Abwarten und Tee trinken
Die Aktienbörsen kommen kurz unter ihren technischen Kurszielen nicht weiter. Zwar zeigen sie noch keine echten neuen Schwächesignale. Aber sie haben auch keine anhaltende und dynamische Stärke mehr. Die steile Aufwärtsbewegung nach dem Einbruch im vierten Quartal läuft aus.
Der Kursverlauf und nachlassende Schwung passt zu den Fundamentaldaten. Auch die neuesten Meldungen zeigen, dass sich das gute Wirtschaftsklima weiter deutlich abkühlt. Das deutsche Wirtschaftsministerium erwartet ein moderats BIP-Wachstum. Auch das ifo-Institut dagegen senkt seine Konjunkturprognose ab und betont, dass die „Industrie als Wachstumsmotor ausfällt."
Der Brexit geht in die Verlängerung
Gestützt werden die Börsen momentan durch die wegfallenden politischen Risiken. Der Brexit wird zwar medial weiter hochgekocht. Dabei läuft das Austritts-Theater genau so, wie wir es schon prognostiziert haben. Der von Briten-Premierministerin Theresa May ausgehandelte zweite Kompromiss-Vertrag mit der EU wurde ebenfalls abgelehnt. Zugleich votieren die Briten gegen einen „harten" Exit ohne Deal.
Nun werden die Briten über eine Fristverlängerung abstimmen – und sich dafür aussprechen. Bleibt die Frage, wie sich die EU dazu positioniert. Aber auch hier ist unsere Einschätzung eindeutig. Brüssel wird den Briten die Verlängerung gewähren – schon allein aus dem Grund, nicht selber Schuld an einem möglichen harten Chaos-Brexit gewesen zu sein.
Unser Brexit-Szenario ist also voll intakt. Der Brexit wird „in letzter Sekunde" verschoben und die Verhandlungsfrist deutlich verlängert. Das löst zwar das Grundsatzproblem nicht, dass die Briten gern Brexit-Rosinen picken wollen. Auch die Grenzfrage (Irland/Nordirland) wird damit nicht gelöst. Aber es wird wieder einmal Zeit gewonnen – und zunächst ändert sich gar nichts. Das nimmt das Risiko aus den Märkten und eröffnet Chancen.
Zollstreit legt sich
Auch im Zollstreit zwischen den USA und China stehen die Zeichen auf Verlängerung. Die Verhandlungen sind inzwischen bis „mindestens in den April" verschoben. Auch hier spielen die Kontrahenten kooperativ auf Zeit, um sich nicht gegenseitig Schmerzen zuzufügen. Vorerst wird es also keine weiteren Strafzölle geben – auch hier preisen die Märkte das Risiko einer scharfen Eskalation langsam aus. Zugleich steigt die Wahrscheinlichkeit, dass beide Seiten einen Kompromiss finden werden.
Technisch und kurzfristig haben die Börsen mehr Luft nach unten als nach oben. Im DAX liegt der Deckel weiterhin bei 11.900 Punkten. Nach unten hat der Index aber Luft bis 11.300 Zähler, um seinen jüngsten Aufwärtstrend zu bestätigen. Die Range für den Dow läuft zwischen 25.400 und 26.200 Punkten.
Fazit: Die Aktienmärkte stoßen kurzfristig an einen heftigen technischen Widerstand. Die Richtungssuche kann noch eine gewisse Zeit dauern. Wir richten uns aber zunächst auf eine technische Korrektur ein. Neue Käufe haben Zeit. Stopps einbauen oder mit Short-Positionen absichern.