An den Börsen kommt es zum Realitäts-Check
Die Luft an den internationalen Aktienmärkten wird spürbar dünner. Sehr eindrücklich ist dies am Kursverlauf der US-Börse zu sehen. Alle drei marktweisenden Indizes (Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100) haben knapp unterhalb ihrer September-Hochs wieder den Rückwärtsgang eingelegt.
Die Rally der letzten Tage und Wochen findet somit keine uneingeschränkte Fortsetzung mehr. Vielmehr unterziehen Börsianer die Bewegungen an den Märkten nun einem Realitäts-Abgleich. Und dieser fällt nicht unbedingt zugunsten der Optimisten aus.
Unsicherheiten angesichts der Präsidentschaftswahlen und Corona
Die Sorgen werden aus verschiedenen Richtungen geschürt: Zum einen scheint sich an den Märkten die Meinung durchzusetzen, dass es mit einem weiteren US-Konjunkturprogramm gegen die Corona-Krise vor den Präsidentschaftswahlen im November wohl doch nichts wird. Zwar hatte US-Finanzminister Steven Mnuchin in dieser Woche noch einmal seine Bereitschaft zu weiteren Verhandlungen bekräftigt, zugleich hält er eine Einigung mit den Demokraten vor dem Wahltermin für schwierig. Die Aussicht auf weitere Stimuli hatte die US-Börsen während der letzten Tage maßgeblich beflügelt.
Zum anderen lässt der schnelle Anstieg von Corona-Neuinfektionen auf der ganzen Welt neue Ängste bezüglich eines erneuten Lockdowns entstehen. Hinzu kommt, dass die noch junge Quartalsberichtssaison in den USA durchwachsene Signale liefert. Hier kristallisiert sich vor allem ein Muster heraus: Unternehmen, die die Erwartungen des Marktes nicht erfüllen, werden über Gebühr abgestraft, während die Kursaufschläge bei Firmen mit positiven Gewinnüberraschungen nicht mehr übermäßig hoch ausfallen.
Die Börsen sind zu weit galoppiert
Das zeigt unseres Erachtens deutlich, dass der Optimismus an den Börsen an manchen Stellen einfach zu stark der Realität voraus geeilt ist. Die Fallhöhe, die die Märkte in einer eventuell nun beginnenden Korrektur einkalkulieren müssen, lässt sich anhand der langfristigen gleitenden Durchschnitte sehr gut messen. Demnach hätte der Dow Jones „Luft“ bis rund 26.700 Punkten, beim DAX verläuft die, inzwischen fallende, 200-Tage-Linie im Bereich von 12.100 Zählern. Eine Korrektur auf diese Levels wäre genau das – nämlich eine Korrektur. Die mittel- und langfristigen Aufwärtstrends sind bis zu diesen Bereichen weiter vollkommen intakt. Kritisch wird es erst darunter. Dann würde aus einer Korrektur, technisch gesehen, eine mittelfristige Trendwende.
Fazit: Ob aus dem aktuellen Rücksetzer eine größere Abwärtsbewegung wird, muss sich erst noch zeigen. Die hohe Dynamik spricht jedenfalls dafür, dass es in den kommenden Tagen auch an den Börsen noch etwas ungemütlicher wird. Sichern Sie gut im Plus liegende Positionen ab und halten Sie sich mit neuen Käufen noch zurück.