Unternehmen holen Waren zurück und stoppen Lieferungen
Der SWIFT-Ausschluss russischer Banken hat viele Unternehmen überrascht und wird kurzfristig zu einem kompletten Erliegen des Handels mit Russland führen. Wir haben uns heute Vormittag bei diversen Unternehmen umgehört. Alle sind – „mit allen verfügbaren Kräften“ – dabei, Ware zu stoppen, die gerade auf dem Weg nach Russland ist. Oberstes Ziel: Schadensbegrenzung.
Russland-Handel könnte zum Erliegen kommen
Alle Unternehmen im Russlandgeschäft sind gezwungen, hier jetzt voll auf die Bremse zu treten. Das Risiko: Jede Ware, die jetzt noch nach Russland geliefert wird, steht im Feuer. Es ist nicht klar, ob der Empfänger sie bezahlen wird. Selbst wenn er das möchte und kann. Aus einem Berliner Unternehmen hören wir dazu, dass der Ausschluss eine „Katastrophe ist, denn die russischen Kunden haben immer verlässlich und gut bezahlt.“ Jetzt wird fieberhaft versucht, andere Zahlungswege zu eruieren. Einstweilen werden alle Warenlieferungen gestoppt oder umgeleitet oder zurückbeordert.
Auch für die russischen Unternehmen ist der SWIFT-Ausschluss ein Killer. Sie müssen ebenso wie die deutschen Unternehmen befürchten, dass gelieferte Ware nicht bezahlt wird. Darum werden auch die russischen Lieferungen absehbar gestoppt werden. Unterdessen hören wir von Transport-Unternehmen, dass russische Fahrer an der Grenze von Weißrussland nach Polen aufgehalten werden. Dem Vernehmen nach soll ihnen dort das Visum von polnischen Grenzern gestrichen und anschließend die Einreise nach Polen und somit in die EU verweigert werden.
Fazit: Kurzfristig besteht das Risiko, dass der Handel mit Russland zum Erliegen kommt. Das wird sich z.B. auf Holz, Papier und Nahrungsmittel auswirken. Hier ist mit Versorgungsengpässen und erneut hohen Preissteigerungen zu rechnen und auf ganz Europa ausstrahlen. Mittelfristig wird der Geldfluss andere Wege finden. Die Transportwege einiger Waren (z.B. Holz) dürften dennoch beschränkt bleiben oder deutlich teurer werden.
Hinweis: Mittelfristig werden sich neue Zahlungswege etablieren. Die könnten über das russische und chinesische Bankensystem laufen (vgl. FD vom 25.2.). Das wird allerdings einige Zeit dauern und teurer werden. Daneben wären Kryptowährungen wie Bitcoin eine Alternative, mit der dezentral ohne Banken und direkt bezahlt werden kann.