Bayer verdaut Monsanto-Missgriff
Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Bayer erwirtschaftet knapp zwei Drittel seines Umsatzes (ca. 62%) außerhalb Westeuropas. Damit zählen die Leverkusener ganz klar zu den Profiteuren eines stärkeren Dollar-Kurses. Das breite Sortiment an Produkten und die Forschungsschwerpunkte des Konzerns sind auf die Gesundheitsversorgung, den Pflanzenschutz und die Schädlingsbekämpfung ausgerichtet.
Das operative Geschäft ist dabei in die Bereiche Pharmeceuticals, Consumer Health und Crop Scienece incl. Animal Health untergliedert. Das umfangreiche Produktangebot erstreckt sich von verschreibungspflichtigen Medikamenten über Aspirin, Alka-Selzer und anderen Schmerzmitteln, Dermatologika, Vitaminen, Blutzuckermessgeräten und Injektionssysteme bis hin zu Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie Produkten für Nutz- und Haustiere.
Monsanto-Missgriff allmählich verdaut
Der Kauf des Saatgut-Konzerns Monsanto vor fünf Jahren wurde für das Unternehmen und die Aktionäre zum Alptraum. Knapp 63 Milliarden Dollar hatte Bayer für Monsanto damals bezahlt. Inzwischen liegt der gesamte Börsenwert des Konzerns mit rund 50 Mrd. Euro deutlich unter dieser Kaufsumme. Rechtsstreitigkeiten und Schadensersatzklagen wegen des Pestizids Glyphosat kosteten bislang Milliarden.
Im Mai dieses Jahres hat Bayer nun einen Fünf-Punkte-Plan zur Beilegung der Glyphosat-Streitigkeiten in den USA vorgelegt. Das Unternehmen hat weitere 4,5 Milliarden Dollar zurückgestellt, um Forderungen im Rahmen von Vergleichen und Gerichtsverfahren abzudecken. Damit scheint Bayer die Sache aber langsam in den Griff zu bekommen.
Neues Nieren-Medikament ist verheißungsvoll
Fortschritte macht die Pharma-Sparte. Zu Wochenbeginn meldete der Konzern, sein klinisches Entwicklungsprogramm des Nierenmittels Finerenon (Markenname: Kerendia) um eine Phase-III-Studie bei Kindern und Jugendlichen mit chronischer Nierenerkrankung zu erweitern. Im Juli wurde das Mittel in den USA für erwachsene Patienten mit chronischer Nierenerkrankung zugelassen. Auch in der EU und in China sowie mehreren anderen Ländern weltweit hat Bayer Finerenon zur Marktzulassung eingereicht.
Bei Kindern und Jugendlichen mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) ist der ungedeckte Bedarf an neuen Behandlungsoptionen ebenso wie bei Erwachsenen hoch, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern und die Nierenfunktion zu erhalten. Weltweit leben mehr als 160 Millionen Patienten mit einer CKD und Ty-2-Diabetes. Finerenon biete eine mögliche neue Strategie, um weitere Nierenschäden zu verhindern und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse zu reduzieren, so Bayer in einer Mitteilung.
Aktie ist ein Value-Schnäppchen
Aus fundamentaler Sicht ist die Bayer-Aktie mit einem für 2022 geschätzten KGV von rund 7 und einer Dividendenrendite von rund 4% inzwischen ein Value-Schnäppchen. Im Kursverlauf der Aktie zeichnet sich inzwischen außerdem eine Bodenbildung ab. Langfristig orientierte Anleger kaufen erste Stücke.
Empfehlung: kaufen Kursziel: 65,40 EUR, Stop-Loss: unter 44,40 EUR (SK Xetra)