Vor einem Jahr – am 15. Juli 2016 – putschten in der Türkei Teile des Militärs. Seitdem gilt der Ausnahmezustand. Politisch kommt das Land nicht zur Ruhe, und die türkische Wirtschaft fährt Achterbahn. Im dritten Quartal 2016 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt zum ersten Mal seit der Finanzkrise. Alle drei großen Ratingagenturen senkten damals ihren Daumen über dem Kredit-Rating und stuften die Anleihen auf Ramschniveau herab. Die Lira verlor an Wert, ausländische Direktinvestitionen wurden zurückgefahren. Auch das wichtige Tourismusgeschäft stand unter Druck. Die Zahl der Urlaubsreisenden schrumpfte merklich (-30% gegenüber Vorjahr).
Seit dem Verfassungsreferendum im Frühjahr 2017 hat sich das düstere Bild aufgehellt. Gegenüber dem US-Dollar klettert die türkische Lira wieder. Der Börsenindex ISE National 100 notiert sogar auf einem Rekordhoch. In den ersten drei Monaten 2017 kletterte das BIP um 5%. Das Plus war größer als von vielen Wirtschaftsanalysten erwartet. Außenhandel und Tourismus verzeichnen kräftige Wachstumsraten.
Türkische Aktien sind trotz der jüngsten Rekordfahrt noch attraktiv bewertet. Ihr langfristiges Shiller-KGV ist mit 11 preiswert. Staatliche Konjunkturprogramme stützen die Wirtschaftserholung zusätzlich. Für langfristig orientierte Anleger ist die Börse am Bosporus darum interessant.
Die richtigen Einzelinvestments zu finden, ist jedoch komplex und aufwändig. Ein guter, aktiv gemanagter Investmentfonds ist für Anleger eine gute Alternative. Interessant ist z. B. der vor zwölf Jahren aufgelegte Türkei-Aktienfonds der Deutsche Bank-Tochter DWS. Lange Zeit entwickelte sich der DWS Türkei parallel zum Vergleichsindex (MSCI Turkey). Seit Beginn dieses Jahres haben die Anlagestrategen der DWS jedoch den breiten Markt und das Gros der anderen Türkei-Fonds hinsichtlich der Wertentwicklung deutlich abgehängt. Die Outperformance gegenüber der Benchmark beträgt gut 3%. Gegenüber dem Marktdurchschnitt (Aktienfonds Türkei) schaffte der DWS Türkei sogar eine knapp 5% bessere Wertentwicklung – und das bei deutlich geringerer Volatilität.
Der DWS Türkei investiert in Aktien von Unternehmen, die ihren Sitz oder Tätigkeitsschwerpunkt in der Türkei haben. Der Fokus liegt auf Firmen mittelgroßer Marktkapitalisierung (Depotanteil ca. 56%). Fondsmanager Sebastian Kahlfeld, der den Fonds seit Anfang 2008 verantwortet, diversifiziert das Anlageportfolio quer durch sämtliche Branchen. Aktuell bekommen Aktien aus dem Finanzsektor (29%), der Industrie (22%) und dem Bereich Grundstoffe (12,5%) das größte Gewicht im Portfolio.
Mit ca. 60 Einzeltiteln ist der Fonds breit aufgestellt. Er bildet alle wichtigen Wirtschaftszweige der Türkei ab. Allerdings konzentriert sich gut die Hälfte des Portfolios auf die zehn größten Einzelpositionen. Darunter sind das Finanzinstitut Turkiye Garanti Bankasi (9% Depotanteil), die halbstaatliche Airline Türk Hava Yollari AO (5,2%), der Stahlkonzern Erdemir (4,7%) und der Telekomdienstleister TurkCell (4,6%).
Der Fonds kann zuzüglich eines Ausgabeaufschlags von maximal 5,00% börsentäglich über die KAG gekauft werden. Anleger, die den DWS Türkei an einer deutschen Börse ordern, können diese Ausgabekosten einsparen. Hier beträgt die Differenz zwischen Kauf und Verkaufskurs (Spread) nur rund 1%.
Jährliche Zins- und Dividendenerträge werden nicht an die Fondsinhaber ausgeschüttet. Sie werden direkt wieder angelegt und erhöhen somit automatisch den Wert der Fondsanteile (Thesaurierung). Die laufenden Kosten betragen rund 2%. Hinzu kommt eine Performance-Gebühr. Übertrifft die Wertentwicklung des DWS Türkei die des MSCI Turkey IMI Top 20 Group Entity 10-40 Index, wird zusätzlich eine erfolgsbezogene Vergütung (Performance Fee) fällig.
Fazit: Der DWS Türkei eignet sich als Depotbeimischung für Anleger, die ihr Investmentportfolio um die Chancen türkischer Aktien und um einen einzelnen Emerging Market erweitern möchten. Aufgrund der Volatilität des türkischen Aktienmarktes empfiehlt sich hier eine gestaffelte Einstiegsstrategie, z. B. durch regelmäßige Investitionen.