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Irren-Rally vor dem Aus

Börsen fundamental und technisch ausgereizt

Die Märkte feiern weiter. Der DAX hat binnen nur einer Woche über 1.000 Punkte zugelegt. Das war ein kräftiger Schluck aus der Pulle. Es ist Zeit zum Durchatmen.

Die Märkte fahren ihre Irren-Rally weiter. Der DAX hat binnen nur einer Woche glatte 1.000 Punkte zugelegt. Jetzt hat der Index die 200-Tagetrendlinie bei 10.800 Punkten touchiert. Auch die US-Börsen sind weiter kräftig gestiegen und stoßen nun ebenfalls an der wichtigen Trendlinie an große Widerstände. 

Die Märkte geben sich weiter ihren Illusionen hin (FK vom 21.5.). Vor allem die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Konjunktur - angestoßen von billigem Geld - treibt die Kurse momentan an. Geradezu euphorisiert feiern die Börsen das Paket von 750 Milliarden Euro für Europa. Unsere Bedenken, dass dieses neu geschöpfte Geld konjunkturell viel bewirken wird, bleiben dagegen bestehen. 

Zähe wirtschaftliche Erholung voraus

Die Erholung der Realwirtschaft dürfte deutlich zäher verlaufen als nach der Finanzkrise 200/09. Darauf deutet auch ein Vergleich des Statistischen Bundesamtes hin. Die Mathematiker haben die realwirtschaftlichen Daten von damals und heute einmal nebeneinander gestellt. Nach jeweils einem Quartal Krisenmodus zeigt sich, dass heute alle Parameter - vom BIP, über die Auftragseingang, Exporte, Produktionsindex, Einzelhandelsumsätze usw. - deutlich schlechter sind (https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/krisenmonitor.html). Selbst wenn der Vergleich einige Unschärfen enthält, ist das Bild für uns doch sehr eindeutig. Die nächsten beiden Quartale werden aller Voraussicht nach schlecht.

Wir glauben daher auch weiter daran, dass die Börsen mit dem Corona-Schock in einen Bärenmarkt gekippt sind. Solche Märkte verlaufen immer nach dem gleichen Muster. Einem ersten Schock-Abverkauf folgt eine recht zügige Erholung. Die kann kräftig ausfallen und durchaus 50% der zuvor erreichten Kursverluste aufholen. Getrieben wird diese Kaufwelle von ersten Schnäppchenjägern, politischen Rettungseingriffen und Beruhigungsmaßnahmen und der Annahme, dass alles nicht so schlimm wird. 

Typischer Verlauf eines Bärenmarktes

Typisch für einen Bärenmarkt: Wenn es gerade so scheint, als wäre das Schlimmste überstanden, kippen die Märkte erneut nach unten ab. Sie erleben dann einen Ernüchterungs-Effekt, weil es eben doch scharfe realwirtschaftliche Verwerfungen gibt, die von dem Krisenereignis ausgelöst, aber erst viel später entdeckt wurden. Wir meinen, dass wir uns nun nahe genau diese erneuten Drehpunktes befinden. 

Unsere Börsenerfahrung lehrt uns auch, dass Bärenmärkte fast nie nur wenige Wochen andauern. Seit den 60er Jahren gab es fast 10 Bärenmärkte. Jeder von ihnen dauerte knapp 6 Monate bis zu 2,5 Jahren. Und in jedem Bärenmarkt gab es eine ausgeprägte zweite Verkaufswelle. Das erwarten wir auch diesmal. 

Irrationale Kursbewegungen

In jedem Fall geht uns die Markterholung angesichts der fundamentalen Unsicherheiten für die globale Konjunktur viel zu schnell. Ausgelöst wird sie vermutlich auch durch einige erzwungene Käufe von Short-Spekulanten, die ihre Positionen momentan glattstellen müssen. Dass Aktien wie TUI sich binnen Wochenfrist glatt verdoppeln - immerhin mit einer Milliarden-Marktkapitalisierung - ist extrem ungewöhnlich. Wir erinnern uns gern an den Börsenreporter Friedhelm Busch, der in den 90er Jahren für NTV vom Parkett berichtete. Eine seiner Lieblingsfloskeln: "Das war ein ordentlicher Schluck aus der Pulle." Busch brachte sie damals an, wenn der DAX oder eine Aktie binnen Tagesfrist um 1,5% gestiegen war. Was würde er wohl heute zu den Kursbewegungen sagen?

Zu akuter Vorsicht mahnt uns auch die Entwicklung in Hongkong. Die politischen Spannungen nehmen dort wieder stark zu. Der Börse von Hongkong gefällt das gar nicht. Sie steht seit Tagen unter Druck. Dass die USA sich nun hier zurückhalten, ist angesichts des Wahlkampfs eher unwahrscheinlich. Eine erneute Eskalation mit China, ein Aufflammen des Handelskonfliktes kann nicht ausgeschlossen werden. Für die Märkte wäre das sicher ein Problem.  

Fazit: Wir bleiben bei unserem Bärenmarkt-Szenario. Die Börsen übertreiben fundamental und sind technisch ausgereizt. Eine Korrektur ist sehr wahrscheinlich (DAX 10.900). Nehmen Sie Gewinne mit und sichern Sie Positionen ab. Neue Käufe erst bei tieferen Kursen.

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