Bilanz-Vorwürfe bleiben bestehen
Der Zahlungsvermittler Wirecard kommt nicht zur Ruhe. Heute meldet das Unternehmen die Zahlen für das erste Quartal. Es ist nur die Frage, was diese Zahlen wert sind. Denn die Bilanz-Unklarheiten bleiben weiterhin bestehen. Der Sonderprüfbericht des Wirtschaftsprüfers KPMG zu den Bilanzen von Wirecard vor rund drei Wochen hat nicht den erhofften „Freispruch“ gebracht. Zwar entlastete die KPMG das Unternehmen in drei von vier Teilbereichen. Doch der vierte und bilanziell wichtigste Bereich bleibt weiterhin ein Buch mit sieben Siegeln. Hier geht es darum, wie Wirecard mithilfe externer Firmen (Drittpartner) Umsätze erwirtschaftet. Dieser Geschäftsbereich umfasst beinahe die Hälfte des Konzernumsatzes und einen bedeutenden Teil des operativen Gewinns.
Vorwürfe bleiben bestehen
Das Problem: KPMG hat die von der Wirtschaftszeitung Financial Times erhobenen Vorwürfe gegen das Unternehmen nicht bestätigt, aber eben auch nicht abschließend ausgeräumt. Als wäre dies noch nicht genug, hat die Anlegerkanzlei Tilp in dieser Woche nun Klage gegen den DAX-Konzern eingereicht. Nach Auffassung der Kanzlei habe sich das Unternehmen wegen verschiedener falscher, unterlassener oder unvollständiger Kapitalmarktmitteilungen gegenüber seinen Anteilseignern schadensersatzpflichtig gemacht. Und auch die Finanzaufsicht BaFin will sich nun der Sache annehmen und die Aussagen von Wirecard vor der Veröffentlichung des KPMG-Berichts durchleuchten.
Die Wirecard-Aktie bleibt somit weiter massiv unter Druck. Rund 40% Börsenwert verlor der Zahlungsvermittler binnen sieben Handelstagen. Aus technischer Sicht handelt die Aktie um 80 Euro an einer massiven und wichtigen Unterstützung. Sollte diese gebrochen werden, könnte es (rein charttechnisch betrachtet) bis etwa 50 Euro abwärts gehen.