Überraschend starker Aufschwung in Osteuropa
Auch die östlichen Staaten der EU liefern wirtschaftlich derzeit gute Zahlen. Sie schlagen sich auch in entsprechenden Revisionen der Wachstumsprognosen nieder. So hat die in London domizilierende EBRD die Schätzung des Wachstums in Mittelosteuropa und dem Baltikum für 2017/18 von 2,4% und 2,8% auf jetzt 3,3% bzw. 3% angehoben. Dabei stechen Lettland und Polen mit jeweils über 4% für das laufende Jahr hervor. Lediglich Kroatien (2,9%) könnte unter 3% bleiben. In Südosteuropa steht Rumänien mit 5,3% und 4,2% für 2017/18 vorne. Bulgarien wird mit 3,5% und 3,2% nah am Durchschnitt der Region (3,6% und 3,3%) gesehen.
Ebenfalls positiv sind die Aussichten für Zentralasien. Hier lautet die Prognose 4,5% und 4,4% für 2017/18. Wichtigen Schub liefert die Erholung Kasachstans. Dessen Ausblick für das laufende Jahr wurde von 2,4% auf 3,8% heraufgesetzt. Das entspricht in etwa auch dem Ausblick des IWF.
Der Aufschwung des Euros hilft den Ölexporteuren
Unter den Auftriebskräften ist zunächst der Aufschwung der Eurozone zu sehen. Er löst entsprechende Nachfrage nach Exporten der östlichen Nachbarn aus. Positiv macht sich auch die Erholung Russlands bemerkbar – nicht zuletzt, weil sich der Ölpreis erholt hat. Dieser Faktor hilft auch den anderen Ölexporteuren der Region. Zudem ist das Zinsniveau auf den zentralen Märkten weniger stark gestiegen als zunächst befürchtet. Das schlägt sich in geringeren Finanzierungslasten nieder. Dieser Faktor wurde noch durch geringere Volatilitäten an den Finanzmärkten und daraus resultierenden geringeren Risikoprämien verstärkt.
Auffällig ist die stark verbesserte Prognose für die Türkei. 5,1% statt 2,6% Wachstum für 2017 lautet die Vorhersage. Die Erläuterungen lassen allerdings Misstrauen gegen die Erfolgsmeldungen erkennen. Genannt wird die außerordentlich verwundbare außenwirtschaftliche Lage der Türkei mit hohen Defiziten und einer anziehenden Inflation.
Bemerkenswert ist aus Sicht der EBRD neben der Stärke auch die Breite des Aufwärtstrends. Er ist nämlich in 27 der 36 insgesamt beobachteten Staaten erkennbar. Das bringt die ganze Region nach vorne.
Fazit: Osteuropa bleibt sowohl als Produktionsstandort als auch Absatzgebiet interessant.