Türkei produziert statistisches Wachstumswunder
Die Türkei liefert erneut fabelhafte Wachstumszahlen. Mehr als 11% real (preisbereinigt) sind es für das 3. Quartal. Offenbar glauben die Märkte nicht daran. Die Lira setzt ihren seit fast drei Jahren ungebrochenen Abwertungstrend fort. Hintergrund der Wunderzahlen ist die Umstellung der Statistik auf eine neues Verfahren (ESA 2010). Die durchschnittliche Jahresrate 2011-2015 stieg durch die Revision von 4,4% auf unglaubliche 7%.
Die als realistischer anzusetzenden 4%-5% sind allerdings auch schon ein beachtliches Ergebnis. Mit einem Pferdefuß: Die Regierung hat die Binnennachfrage nach dem gescheiterten Putschversuch vom letzten Jahr mit fiskalischen Mitteln kräftig angeheizt. Ergebnis ist ein Nachfrageüberhang, der die Inflation (zuletzt 13%) angestoßen und die Leistungsbilanz tief ins Defizit gedrückt hat. Den Zahlen des IWF zufolge ist derzeit das jährliche Defizit gegenüber dem Ausland fast doppelt so groß wie der BIP-Zuwachs.
Die Währungshüter drücken sich vor der fälligen Stabilisierung durch eine monetäre Straffung. Präsident Recep Tajip Erdogan hat Zinserhöhungen zu Akten des Hochverrats erklärt. Das deutet in der Praxis auf einen kurzen Weg ins Gefängnis, den die formell unabhängigen Währungshüter verständlicherweise scheuen.
Fazit: Die Abwertung der Lira geht weiter. Das Risiko von Engagements wächst.
Lesen Sie dazu auch unseren Artikel vom 11.12.2017: https://www.fuchsbriefe.de/finanzen-wirtschaft/konjunktur-branchen/tuerkischer-boom-mit-erheblichen-risiken