Börse: Tech-Korrektur und Zinsentscheidungen – Was Anleger jetzt wissen müssen
Die Volatilität an den internationalen Finanzmärkten nimmt spürbar zu. Die Bank of Japan hat zur Wochenmitte mit ihrem Zinsschritt den Märkten das geliefert, was sie sehen wollten und die eigene Währung damit zunächst einmal weiter gestärkt. Nach Worten des japanischen Notenbankchefs Kazuo Ueda war die Schwäche des Yen einer der Gründe für die Entscheidung, den Leitzins auf 0,25 Prozent zu erhöhen. Zudem ist die Bank of Japan offensichtlich zu weiteren Zinsanhebungen bereit. "Wenn sich Wirtschaft und Preise im Einklang mit unserer Prognose entwickeln, werden wir die Zinsen weiter anheben. Wir sehen die 0,5% nicht als wichtiges Hindernis", kommentierte Ueda den Zinsschritt.
Während im Land der aufgehenden Sonne damit die Zinsen bereits wieder steigen, öffnet jenseits des Atlantiks die US-Notenbank Fed die Tür für eine Zinssenkung im September. Zwar hat die Fed auf ihrer Zinssitzung in dieser Woche den Leitzins erwartungsgemäß nicht verändert, allerdings nahmen die Notenbanker zwei wichtige Änderungen an ihrem geldpolitischen Statement vor, mit denen sie die jüngsten Fortschritte im Kampf gegen die Inflation lobten, ohne sich jedoch ausdrücklich zu einer Zinssenkung zu verpflichten. Fed-Chef Jerome Powell sagte im Anschluss an den Zinsentscheid, dass eine Zinssenkung schon bei der nächsten Sitzung im September "auf dem Tisch liegen" könnte. Doch da die Märkte immer wieder "überrascht" werden von dem, "was nicht sein darf" – unerwartet hohe Inflationsraten nämlich, wie zuletzt in der Eurozone mit 2,6% statt der erwarteten 2,5% – schließen wir auf die Zinssenkung noch keine Wetten ab.
Korrektur beendet
Die von den großen Tech-Konzernen eingeleitete Korrektur an den Aktienmärkten, die zum Teil durch Umschichtungen in Small- und MidCaps ausgeglichen wurde, scheint indes bereits wieder beendet zu sein. Der marktbreite S&P 500 hat an seinem 50-Tage-Durchschnitt noch einmal die Kurve gekriegt, dem Dow Jones fehlen nur noch etwa 400 Punkte bis zum Allzeithoch und der zuletzt arg gebeutelte Tech-Index Nasdaq versucht sich bereits wieder am Sprung über die 50-Tage-Linie.
Gründe dafür liefert neben der Zinsdiskussion die vergleichsweise solide verlaufene Quartalsberichtssaison in den USA. Allerdings gibt es auch hier „Licht und Schatten“. So kann der Software-Riese Microsoft (-2%) zwar mit soliden Zahlen überzeugen, doch das Wachstum im Cloud-Geschäft liegt mit 29% um 1% unter den Erwartungen. Oder Pinterest (-14%) - die Online-Pinnwand verzeichnete zwar ein hohes Umsatzwachstun von mehr als 21%, schockte den Markt aber mit einem schwachen Ausblick und höheren Kosten.
Mehr Unsicherheit, größere Schwankungen
Mit den höheren Kursschwankungen rücken zudem die Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum wieder in den Blick. So hat sich die Wirtschaftstätigkeit in den USA seit Mai spürbar verlangsamt. Eine Verbesserung des Verbrauchervertrauens in der zweiten Jahreshälfte könnte diesen Trend umkehren.
Zudem nehmen die politischen Spannungen im Nahen Osten nach den Tötungen eines Hisbollah-Kommandeurs und des Hamas-Auslandschefs Hanija weiter zu. Während die Ölpreise darauf reagierten und um gut 5% anzogen, werden diese Risiken (Kriegsgefahr, höherer Ölpreis, höhere Inflation) von den Aktienmärkten weiterhin ignoriert.