Unternehmens-Pleiten auf Rekordkurs
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt rapide an. Nach einem moderaten Zuwachs von 4% im Jahr 2023 schnellte die Zahl 2024 um 23% nach oben – auf insgesamt 22.100 Fälle. Besonders stark betroffen war Baden-Württemberg, mit 5.500 Beschäftigten, vor allem in Industriebetrieben. Mit 19.000 Beschäftigten waren im Februar 40% mehr Beschäftigte betroffen als im Januar.
Mehr Insolvenzen auch 2025
Und es wird kaum besser: In den kommenden Monaten könnte sich die Dynamik reduzieren. Darauf deutet der IWH Insolvenztrend hin, der die Zahlen zwei Monate früher erfasst als die offiziellen Statistiken des Bundesamt für Statistik. „Den Scheitelpunkt haben wir nun voraussichtlich erreicht“, meint Prof. Dr. Steffen Müller vom IWH.
Die Experten der Allianz prognostizieren für 2025 jedoch einen weiteren Anstieg um 10% auf 24.300 Insolvenzen. Auch für 2026 ist keine echte Entspannung in Sicht. Besonders alarmierend ist, dass Insolvenzen in fast allen Branchen zunehmen. Während einige Sektoren besonders hart getroffen werden, gibt es nur wenige Bereiche, die sich dem Abwärtstrend entziehen können.
Bau, Handel und Tech im freien Fall
Die Bauindustrie steht mit 17% aller Insolvenzen besonders unter Druck. Hohe Materialkosten, steigende Zinsen und eine schwache Nachfrage setzen vielen Betrieben zu. Auch der Einzelhandel kämpft mit der Konsumzurückhaltung der Verbraucher – ein Trend, der sich durch Inflation und unsichere wirtschaftliche Aussichten weiter verschärft.
Besonders dramatisch ist die Lage in der Technologiebranche. Die Zahl der Insolvenzen im Informations- und Kommunikationssektor stieg um 46%. In der Immobilienwirtschaft sogar um 52%. Das Gesundheits- und Sozialwesen verzeichnete mit 87% den stärksten Anstieg.
Zinsen und Kreditverknappung als Risiko
Einer der Hauptgründe für den dramatischen Anstieg der Unternehmenspleiten sind die weiterhin hohen Zinsen. Unternehmen, die auf Fremdkapital angewiesen sind, bekommen teure Kredite oder gar keine mehr. Besonders stark trifft dies kleine und mittelständische Unternehmen, die keine großen finanziellen Puffer haben.
Laut Berechnungen von Allianz Research würde ein Rückgang des Kreditvolumens um nur ein Prozent in Deutschland zu einem Anstieg der Insolvenzen um 0,4% führen. Wer auf Kreditfinanzierung setzt, muss also wachsam sein.
Politische Unsicherheiten verschärfen die Lage
Zusätzlich belasten geopolitische Unsicherheiten die deutsche Wirtschaft. Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China könnte besonders exportorientierte Unternehmen hart treffen. Die USA erwägen höhere Importzölle, die deutschen Industriebetrieben schwer zu schaffen machen dürften.
Sollte es zu einem umfassenden Handelskrieg kommen, könnte dies die Insolvenzen in Deutschland um weitere 1.000 Fälle steigen lassen. Besonders gefährdet sind Unternehmen in den Bereichen Automobilindustrie, Maschinenbau und Elektronik.
Jeder zehnte Arbeitsplatz ist bedroht
Die steigenden Insolvenzen haben auch massive Folgen für den Arbeitsmarkt. Rund 210.000 Arbeitsplätze sind durch Unternehmenspleiten in Deutschland 2025 gefährdet. Besonders betroffen sind Beschäftigte in der Bauwirtschaft, im Einzelhandel und in den Dienstleistungen.
Europaweit sieht es nicht besser aus: Insgesamt könnten 2,3 Millionen Jobs durch Insolvenzen verloren gehen. Deutschland ist dabei eines der am stärksten betroffenen Länder.
Hoffnung durch Konjunkturpaket?
Es gibt einen möglichen Lichtblick: Die Bundesregierung plant ein 500 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket, das die Wirtschaft stabilisieren soll. Infrastrukturprojekte, eine grüne Transformation und steuerliche Entlastungen für Unternehmen könnten Insolvenzen abmildern.
Ob und wann das Paket umgesetzt wird, bleibt jedoch abzuwarten. Falls es jedoch schnell kommt, könnte es Unternehmen helfen, Liquiditätsengpässe zu überbrücken und neue Investitionen zu tätigen.
Fazit: Die Insolvenzwelle in Deutschland hält an – und trifft vor allem Bau, Handel und Technologie. Hohe Zinsen und politische Unsicherheiten verschärfen die Lage. Unternehmen müssen sich auf steigende Finanzierungskosten und sinkende Nachfrage einstellen.