Nicht schlecht, doch nicht gründlich genug
Auch dass sie nicht am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag FUCHSBRIEFE teilnimmt, sagt etwas über die Transparenzbemühungen des Hauses aus. Gerade hier könnte sie ihr Können in der Vermögensverwaltung im direkten Wettbewerb mit 151 weiteren Vermögensverwaltungen unter Beweis stellen.
Die Bank Vontobel ist eine international aufgestellte Bank und berät ihre Kunden weltweit an 21 Standorten, erfahren wir. Wo die territorialen Schwerpunkte liegen, teilt uns die Bank aufgrund interner Richtlinien nicht mit. Innerhalb der Schweiz gibt es Filialen in Zürich (Hauptsitz), Basel, Bern, Genf und Luzern. Das Private Banking stellt die Bank Kunden zur Verfügung, die mindestens 250.000 Schweizer Franken investieren, das sind knapp 208.000 Euro, fürs Wealth Management muss eine Million Schweizer Franken eingesetzt werden. Die Grenzen werden sehr streng gehandhabt.Der Kunde und sein Anliegen
Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollen. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.Das Beratungserlebnis
Unser Anruf in Zürich wird von einem Mitarbeiter angenommen, der uns umgehend mit einem Erstkundenberater verbindet. Mit ihm sprechen wir etwa zehn Minuten, in denen wir unser Anliegen skizzieren. Und bekommen eine erste Antwort: Der Berater hält zwölf Prozent Gewinn in den angestrebten acht Jahren für schwer erreichbar, so viel hält er aber für nötig, um aus 500.000 Euro eine Million zu machen. Wir machen auf mögliche Zuzahlungen aufmerksam. Es wird ein Gespräch in der Bank in Zürich vereinbart. Wenig später erhalten wir eine nette Terminbestätigung per Mail. Kein schlechter Start. Wir werden ausgesprochen nett in der Bank in Zürich empfangen und müssen nicht lange auf den Berater warten. In der Zeit können wir einen grandiosen Blick über den Zürichsee genießen, der nur dadurch getrübt wird, dass das Wetter schlecht ist und die Sicht behindert. Als der Berater erscheint, legt er eine sehr lockere und nette Art an den Tag, so dass wir schnell ins Gespräch kommen. Die Idee, unser Grundkapital von 500.000 Euro mit Zuzahlungen in acht Jahren zu verdoppeln, hält er für grundsätzlich umsetzbar, macht aber auch auf mögliche Risiken aufmerksam. Er rät zu einem eher konservativ-ausgewogenen Beginn und rät von einer wachstumsorientierten Anlage ab. Die Gesprächsatmosphäre ist sehr angenehm, alle Mitarbeiter und der Berater verhalten sich ausgesprochen freundlich und zuvorkommend, es gibt keinerlei Störungen oder Indiskretionen. Der Berater scheint kompetent und so wissen wir nach dem Gespräch im Überblick, welche Anlagemöglichkeiten wir haben. Er geht zwar angemessen auf unsere Wünsche ein, allerdings vertieft er nichts. Da haben Wettbewerber mehr eigene Ideen ins Gespräch eingebracht, die zur Problemklärung beitragen. Insgesamt haben wir den Eindruck, dass es sich bei dem Gespräch um ein erstes Kennenlern-Gespräch handelt, bei dem man sich gegenseitig verbal abtastet, um dann bei einem zweiten Treffen mehr in die Tiefe zu gehen. Vielleicht erklärt sich daraus auch der Umstand, dass der Berater fast nichts zu uns, unserer Familie und dem Kind erfragt, das abgesichert werden soll. Dieses offensichtliche Desinteresse – oder ist es anfängliche Zurückhaltung? – stimmt uns nachdenklich. Unter einer gründlichen Analyse stellen wir uns jedenfalls etwas anderes vor. Wir hören lediglich, dass das Geld bis zur Auszahlung in den Händen von uns und unserem Partner verbleiben kann. Kurz nach dem Gespräch erhalten wir eine ausführliche Notiz, die den Inhalt unseres Gesprächs und unser Anliegen recht gut widerspiegelt. Völlig richtig stellt der Berater fest, dass wir mit der halben Million in acht Jahren nicht ohne Zuzahlungen auf die Zielgröße kommen können. Auch, dass wir eine Vermögensverwaltung wünschen, bei der wir uns möglichst wenig mit der Werteentwicklung unseres Portfolios befassen müssen, hat er richtig aufgenommen. Dabei kommt es unserer Risikoneigung wohl am nächsten, möglichst breit in verschiedene Märkte und Anlageklassen zu investieren. Infrage kommen Anleihen, Aktien, Edelmetalle, Rohstoffe und auch Alternative Anlagen, falls wir sie wünschen. Gewählt werden sollen Fonds, um das Einzeltitel-Risiko zu umschiffen. Um unsere Anlage kümmern sich erfahrene Fondsmanager, die unser Portfolio aktiv überwachen und uns transparent Bericht erstatten, kündigt Vontobel im Protokoll zum Gespräch an. Um das Ziel von einer Million Euro zu erreichen, sind wir bereit, mäßige bis mittlere Schwankungen in Kauf zu nehmen. Wenn sich das Portfolio so wie in der vergangenen fünf Jahren entwickelt, dürfen wir mit einer Rendite von 6,18 Prozent im Jahr rechnen. Das ist nicht schlecht! Wenn wir hohe Vermögensschwankungen ertragen können wäre mit 6,98 Prozent zu rechnen. Auch, wie hoch die Zuzahlung ausfallen müsste, hat der Berater in diesem ersten Vorschlag bereits ausgerechnet. Nämlich jährlich 31.600 Euro bei der moderaten Variante und 27.600 Euro bei der Variante mit den heftigeren Schwankungsmöglichkeiten. Die Anlagephilosophie der Vontobel Bank basiert auf Direktinvestments, Fonds werden nur zur Beimischung genutzt. Strukturierte Produkte kommen bei entsprechender Marktlage zum Einsatz. Natürlich variiert der Aktienanteil in den verschiedenen Risikoklassen. Wer konservativ investiert, kommt im Schnitt auf einen Aktienanteil von 20 Prozent, gut die Hälfte (55 Prozent) wird von Anleihen abgedeckt. Bei der ausgewogenen Strategie werden 45 Prozent Aktien und nur noch 35 Prozent Anleihen angesetzt. Wer auf Wachstum setzt, dessen Portfolio besteht zu 70 Prozent aus Aktien, Anleihen machen nur noch zehn Prozent aus. Zudem ist der Anteil von Fremdwährungen von zwölf über 25 bis auf 35 angestiegen.Gut finden wir, dass wir und unser Partner als Kontoinhaber gelten sollen. Nach Ablauf der acht Jahre kann neu entschieden werden, wie die Verfügung geregelt sein soll.
Die genannten Gebühren von 1,6 Prozent erscheinen uns hoch. Allerdings sind sie – so der Berater – verhandelbar. Pro Quartal fällt offenbar noch eine „Gebühr für Basisdienstleistungen“ in Höhe von 350 Schweizer Franken an. Allerdings gibt die Bank Aufgabeaufschläge von Hausprodukten und Kickbacks vollständig an den Kunden zurück – gut. Insgesamt bleibt das Gefühl, dass der Berater zwar sein Handwerk versteht, aber nur mit halber Kraft zu Werke geht. Ob es generell Probleme mit Kunden gebe, darauf geht der Berater nicht näher ein. Er meint, dass sei immer möglich, und wenn es passiert, würde man das Gespräch mit dem Kunden suchen. An der Nachbetreuung ist nichts auszusetzen. Nach dem persönlichen Gespräch erreicht uns zügig ein Protokoll, auch der Anlagevorschlag kommt im abgesprochenen Zeitfenster per Mail. Ein zweites ausführlicheres Gespräch sei nötig, um den Vorschlag auszubauen, heißt es. Nach der Zusendung des Vorschlags erreicht uns noch eine weitere Mail des Beraters, in der er nachfragt, ob alles in Ordnung ist und wir noch Fragen haben. Gut.Fazit: Ganz knapp vorbeigeschrammt an der grünen Ampel! Aber: Knapp daneben ist auch vorbei, eine Härtefallregelung gibt es nicht. Kurz: Wir sind nicht unzufrieden mit der Vontobel-Beratung, aber restlos glücklich eben auch nicht. Gemessen an den Leistungen der Wettbewerber fehlt die Gründlichkeit bei der Evaluation, die wir bei einem Investment in der von uns in Aussicht gestellten Höhe einfach erwarten. Zu loben sind die professionellen Prozesse, die die Bank implementiert hat: Der Kunde hat schon den Eindruck, dass er von dieser Bank wirklich begleitet wird.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern rund 100 lesen Sie im November im FUCHS-Report „TOPs 2016“.
Fakten:
(Angaben des Hauses; Stand: 31.12.2014)Bank Vontobel AG
Gotthardstr. 43, 8022 Zürich
www.vontobel.com
Gesellschafter:
- 11 % Familien Vontobel (pool-verbunden)
- 12,5 % Familienholding Vontrust (pool-verbunden)
- 15,1 % Vontobel Stiftung und Pellegrinus Holding (pool-verbunden)
- 1 % Vontobel Gruppe und Führungskräfte (pool-verbunden)
- 27 % Frei Aktien der Hauptaktionäre
- 33 % Publikum
Zentrale Geschäftsfelder: Vermögensverwaltung, Anlageberatung, Custody Management, Finanzplanung, Nachfolgeplanung für Unternehmer, Philanthropie / (Gemeinnützige) Stiftungen
Alleinstellungsmerkmal / Versprechen an den Kunden:
Die Vontobel-Gruppe bietet die einzigartige Kombination einer unabhängigen, mehrheitlich in Familienbesitz befindlichen, Schweizer Privatbank mit der Innovationskraft eines aktiven Vermögensmanagers und den Transparenzpflichten eines börsennotierten Unternehmens. Das integrierte Geschäftsmodell aus Asset Mangement, Investment Banking und Private Banking ermöglicht es Vontobel, ihren Kunden einen Mehrwert zu schaffen entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen.verwaltete Kundenvermögen: k. A.
Kundenzahl: k. A.
Dienstleistungsangebot:
- (ganzheitliche) Vermögensberatung
- Vermögens-/wertpapierverwaltung (Depotmanagement) mit eigener Strategie (bitte beschreiben Sie Ihre Strategie, bspw.: Behavioral Finance etc.)
- Offshore-Vermögensverwaltung (des Zweitvermögens)
- Stiftungsmanagement/Stiftungsservices
- Family Office
- Custody Services
- Nachfolgeplanung
- M&A - Beratung
- Cross Border-Vermögensberatung
Produkte in der Vermögensverwaltung: Aktien, Renten, Immobilien (offen Immobilienfonds), Hedgefonds, ETF. (Hauptfokus auf Direktinvestments, Fonds als Beimischung für interessante Themeninvestments. Einsatz von strukturierten Produkten, falls die Marktlage ein solches Investment berechtigt)
Hauseigene Produkte:
Vontobel verfolgt eine klare Strategie nach dem Prinzip "make or buy". Dies im Sinne, dass selbst hergestellte Produkte auch am Markt wettbewerbfähig sind, nach dem Prinzip "best in class". Aufgrund des Geschäftsmodells als mittelgrosser Schweizer Vermögensverwalter konzentriert sich die Bank Vontobel bei der Herstellung von Investment-Produkten auf ihre Kernkompetenzen. Vermögensverwaltungs-Mandate: Für Private Banking Kunden offeriert die Bank eine breite Palette von Vermögensverwaltungs-Mandaten mit unterschiedlichen Philosophien. Investment-Fonds: Als spezialisierter Multi-Boutique-Asset-Manager bietet Vontobel innovative und transparente Anlagelösungen für private und institutionelle Kunden. Die Investmentkompetenz basiert auf der Leidenschaft für aktives Management. Ziel ist es, eine überdurchschnittliche Performancequalität zu erwirtschaften. Dabei konzentriert sich Vontobel bewusst auf ihre Kernkompetenzen. Strukturierte Produkte: Ziel ist ein integraler Produktansatz für alle Schlüsselmärkte sowie ein differenzierter Ansatz für jeden Kunden. Beispielsweise verfügt Vontobel über eine eigene interaktive Handelsplattform, welche es dem Kundenberater erlaubt, individuelle Anlagelösungen zu kreieren. Weitere Details unter www.derinet.ch und deritrade.ch (beide auch .de)Research:
Fremdresearch: Sekundäranalyse- Weltweit tätige Informationsdienste, Research-Berichte von Broker- Gesellschaften
- Research Partner ESG-Screening: In der Nachhaltigkeitsanalyse arbeitet das Vontobel-Sustainability-Research-Team eng mit lokalen Researchpartnern zusammen.
- Aktienresearch (Sell-side): mehrfach ausgezeichnetes Brokerage-Research für Schweizer Aktien (besondere Erfahrung in Small & Mid Cap)
- Aktienresearch (Buy-side): Aktien international ex Schweiz (Ausnahme: Blue Chips Schweiz)
- Anleihen: Credit Research
- Makro-Research
- Research Investment Strategy (Tactical Asset Allocation)
- Thematic Investing/Sustainability Management (Global Responsibility Produkte, Global Trend Produkte)
- Fondsresearch: Auf Basis unseres Vontobel-Fund-Selection-Prozesses erstellen wir Anlagefonds-Listen für private und institutionelle Kunden.
Standardkonditionen bei einer ausgewogenen Anlagestrategie und einem Volumen von:
- 1,1 Mio. Euro: 1,7 % zzgl. MwSt.
- 3,1 Mio. Euro: 1,7 % zzgl. MwSt.
- 5,1 Mio. Euro: 1,6 % zzgl. MwSt.
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.