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Börsen im Fahnenstangen-Modus

Aktien-Korrektur überfällig

Die Bullen an der Börse sind gierig. Copyright: Pixabay
Zum Jahresauftakt hat der DAX mit knapp über 14.100 Punkten ein neues Allzeithoch markiert. Der Dow ist auf über 31.000 Zähler gestiegen. Die US-Technologiebörse galoppiert in atemberaubenden Tempo weiter. Und sogar japanische Aktien haben fast wieder 30.000 Punkte im Nikkei erreicht. Wie eine Rakete zieht der Kabutocho in Tokio nach oben und sogar sein Allzeithoch von fast 39.000 Punkten aus dem Jahr 1989 scheint in greifbare Nähe zu rücken. Kann das so weitergehen?
Die internationalen Börsen sind zu Jahresbeginn im Fahnenstangen-Modus. Am Fuße des Flaggenmastes stehen die Notenbanken. Sie ziehen die Märkte mit den Nullzinsen und den milliardenschweren Anleihekäufen rund um den Globus immer weiter und immer schneller nach oben. Die Bilanz der US-Notenbank wächst mit einer Rate von knapp 25% pro Jahr - das sind "Kriegsraten".

Überhitzungs-Tendenzen

Die Zeichen einer akuten Überhitzung an den Börsen mehren sich und verdichten sich deutlich. So ist auffällig, dass der designierte US-Präsident Joe Biden ein neues Konjunkturprogramm ankündigt, das an den Börsen aber fast verpufft. Biden will 2 Bio. Dollar insbesondere als Direktzahlungen an Familien bereitstellen. Das ist Geld, das praktisch mit dem Helikopter abgeworfen wird und zu großen Teilen direkt in den Konsum fließen dürfte. Es werden also Schulden gemacht, Geld in der Wirtschaft kanalisiert, Inflation angeheizt. Nur steigende Zinsen kann sich kaum ein Staat - und auch wenige andere Kreditnehmer - leisten.  

Zugleich entfernen sich viele Bewertungen mit Lichtgeschwindigkeit von jeglichen fundamentalen Eckdaten. Drei Beispiele: Die Aktien des südkoreanischen Autobauers Hyundai (Börsenwert immerhin 50 Mrd. USD) stiegen an einem Tag um sagenhafte 25% - und das nur, weil Hyundai erklärte, mit dem Tech-Konzern Apple über eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung eines E-Autos zu verhandeln. Später ließ der Autohersteller sogar die Luft aus der Nachricht ab, der Aktienkurs reagierte darauf aber nicht negativ.  

Musk twittert die falsche Aktie hoch

Auch Tesla-Chef Elon Musk hat mal wieder den Markt bewegt. Er twitterte, die Menschen mögen den Messenger-Dienst Signal und nicht mehr Whatsapp nutzen. Kurioser Börseneffekt: Die Aktie von Signal Advance, ein völlig unbekannter Penny-Stock, der für wenige US-Cents im US-Freiverkehr gehandelt wird, schoss binnen Stunden um über 1.000% auf über 38 US-Dollar nach oben. Anleger nahmen fälschlich an, das Unternehmen hätte etwas mit dem gar nicht börsennotierten Messenger Signal zu tun. Das ist pure Gier und Casino-Mentalität.

Auch die Wasserstoff-Aktien reihen sich hier in den Hype ein. Wir sind zwar von der Technik überzeugt, haben diverse Werte sogar schon seit 2015 als Investments empfohlen (vgl. FUCHS-Kapital vom 15.10.2015). Aber was hier gerade läuft, ist eine Super-Blase. Beispiel Plug Power. Das Unternehmen hat inzwischen einen Börsenwert von 33 Mrd. Dollar, bei einem Umsatz von 300.000 US-Dollar im Jahr und steigenden Verlusten. Noch vor Jahresfrist lag die Aktie bei 2,53 US-Dollar, heute steht sie bei 70 US-Dollar.

Ansturm auf die Billigbroker

Züge des Neuen Marktes sehen wir auch beim hohen Zustrom der Privatanleger an die Börsen. Vor allem in den USA hat sich die Zahl der Privat-Zocker enorm erhöht. Sie rennen neuen Billig-Brokern mit Online-Konten die Türen ein. Und sie kaufen Aktien "schon ab 1 Dollar" in Kleinst-Stückelungen, spekulieren auf Kredit mit Optionen (das Volumen zieht steil an) und wollen in immer kürzeren Fristen Rendite machen. Das ist ebenfalls eine Folge des von den "Geldhütern" ausgelösten Anlagenotstandes. Doch gerade mit billigem Geld ist die Gefahr groß, zu teuer einzukaufen.

Die Wucht der Liquiditätswelle ist groß. Allein seit Oktober sind die großen Leitbörsen um 20% gestiegen. Der DAX stand damals bei 11.000 Punkten, heute bei 14.000 Zählern. Die Börsen entkoppeln sich momentan immer schneller von der Realwirtschaft. Das wird nicht ewig gut gehen, jede Fahnenstange ist irgendwann zu Ende.
Fazit: Unser strategischer Blick ist unverändert. Solange die Notenbanken keinen Kurswechsel in ihrer Geldpolitik andeuten, bleiben Aktien das erste Investment. Es ist aber nicht sinnvoll sondern riskant, blind zu jedem beliebigen Kurs zu kaufen. Eine Marktkorrektur ist überfällig. Ziehen Sie also Stoppkurse an. Neue Käufe frühestens nach einem Rücksetzer Richtung 13.000 DAX-Punkte. Die Börsen müssen erst einmal Luft ablassen.
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