Gegen Ende der Woche nahmen die internationalen Aktienmärkte noch einmal Fahrt auf. Der DAX eröffnete mit einem Aufwärtsgap (Kurslücke) von rund 50 Zählern. Damit übersprang er den kurzfristigen Widerstand von 9.800 Zählern. An den US-Börsen kletterten Dow Jones und S&P500-Index zum Wochenschluss zunächst auf neue Allzeithochs.
Drei Faktoren waren verantwortlich für die gute Laune unter den Anlegern. Zunächst entschieden sich die Schotten für einen Verbleib im Vereinigten Königreich. Die Abstimmung ging zwar mit 55% Pro-UK knapp aus. Das Ergebnis sorgte jedoch für Erleichterung unter den Börsianern. Als zweiter Kurstreiber erwies sich am Freitag der dreifache Verfalltermin von Futures und Optionskontrakten. Hier hatten viele mit einem ruhigen Verfall gerechnet und mussten sich eindecken, als die Kurse nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses aus Schottland auf breiter Front anzogen. Der DAX kletterte im frühen Handel weiter und verfehlte die Marke von 9.900 Zählern um knapp 10 Punkte. Drittens waren die Anleger gespannt auf den ersten Börsenkurs des chinesischen Internetgiganten Alibaba. Die Neuemission erfreute sich reger Nachfrage, so dass kurz vor Ablauf der Zeichnungsfrist die Bookbuildingspanne nach oben angepasst wurde. Die Zuteilung der neuen Papiere erfolgte zu 68 USD. Der erste Börsenkurs an der Wallstreet lag mit 92 Dollar rund 35% über dem Ausgabepreis.
Doch die Euphorie währte nicht lange. Im Tagesverlauf fielen die Aktienindizes von ihren Höchstkursen deutlich zurück und beendeten den Handel in der Nähe ihrer Tagestiefs. Zu Beginn der neuen Handelswoche gingen die Dividendentitel erneut auf Tauchstation. Schwache Wirtschaftsdaten aus der Eurozone ließen Aktieninvestoren in Deckung gehen. Sie kassierten die Kursgewinne der Vorwochen ein. Die Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone deuten auf ein weiter schwaches Wirtschaftswachstum in Europa. Der Sammelindex des Informationsdienstleisters Markit sank von 52,5 auf 52,3 Zähler. Auch aus Deutschland kamen keine hoffnungsvollen Zahlen. So sank der viel beachtete ifo-Geschäftsklimaindex das fünfte Mal in Folge auf 104,7 Zähler. Die Geschäftserwartungen trübten sich weiter ein. Hier sank der Index von 101,7 auf 99,3 Zähler.
Die Börse blieb von diesen schlechten Zahlen zur Wochenmitte unbeeindruckt. Nachdem der DAX kurz vor Bekanntgabe des ifo-Index unter die Marke von 9.600 Zähler gerutscht war, konnte sich der Markt nach den Zahlen wieder erholen. Mit einem weiteren Rückgang des ifo-Index hatten die meisten Marktteilnehmer bereits gerechnet. Nun spekuliert der Markt auf weitere Stimuli von Seiten der Europäischen Zentralbank (EZB).
Fazit: Bereits zu Wochenbeginn hat der DAX sein Korrekturpotenzial im Bereich von etwa 9.600 Zählern ausgeschöpft. Behält der Markt diese Dynamik bei, steht einem erneuten Anlauf auf die Jahreshochs nichts mehr entgegen. Anleger sollten bedenken, dass zum Ende eines Quartals oft auch Kurskosmetik institutioneller Investoren ein zu starkes Absinken der Notierungen verhindert. Erst signifikant oberhalb von 9.800 Zählern springt die Börsenampel auf Grün.