Transportbranche: Pleiten-Gefahr wächst
Vor allem bei kleinen und mittelständischen Transportunternehmen bleibt die Lage angespannt. Die Margen sind meist schwach. Kaum einer verfügt über größeres Eigenkapital oder Rücklagen für Krisenzeiten. Zudem sind auch viele Auftraggeber noch im Krisenmodus.
Hört man sich in der Branche um, rechnen die meisten mit einem Anstieg der Insolvenzen im Transportmarkt – und das zeitnah vor allem bei KMU-Frachtführern. Auch die IRU (Weltdachverband der Straßentransportwirtschaft) schlägt Alarm und spricht Corona-bedingt von hohem Ausfall- und Insolvenzrisiko in der Branche. Die globalen Verluste im Güterverkehr seien auf 679 Mrd. US-Dollar angewachsen, besonders katastrophal sei die Lage in Europa.
Zahlungsziele einhalten
Auch wir warnen vor einer Scheinrealität. Beispiel: Der durchschnittliche Zahlungsverzug in Deutschland hat sich laut Creditreform im ersten Halbjahr 2020 gegenüber 2019 auf 10,82 Tage erhöht. Betroffen: vor allem Chemieindustrie und der Sektor Grundstoffe. Spedition und Lagerung (im Branchenranking bisher eher schwach) wies geringere Zahlungsverzögerungen auf. Aber: Bisher konnten viele Firmen ihr Geschäft nur aufrechterhalten, weil staatliche Unterstützung und Anpassungen im Insolvenzrecht den notwendigen Gang zum Gericht verzögern. Die Insolvenzgefahr ist also nicht gebannt.
Das Schlimmste steht wohl noch bevor. Das bestätigen uns auch die Frachtexperten der Plattform Timocom. Sie appellieren „mit Nachdruck“ an Industrie, Handel und größere Speditionen, Zahlungen für Transportleistungen zeitnah zu erbringen. Vereinbarte Zahlungsziele sollten unbedingt eingehalten und nach Möglichkeit sogar verkürzt werden. Die IRU hält Barzuschüsse zur Sicherung der Liquidität, Verzicht auf Steuern und Gebühren und Flexibilität bei den Versicherungsprämien für unbedingt erforderlich, um eine größere Insolvenzwelle abzuwenden.
Empfehlungen
Transportunternehmen und Speditionen können bei Zahlungsverzügen mit Factoring-Anbietern zusammenarbeiten, um die Liquidität zu verbessern. Fallen Zahlungen ganz aus, bieten sich Inkasso-Services von Transportplattformen an. Dienstleister haben in der Regel Möglichkeiten über das übliche Mahnverfahren hinaus. Neben rechtlichen Schritten könne man säumige Zahler durch drohenden Ausschluss vom digitalen Spotmarkt zur Begleichung offener Rechnungen bewegen, sagt uns Timocom.
Fazit: Verlader und Speditionen, die nicht über einen eigenen Fuhrpark verfügen, sind auf die meist kleinen Flotten der Frachtführer angewiesen. Eine größere Insolvenzwelle wäre kaum zu verkraften. Verlader müssen im eigenen Interesse weitsichtig planen. Preisdrückerei ist kurzsichtig. Mangelnder Wettbewerb führt bekanntlich zu verknappten Kapazitäten, gefolgt von teilweise absurd hohen Preisen.
Hinweis: Transportunternehmen und Speditionen können bei Zahlungsverzügen mit Factoring-Anbietern zusammenarbeiten. So können sie die Liquidität verbessern. Fallen Zahlungen ganz aus, bieten sich Inkasso-Services von Transportplattformen an.