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Börsen peilen alte Höchstkurse an

Anlagenotstands-Rallye im Grenzbereich

© Easyturn / Getty Images / iStock
Die Börsen fahren ihre Anlagenotstands-Rallye weiter, sie kommen aber immer näher an den kritischen Grenzbereich. Die aktuellen Kursgewinne haben viel Hoffnung eingepreist, aber dabei ein erhebliches Risiko übersehen.
Die Börsen lassen sich von den derzeit ambivalenten Information nicht irritieren - sie ziehen einfach weiter hoch. Die Anlagenotstands-Rallye wird mit hoher Rasanz weitergefahren. Der DAX rennt schon fast ungestüm in Richtung Allzeithoch an. Das Hoch von 16.271 Punkten ist schon in Schlagdistanz. Auch der Dow hat sich über die 200-Tagelinie berappelt und ringt um den Sprung über 35.000 Punkte. Gelingt der, wäre der Weg auf das Allzeithoch bei 36.800 Punkte frei. Auch der Nasdaq-Index zieht weiter kräftig an.

Notenbank heizt Hoffnungen an

Motor dieser Bewegung ist Jerome Powell. Der Chef der US-Notenbank hat zwar erklärt, dass die US-Zinsen weiter steigen müssen. Seine Aussagen deuten aber darauf hin, dass die Fed nur noch kleine Zinsschritte machen wird. Das ist deshalb erstaunlich, weil der US-Arbeitsmarkt praktisch ausgetrocknet ist. Die Arbeitslosenquote ist auf 3,4% gefallen. Es gibt 5 Millionen offene Stellen, aber nur 2,5 Millionen Menschen, die Arbeit suchen. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass die Löhne in den USA sogar langsamer ansteigen als in den Vormonaten. Das allerdings ist Wasser auf die Mühlen der Fed. Zugleich verdichten sich die Anzeichen, dass die US-Wirtschaft ebenfalls nur eine moderate Rezession erleben wird - wenn überhaupt. Goldman Sachs schätzt das Rezessions-Risiko auf nur noch 25%.

Als Momentaufnahme sind das guten Nachrichten für die Börsen. Die Rezession fällt (gering) aus und die Inflation sinkt und Fed-Chef Powell geht für die USA von einer weiter fallenden Inflationsrate aus. In diesem Umfeld sind die Anleger bereit, ins Risiko zu gehen oder im Risiko zu bleiben. Das zeigt sich am Fear-and-Greed-Index. Das Pendel schlägt mit 73 von 100 Punkten schon wieder sehr deutlich in Richtung Gier aus. Und in dem Maße, wie sich die Börsen klettern, verstetigt sich die gefühlte Sicherheit der Investoren.

Fällt die Rezession aus, zieht auch die Inflation wieder an

FUCHS-Kapital glaubt aber weiterhin, dass diese "Anlagenotstands-Rallye" auf einer zunehmend sandigen Piste gefahren wird. Insbesondere wenn sich die Konjunkturhoffnungen erfüllen, ist an weiter rückläufige Inflationsraten nicht zu denken. Denn die Zweitrundeneffekte werden schon jetzt langsam sichtbar (FK vom 17.11.22.). Darauf haben jetzt auch Ökonomen hingewiesen. Demnach habe sich die Zusammensetzung der Inflationstreiber zuletzt geändert. Der Rückgang der Energiepreise hat die Inflationsrate gebremst. Vor allem Nahrungsmittel und viele andere Güter sind aber deutlich teurer geworden. Die Inflation ist in der Breite der Wirtschaft angekommen.  

Die eigentliche Frage lautet daher: Wie lange können die Unternehmen mit den steigenden Preisen zurecht kommen. Vorprodukte werden nach wie vor teurer. Hinzu kommen etliche Lohnrunden, die in Deutschland anstehen und teuer für die Unternehmen werden (FB vom 26.01.). Auch in den USA wird wieder Lohndruck entstehen, wenn die Konjunktur weiter so robust läuft und vielleicht sogar noch Fahrt aufnimmt. Das werden auch die Notenbanken nicht aus dem Blick verlieren dürfen.

Anleger vor strategischem Dilemma

Anleger stehen dennoch vor dem strategischen Dilemma, die Anlagenotstands-Rallye weiter mitzufahren zu müssen. Denn vom fahrenden Zug abspringen heißt, Rendite zu verlieren. Denn aus Verkäufen ergibt sich das Problem, dass es kaum Anlagealternativen mit einem passablen Chance-Risiko-Verhältnis und einem positiven Realzins gibt. Angesichts dynamisch steigender Kurse und vielfach guter Dividendenrenditen sind Aktien vermutlich derzeit weiter die aussichtsreichste und praktikabelste Anlageklasse.

Fazit: Wir rechnen damit, dass es einen zweiten spürbaren Inflationsschub geben wird. Die aktuelle Beruhigung ist nur vorübergehend. Nicht zu vergessen ist der Basiseffekt. Der sorgt dafür, dass auch geringere Inflationsraten eine erhebliche Geldentwertung bedeuten. Die Notenbanken bleiben somit unter Druck, die Börsen-Rallye wird zunehmend im Grenzbereich gefahren. Bauen Sie Absicherungen ein, kaufen Sie nur Aktien mit hohen Dividenden-Renditen.
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