US-Bürger verlieren 1,5 Jahre Lebenserwartung
In den USA ist die Lebenserwartung im vergangenen Jahr um 1,5 Jahre auf 77,3 Jahre zurückgegangen. Es war der größte Verlust an Lebenszeit in einem Jahr seit dem Weltkriegsjahr 1943 (nach den aktuellen Zahlen des National Center for Health Statistics). Eine wesentliche Ursache war Corona, die andere – die USA schon lange beschäftigende – Drogen- bzw. Medikamentenmissbrauch.
Die längste Lebenserwartung haben nach wie vor Hispanics mit 78,8 Jahren noch vor der weißen Bevölkerung mit 77,6 Jahren. Am kürzesten ist die Lebenserwartung der schwarzen Bevölkerung mit 71,8 Jahren. Dennoch: Den deutlichsten Rückfall musste die männliche Bevölkerung unter den Hispanics hinnehmen: -3,7 Jahre. Hispanics haben somit den größten Tribut an die Pandemie gezahlt, vor weißer und schwarzer Bevölkerung.
Folgewirkungen der Pandemie
Zum Rückgang der Lebenserwartung haben auch Folgewirkungen der Pandemie beigetragen. So sind Behandlungen von Diabetes, Kreislauf- und Herzerkrankungen zum Neil ausgeblieben, weil der Zugang zu Krankenhausbetten erschwert war. Andererseits ist die Sterblichkeit aufgrund von Krebs, chronischen Erkrankungen der unteren Atemwege (Bronchitis, Emphysem, Asthma etc.) zurückgegangen. Ein bisher nicht ausreichend erklärbarere Befund, der auch für andere Länder gilt.
In Europa ist die Lebenserwartung ebenfalls in den allermeisten Ländern rückläufig gewesen (Median: -0,8 Jahre gegenüber dem „Spitzenjahr“ 2019 mit 81,3 Jahren Lebenserwartung im EU-27-Schnitt). Ausnahme machen drei skandinavische Länder: Norwegen (+0,3 Jahre), Dänemark und Finnland (je +0,1 Jahre). Schweden liegt im EU-Durchschnitt. Deutschland weist einen Rückgang von 0,2 Jahren auf.
Japan bleibt spitze
Unter den entwickelten (Industrie-)Ländern hält Japan weiter die Spitzenposition in der Lebenserwartung mit durchschnittlich 84,77 Jahren. Dort stieg auch 2020 die Lebenserwartung um 0,14 Jahre – im Schnitt des vergangenen Jahrzehnts sind es 0,18 Jahre. Frauen, die in Japan das 65. Lebensjahr erreichen, haben danach noch durchschnittlich 24,6 Jahre vor sich, japanische Männer 19,8 (laut OECD-Daten). Ausschlaggebend für die hohe Lebenserwartung der Japaner ist u.a. die geringe Rate an Krebserkrankungen.
Fazit: Corona hat bestehende Trends bei der Lebenserwartung noch einmal geschärft. Voraussichtlich wird 2021 der alte Pfad zumindest in den Industrieländern wieder aufgenommen. Generell aber verlangsamt sich der Trend.