz der von Präsident Rodrigo Duterte geschaffenen Unsicherheit wächst die Wirtschaft der Philippinen. Das 4. Quartal brachte dank einer starken Binnennachfrage 6,6% Zuwachs zum Vorjahr. Investitionen und Konsum legten weiter zu. Kehrseite ist der Rückgang des Leistungsbilanz-Überschusses, die aber positiv bleibt. Gleichzeitig bleiben die Zuflüsse aus dem Ausland hoch: Die Direktinvestitionen legten um rund 25% im Jahresvergleich zu. Dabei beobachtete die Notenbank eine Verlagerung von Eigenkapital- zu Kreditinstrumenten. Ebenso wuchsen die privaten Transfers der im Ausland beschäftigten Filipinos (etwa 10% vom BIP) um etwa 5%. Auch die kurzfristigen Portfolioanlagen stiegen infolge der starken Wachstumszahlen. Damit bekommt der Peso starke Unterstützung. Nur die sprunghafte Politik Präsident Dutertes verhindert offenbar den Auftrieb für den Peso.
Fazit: Der Peso sollte auf aktuellem Niveau stabil bleiben.
Erholung
Taiwans Wirtschaft lässt die Wachstumsschwäche hinter sich. Sie beruhte auf dem Druck durch Festland-China. Das 4. Quartal soll ersten Schätzungen zufolge 2,4% Zuwachs gebracht haben. 2% waren es im 3. Quartal, 1,3% im Gesamtjahr 2016. Die Impulse kommen von einem stabilisierten Export und davon ausgehenden Einkommenseffekten auf den Konsum. Die Industrieproduktion legt deutlich zu. Die Inflation ist weiter im Griff (zuletzt rund 2,2%). Somit wird die Geldpolitik (Reposatz 1,375%) vorerst expansiv bleiben.
Fazit: Die Zugewinne des TWD sollten stabil bleiben.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus der Region Pazifik
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Australien | AUD | 1,39 | 1,38 | 1,42 | sicher |
3m-Zins | 1,88 | 1,75 | 1,75 | ||
Neuseeland | NZD | 1,48 | 1,49 | 1,51 | sicher |
3m-Zins | 2,27 | 2,25 | 2,25 | ||
Indonesien | IDR | 14.207 | 14.000 | 13.800 | neutral |
3m-Zins | 7,13 | 6,80 | 6,80 | ||
Philippinen | PHP | 53,39 | 53 | 52,50 | neutral |
3m-Zins | 2,00 | 1,90 | 1,90 | ||
Taiwan | TWD | 32,82 | 32,75 | 32,75 | sicher |
3m-Zins | 0,48 | 0,50 | 0,50 |
AUD: Der Aussie wird von den Zinsperspektiven geschwächt.
NZD: ... der Kiwi ebenfalls.
IDR: Die Rupiah profitiert vom starken Grundtrend der Konjunktur.
PHP: Der Peso profitiert noch von der Politik der vorherigen Regierung, wird aber durch die aktuelle zusehends geschwächt.
TWD: Der Taiwan-Dollar profitiert von der klaren Stabilitätsorientierung.