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Politik deckelt Energiepreise

Abwärtsdruck nimmt zu

Eine Glühbirne. Copyright: Pexels
Die Börsen stehen akut unter Druck. Die Auslöser überraschen uns nicht, denn sie standen schon etliche Wochen wie rosa Elefanten auf dem Parkett. Aber Risiken existieren oft so lange nicht, wie keiner hinsieht. Einige Marktteilnehmer haben inzwischen aber die rosa Brille abgenommen - und sehen jetzt rot.
An den Börsen kommen gerade alle Zutaten des toxischen Cocktails zusammen, die wir Ihnen hier in den vergangenen Wochen bereits avisiert hatten. Der Streit um die US-Schuldenobergrenze belastet, auch wenn der wieder in letzter Minute in alter Manier (Erhöhung und Prolongation des Problems) geregelt wurde. Die Inflationsraten bleiben hoch, die geldpolitische Wende der Fed wird absehbar. Daneben bremsen weiterhin gestörte globale Lieferketten und noch absehbar über Monate andauernde Materialengpässe (z. B. bei Computer-Chips) inzwischen deutlich die Produktion. 

Energiepreise mit hoher Aufwärtsdynamik

Eine ganz neue Dynamik sehen wir bei den Energiepreisen. Die Ölpreise bleiben auch nach dem OPEC-Treffen hoch, der Gaspreis wird trotz der russischen Ankündigung, verlässlich Gas nach Europa zu liefern, nicht spürbar fallen. Die steil steigenden Energiepreise führen in Europa zu bizarren Entscheidungen. Einerseits hat Italien beschlossen, den italienischen Verbrauchern einen Teil ihrer Energierechnung zu erlassen. Volumen: 3 Mrd. Euro. Auch Frankreich hat die Strom- und Gaspreise für Verbraucher gedeckelt. Das ist Staatswirtschaft pur. 

Solche politischen Entscheidungen haben eine große Tragweite. Welche Branche wird wohl als nächstes nach einem solchen Schritt rufen, wenn die Weltmarktpreise aufgrund von Angebot und Nachfrage anziehen und die Verbraucher darunter ächzen? Außerdem fördert sie den Moral Hazard. Warum noch sparsam mit Energie umgehen, wenn der Staat einem am Jahresende hohe Rechnungen abnimmt? 

Politiker mit enormen Zielkonflikten

Auf der anderen Seite debattieren europäische Politiker darüber, welche Maßnahmen gegen hohe Energie-, voran Gaspreise, zu ergreifen seien. Das ist völlig absurd und zeigt, wie groß und offensichtlich unlösbar der Zielkonflikt im Hinblick auf den Klimaschutz ist. Denn einerseits werden CO2-Preise sogar politisch administriert. Die Verteuerung soll zu einem geringeren Verbrauch führen. Steigt aber der Marktpreis, der zumindest in Teilen die gleiche Lenkungswirkung hat, werden die Politiker mit Blick auf die "Kosten und soziale Gerechtigkeit" nervös und wollen preisbremsend eingreifen.  

Das ist eine gefährliche Herangehensweise mit langfristig hohen Risiken. Die Politik versucht einmal mehr, den Preis als Steuerungselement auszuschalten. Die Notenbanken haben den Preis für Geld, den Zins, bereits abgeschafft - auch das auf politischen Druck hin, weil etliche Staaten sich am freien Anleihemarkt längst nicht mehr finanzieren könnten. 

Finanzmärkte verlassen sich auf die Politik

Diese Großwetterlage hat eine große strategische Bedeutung für die Börse. Denn auch die Finanzmärkte haben sich - neben dem billigen Geld - in den vergangenen Jahren daran gewöhnt, dass die Politik sie immer wieder rettet, wenn es brenzlig wird. Diese Spekulation ist es auch, die das Evergrande-Risiko (zu dem sich jetzt noch ein weiteres Unternehmen namens Fantasia Holdings Group gesellt), das gerade von China ausgeht, als zu handhaben bewertet. Die Märkte verlassen sich auch weiterhin auf lange Zeit sehr günstige Zinsen und - zumindest in Europa - einen nur sehr langsamen Exit aus den notenbankfinanzierten Anleihekäufen. Diese Spekulation mag noch eine Zeitlang aufgehen, aber sie wird immer riskanter.

Fazit: Der DAX hat unser erstes Korrekturziel bei 14.800 Punkten exakt angelaufen. Wie im Lehrbuch für Charttechnik sehen wir jetzt eine Gegenbewegung nach oben. Diese hat Potenzial bis 15.600 Punkte. Die Top-Bildung wird damit weiter fortgesetzt. Fällt 14.800 ist der Blick auf 14.200 gerichtet. In diesem Umfeld sind nur Value-Titel, defensive Werte und Rohstoff-Aktien aussichtsreich. Das Aufwärtsmomentum ist verflogen, es dürfte bis zum Jahresende noch kräftigere Abwärtsdynamik entstehen.

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