Unternehmen positionieren sich neu
In China setzt einen große Firmenwanderung von Nord nach Süd ein. Der Grund: die internationale Klimapolitik. Viele Unternehmen haben sich das Ziel gesetzt, bis 2030 oder 2040 klimaneutral zu produzieren. Deswegen suchen sie nach Regionen, die erneuerbare Energien bereitstellen.
Der Norden Chinas produziert Strom zu einem großen Teil mit Kohle. Das verstärkt die Wanderungen von Menschen und Unternehmen Richtung Süden, wo es mehr Energie aus Wasser, Sonne sowie Atomkraft gibt. Auch chinesische Unternehmen zieht es aus den gleichen Gründen in den Süden; denn wollen sie in der Zukunft Waren nach Europa exportieren, werden auch sie ihren CO2-Fußabdruck nach dem CO2-Grenzausgleichsystem nachweisen müssen.
Beweisen statt behaupten
„In den guten alten Tagen sprach man nur über Marktmöglichkeiten und Markterschließungen", sagt Jörg Wuttke, Chef der Europäischen Handelskammer in China. "Jetzt geht es um Lieferketten, ist ein Audit in Fabriken erforderlich und man muss Behauptungen beweisen können“.
Unternehmen haben es nicht leicht, die chinesische Führung zu überzeugen, zertifizierte international akkreditierte Auditoren die Werke besuchen zu lassen. Weil H&M nicht belegen konnte, dass in Fabriken in Xingjiang keine Zwangsarbeit stattfand, bezieht das Unternehmen seit 2021 keine Baumwolle mehr aus der Region.
Politische Verantwortung
Die Strategen in den Unternehmens-Hauptquartieren haben noch weitere Punkte auf ihrer Liste. Dazu gehören „Friend-Shoring“ und „Near-Shoring“. Als Folge des steigenden Klimabewusstseins, wird künftig auch auf die Länge von Transportwegen geachtet: „So könnte in Zukunft ein Produkt aus der Türkei besser bewertet werden als eines aus China“, erläutert Wuttke zu „Near-Shoring“.
„Friend-Shoring“ bezieht sich darauf, dass Unternehmen immer mehr auf politische Verhältnisse achten müssen. Das heißt, es ist vorteilhafter in Länder zu investieren, zu denen freundschaftliche Verhältnisse gepflegt werden. In diesem Zusammenhang würden Überlegungen angestellt, was passieren würde, wenn China in 5-10 Jahren in Taiwan einmarschieren sollte, auch wenn Wuttke dieses Szenario für nicht wahrscheinlich hält.