Aktien bleiben volatil - Chancen im Stockpicking
Das Anlagejahr 2022 war das schwächste Börsenjahr seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008. Der Dow Jones verlor auf Jahressicht rund 9%, der DAX hat 12% verloren. Der marktbreite S&P 500 Index ist mit einem Minus von rund 20% weiterhin im Bärenmarkt-Modus. Vor allem aber die zinssensitiven Technologie- und Wachstumswerte leiden unter den steigenden Zinsen. Mehr als 30% hat der Nasdaq 100 im Jahresverlauf eingebüßt.
Schlechte Ausgangslage
Die Ausgangslage für Aktien ist zu Beginn des neuen Börsenjahrs denkbar schlecht. Die Weltkonjunktur wird deutlich an Schwung verlieren. Die beiden führenden Industrienationen in Nordamerika und Europa – die USA und Deutschland – sind bereits (oder werden noch offiziell) in die Rezession fallen. Hinzu kommt die hartnäckig hohe Teuerung, die von den Notenbanken nun mit einer scharfen Wende in der Geldpolitik bekämpft wird. Vor allem die US-Notenbank Fed hat der Inflation den Kampf angesagt und nimmt mit aggressiven Zinserhöhungen ein Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession in Kauf.
Ein Blick auf die Bewertung zeigt, dass Aktien nur wenig Luft nach oben haben. Mit einem langfristigen Shiller-KGV von rund 28 im S&P 500 sind US-Aktien in der Breite nach wie vor nicht billig. Technologie- und Wachstumswerte werden weiter unter den steigenden Zinsen leiden.
Hoffen auf den Inflations-Dreh
Hoffnung macht, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. Darauf deuten auch die aktuellen Zahlen aus Deutschland hin, die überraschend stark zurückgegangen sind. Dass sich dieser Rückgang nun so zügig fortsetzt, ist aber unwahrscheinlich. Darum bleibt auch die Notenbank-Politik weiter restriktiv, wenn auch das Tempo künftiger Zinserhöhungen vorsichtig reduziert wird. Das bereitet grundsätzlich den Boden für den nächsten Aufschwung.
Anlagechancen ergeben sich selektiv bei Aktien von Unternehmen, denen es gelingt, Preissteigerungen weiter zu geben und die mit ihren Produkten und Services auch in einem rezessiven Umfeld profitieren. Von steigenden Zinsen profitieren z.B. Finanztitel, deren Margen sich sukzessive verbessern. Auch im Bereich der europäischen Small und MidCaps bietet die Korrektur inzwischen gute Einstiegsmöglichkeiten. Denn in Rezessionsphasen bleiben Unternehmen im Small Midcap Segment nur um etwa 5% hinter Large Cap Aktien und im ersten Jahr des Wirtschaftsaufschwungs übertreffen sie Large Cap Werte um satte 30%, so JP Morgan in einer aktuellen Performance-Analyse.